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Demonstration in Dresden: Hunderte erinnern an das Unrecht der Nazi-Diktatur

Unter dem Titel "Mahngang Täter*innenspuren" sind am Sonntag Orte des NS-Unrechts in Dresden in den Fokus genommen worden. Dieses Mal ging es um die Kunst, die keine fremden Einflüsse mehr duldete.

Von Juliane Just
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Der "Mahngang Täter*innenspuren" nimmt die Zerstörung der Stadt am 13. Februar 1945 zum Anlass, Orte des NS-Unrechts in Dresden zu beleuchten.
Der "Mahngang Täter*innenspuren" nimmt die Zerstörung der Stadt am 13. Februar 1945 zum Anlass, Orte des NS-Unrechts in Dresden zu beleuchten. © René Meinig

Dresden. Wie viel Einfluss haben die Nationalsozialisten auf die Kunst genommen? Wurde die NS-Ideologie den freien Künsten übergestülpt? Und wenn ja, wie? Der "Mahngang Täter*innenspuren" wollte diese Fragen am Sonntag beantworten. Die Mahngang-Organisatoren rufen jährlich die Orte des NS-Unrechts in Dresden in Erinnerung.

Etwa 200 Personen versammelten sich für die 13. Auflage des Mahngangs auf dem Theaterplatz. "Viel zu oft wird in der offiziellen Erinnerungspolitik der Opfer der Bombenangriffe gedacht, doch Verursacher und Ursachen der Nazi-Zeit spielen keine entscheidende Rolle", sagte eine der Organisatorinnen zu Beginn. Dabei sei die Stadt "eine der Vorreiterinnen bei der Durchsetzung der Nazi-Ideologie" gewesen.

Anlass für das diesjährige Erinnern ist die Ausstellung "Entartete Kunst" im Lichthof des Dresdner Rathauses vor 90 Jahren. An drei Stationen - dem Theaterplatz, dem Rathaus und der Akademie der Künste - erhielten Teilnehmer einen Einblick dazu, wie die Nazis in die Theaterwelt, in die Bildende Kunst sowie die Lehre hier in Dresden eingriffen und diesen ihre Ideologie überstülpten, so die Organisatoren.

NS-Ideologie durchdrang alle Gesellschaftsformen in Dresden

Es gehe darum, die Geschichtsdeutungen kritisch zu hinterfragen. Die NS-Ideologie durchdrang auch in Dresden alle Gesellschaftsformen, auch die Künste. "Die deutsche Kunst sollte von 'fremdrassigen Einflüssen' befreit werden", sagt Wolfram Nagel, der als Vertreter der Jüdischen Gemeinde einen Vortrag bei der Veranstaltung hielt.

Ein zweiter Vortrag beleuchtete die Geschichte von Fritz Busch. Der damalige Generalmusikdirektor der Semperoper wurde im März 1933 durch die Nationalsozialisten seines Amtes enthoben. Busch war mit seinem Eintreten für die musikalische Moderne und seinem deutlichen Bekenntnis zur Weimarer Republik ein Gegner des damals aufkommenden Nationalsozialismus.

"Die Täter kenntlich zu machen, ist immer wieder wichtig", erklärte der Chefdramaturg und stellvertretende Intendant der Semperoper, Johann Casimir Eule, im Vorfeld der Veranstaltung. Musikalisch untermalt wurden die Vorträge von der Sopranistin Alice Rossi und dem Pianisten Johannes Wulff-Woesten von der Semperoper Dresden.