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Dresden landet im Ranking auf Platz 2 der unhöflichsten Städte

Die Dresdner schauen ständig aufs Smartphone, sind unfreundlich zu Servicepersonal und geben wenig Trinkgeld. Das legt zumindest eine aktuelle Studie nahe. Wie diese zu bewerten ist.

Von Dominique Bielmeier
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Wunderschönes Dresden, unhöfliche Dresdner? Laut einer neuen Erhebung landet die Stadt in einer Liste unhöflicher Städte auf dem zweiten Platz.
Wunderschönes Dresden, unhöfliche Dresdner? Laut einer neuen Erhebung landet die Stadt in einer Liste unhöflicher Städte auf dem zweiten Platz. © dpa

Dresden. Erst vor Kurzem hat der Reiseführer "Lonely Planet" Dresden unter den Top-Reisezielen 2023 aufgeführt, was in diesem Jahr besonders viele Touristen in die Stadt führen könnte. Aber treffen sie dort dann etwa auf besonders unhöfliche Menschen? Das legt zumindest eine aktuelle Studie nahe. Was dahintersteckt und warum man als Dresdner nicht verzweifeln muss.

Wer hat die Studie auf welcher methodischen Grundlage erstellt?

Hinter der Untersuchung steckt die Sprachlernplattform Preply aus den USA. Zur Methodik erklärt diese: "Vom 2. bis 7. November 2022 haben wir 1.525 Einwohnende in den 20 größten Städten Deutschlands befragt. Um an der von Censuswide durchgeführten Umfrage teilzunehmen, war ein Wohnsitz von mindestens zwölf Monaten erforderlich."

Um die höflichsten und unhöflichsten Städte zu ermitteln, seien die Teilnehmer gefragt worden, wie oft sie in ihrem Wohnort zwölf typische unhöfliche Verhaltensweisen beobachteten. "Aus den Ergebnissen haben wir dann den Durchschnittswert für jede einzelne Stadt errechnet, um eine Rangfolge zu erstellen."

Die Ergebnisse zeigten auch, "welche unhöflichen Verhaltensweisen am weitesten verbreitet sind". Außerdem sollten die Teilnehmer angeben, was sie über Trinkgeld denken und ob sie die Einheimischen oder Zugezogene unhöflicher finden.

Auf der Plattform Preply kann sich im Prinzip jeder kostenlos als Lehrkraft registrieren und Sprachen gegen Bezahlung online unterrichten. Das Unternehmen behält dabei eine Provision von mindestens 18 Prozent je Unterrichtsstunde ein. Die Erhebung dient Preply wohl in erster Hinsicht dazu, seine Bekanntheit auszuweiten.

Was wurde in der Studie alles als "unhöflich" gewertet?

"Wir wollten in unserer Studie nicht nur herausfinden, in welchen Städten Deutschlands die höflichsten und unhöflichsten Menschen leben", schreibt Preply. "Uns hat auch interessiert, welche unhöflichen Verhaltensweisen am weitesten im Land verbreitet sind."

Die Ergebnisse seien eindeutig: "Die Tatsache, dass die Menschen in ihr Smartphone vertieft sind, ist die gängigste unhöfliche Verhaltensweise in Deutschland." Zur Wahl gestellt wurden unter anderem außerdem laut sein in der Öffentlichkeit, Warteschlangen umgehen, anderen Verkehrsteilnehmern keine Vorfahrt lassen sowie kein Trinkgeld geben.

Welche Städte haben am besten und schlechtesten abgeschnitten beim Thema Höflichkeit?

Glaubt man den Ergebnissen der Studie, so liegen die unhöflichste und die höflichste Stadt überraschend nahe beieinander: Während die Menschen in Essen am unhöflichsten seien, weil sie besonders oft in ihr Smartphone vertieft und Fremden gegenüber abweisend seien sowie allgemein eine "geschlossene Körpersprache" zeigten, wurden die Bochumer als am höflichsten gewertet.

Die Auftraggeber der Studie sehen das als "große Überraschung": "Schließlich braucht man mit dem Zug nur etwa acht Minuten von Bochum nach Essen." An der geografischen Lage könne es also nicht liegen.

Auch in Bremen und Hannover leben laut der Erhebung besonders höfliche Menschen, auf Platz zwei und drei der unhöflichen Städte landen Dresden und Frankfurt am Main. Außerdem bitter aus Dresdner Sicht: Dauer-Konkurrent Leipzig ist auf Rang 7 - der höflichsten Städte.

Die höflichsten deutschen Städte:

  • 1: Bochum
  • 2: Bremen
  • 3: Hannover
  • 4: Nürnberg
  • 5: Bonn
  • 6: Münster
  • 7: Leipzig
  • 8: Düsseldorf
  • 9: Hamburg
  • 10: Duisburg

Die unhöflichsten Städte in Deutschland laut Studie:

  • 1: Essen
  • 2: Dresden
  • 3: Frankfurt
  • 4: Köln
  • 5: Dortmund
  • 6: München
  • 7: Berlin
  • 8: Stuttgart
  • 9: Bielefeld
  • 10: Land (durchschnittlicher Unhöflichkeitswert)

Warum ist Dresden auf dem zweiten Platz der unhöflichsten Städte gelandet?

Dresden liegt im Negativ-Ranking sogar noch weit vor Berlin (Rang 7). Was haben die Dresdner angestellt, um als so unhöflich eingestuft zu werden? Laut der Studie sind die Einwohner Spitzenreiter darin, in der Öffentlichkeit ständig aufs Handy zu schauen und besonders unhöflich zu Servicepersonal zu sein. Auch beim Trinkgeld ist man in Dresden offenbar besonders knausrig: Hier werden nur gut sieben Prozent auf eine Rechnung aufgeschlagen.

Wer das nun auf Zugezogene schieben möchte, wird von den Studienmachern enttäuscht: Die Befragten gaben unter anderem in Dresden häufiger an, dass Einheimische unhöflicher seien.

Wie sind die Ergebnisse der Studie zu bewerten?

Nicht allzu ernst. Zunächst handelt es sich um keine repräsentative Befragung und die abgefragten Unhöflichkeitskriterien sind sehr subjektiv. Auch die Studienmacher selbst sagen, dass ein "gutes" Abschneiden in der Liste der unhöflichen Städte noch nicht heißt, dass die Menschen besonders unhöflich sind: "Zwar zeigen unsere Ergebnisse, dass die Menschen in einigen Städten höflicher sind als in anderen, grundsätzlich haben die Deutschen aber eine durchaus höfliche Natur", heißt es. Auf der "Unhöflichkeits-Skala" von eins bis zehn liege der Durchschnittswert aller Städte zusammengenommen bei nur 5,84, der höchste bei 6,47 und der niedrigste bei 5,17. Dresden erreichte 6,12.