Dresden. Die Abwässer des rechtselbischen Dresdner Stadtgebiets kommen jetzt auf neuem Wege zum Klärwerk Kaditz. Nötig ist das, da der letzte, 1,5 Kilometer lange Abschnitt des Neustädter Hauptkanals, der in der Fachsprache als Abfangkanal bezeichnet wird, saniert wird. Dabei handelt es sich um das Stück vom Beginn der Scharfenberger Straße an der Flutrinne bis zum Klärwerk Kaditz. Damit das Abwasser dennoch gut zum Klärwerk Kaditz kommt und es keine zu großen Verkehrseinschränkungen gibt, ist großer Aufwand nötig.
Seit Juni wurde eine 2,6 Kilometer lange Ersatzleitung durch die Flutrinne und durch das Gelände der Schlammbehandlungen mit den Kaditzer Faultürmen zum Klärwerk gebaut. Diese Umgehung konnte in der vergangenen Woche in Betrieb genommen werden, teilt Projektleiter Heiko Nytsch von der Stadtentwässerung mit.
Von der Scharfenberger Straße durch die Flutrinne ist die Ersatzleitung 1,4 Meter hoch. Am Gelände der Schlammbehandlung des Klärwerks wurde ein Pumpwerk errichtet. Das drückt das Abwasser danach durch eine einen Kilometer lange Druckleitung bis zum Anschluss des Neustädter Abfangkanals im Klärwerk. So ist jetzt der Weg frei für die Sanierer in der alten, bis zu 2,5 Meter hohen Röhre.
Eigentlich sollte die Ersatzleitung an der Feuerwehr-Zentrale in Übigau vorbeiführen. Dort wäre aber eine Durchfahrtshöhe von mindestens vier Metern unter dem Rohr nötig gewesen. Da dies nicht möglich ist, wurde die Leitung durch die Flutrinne zum Klärwerk gebaut. Damit ist sie einen guten Kilometer länger als der Sanierungsabschnitt.
Jetzt beginnen Mitarbeiter der Stadtentwässerung damit, den ersten, rund 500 Meter langen Abschnitt des Abfangkanals zu reinigen. Er verläuft im Untergrund vom Beginn der Scharfenberger Straße an der Flutrinne bis zur Ecke Scharfenberger/Kaditzer Straße unweit des Katastrophenschutzzentrums. Dort war eine der drei großen Gruben mit einem sogenannten Berliner Verbau errichtet worden, deren Wände mit Stahlträgern und Holzelementen gesichert sind.
Mit einem von der Stadtentwässerung selbst entwickelten fahrbaren Wagen mit Düsen wird die Röhre mit Hochdruck von Schlamm und Dreck befreit. Geschätzt wird, dass so 300 Tonnen Sand und Dreck weggespült werden. Ein großes Saug- und Spülfahrzeug holt sie dann mit einem großen Schlauch aus dem Kanal. Im Dezember soll dann die Sanierung in diesem ersten Abschnitt beginnen.
Dabei werden per Kran glasfaserverstärkte Kunststoffrohre über die Grube eingehoben, die meistens drei Meter lang sind. Motorgetriebene Wagen werden sie unterirdisch in den alten Kanal bugsieren, wo sie letztlich zusammengefügt werden. So entsteht ein neuer dichter Kanal in der alten Abwasserröhre. Geplant ist, dass die Sanierung bis Anfang 2022 dauert. Insgesamt investiert die Stadtentwässerung für das Großprojekt rund 15 Millionen Euro.
Würde der alte Kanal komplett auf herkömmliche Weise erneuert, müsste die gesamte Straße aufgerissen werden, um neue Betonröhren einzusetzen. Mit dem Verfahren war zuletzt der Kanal-Abschnitt auf der Kötzschenbroder Straße ab dem Ballhaus Watzke instandgesetzt worden. Allerdings verlief dort die Abwasserleitung auf dem Geh- und Radweg direkt daneben, weshalb mehr Sperrungen nötig waren. Das rund einen Kilometer lange Stück konnte im April dieses Jahres freigegeben werden.