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Die Macher des Palaissommers in Dresden: Wie der Vater, so der Sohn

Junior Gustav veranstaltet Technopartys, Senior Jörg Polenz den Dresdner Palaissommer. Dort sind sie gerade zusammen ein super Team.

Von Nadja Laske
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Techno vor der Frauenkirche? Eher nicht. Aber viele andere Pläne haben Vater Jörg Polenz und Sohn Gustav, um Dresden kulturell zu beleben.
Techno vor der Frauenkirche? Eher nicht. Aber viele andere Pläne haben Vater Jörg Polenz und Sohn Gustav, um Dresden kulturell zu beleben. © Sven Ellger

Dresden. Die Frage war schon falsch. Da konnte die Antwort ja schlecht richtig sein. Was studiere ich? Wenn Gustav Polenz an die Zeit nach dem Abi denkt, fühlt er sich heute viel schlauer. Jetzt weiß er, dass BWL zu studieren, eine Fehlentscheidung werden musste. Er hat abgebrochen, und fragt sich nun ganz andere Sachen.

"Ich will nicht an die Uni und eine Ausbildung fange ich auch nicht an", sagt der 20-Jährige. Große Augen machen da sicher nicht nur Die Ärzte: "Junge, warum hast du nichts gelernt?!" Stimmt ja auch nicht. Gustav lernt jeden Tag - in der Praxis, die er sich selbst wählt.

Dass man in Deutschland nicht ohne Berufsabschluss durchs Leben gehen sollte und unser Ausbildungssystem seinesgleichen sucht, all das ist ihm natürlich klar. Für Leute, die genau wissen, dass sie Lehrer, Friseur, Banker, Dachdecker werden wollen, sei das ja auch in Ordnung, meint er. Ebenso für solche, denen die Idee von einem eigenen Unternehmen fehlt.

Von Clubs an den Dresdner Neumarkt

Gustav hingegen brennt für seinen Plan. Schon als Schüler hat er zusammen mit einem Freund Musik produziert und als DJ aufgelegt. Dann wurde der Wunsch groß, auch selbstständig Partys zu veranstalten. "Wir haben mal dienstags den Anruf bekommen, dass wir mittwochs einen Club bespielen können, und es hinbekommen. Rund 300 Leute waren da", erzählt er.

Eine der nächsten Partys war mit 600 Gästen doppelt so gut besucht. Gustav kennt sich in der Technoszene gut aus, hat Spaß daran und einen Vorsatz: "Ich will damit mein Geld verdienen." Inzwischen hat er mit Kumpels das Kollektiv "Élos" gegründet und eine richtige Firma entwickelt, mit der er Clubnächte veranstaltet.

Von illegalen Technopartys hält er nichts, auch nicht von der Musik, die dort gespielt werde. "Ich finde, auch Techno sollte tanzbar und in gewisser Weise melodisch sein, nicht nur laut und dreckig."

Momentan haben die meisten Clubs Sommerpause, auch Gustav lädt zurzeit nicht in der gut tausendköpfigen Whatsapp-Gruppe des Kollektivs zum Feiern ein. Die ruhige Phase am Technohimmel nutzt er für ein sehr konträres Projekt: Man könnte es salopp Polenz & Polenz nennen: Zusammen mit seinem Vater, Jörg Polenz, und dem gesamten Team sorgt er dafür, dass der Palaissommer jeden Abend ein Erfolg wird - auf dem Neumarkt, im Ostra-Dome und im Alaunpark.

An diesen drei Standorten bietet das kostenlose Sommer-Open-Air inzwischen Programme an, seit das ursprüngliche Areal am Japanischen Palais, nach dem das Festival einst benannt wurde, per Ausschreibung verloren ging - zunächst nur für Polenz und sein Gesellschaft, inzwischen auch für alle anderen Dresdner. Denn der neue Betreiber hat sein Programm für das Areal deutlich abgespeckt. Der Ort ist verwaist.

"Palaissommer viel größer, Aufgabenspektrum breiter"

Doch Polenz' Unternehmen will sich nicht in Rückblicken ergehen und hat mit seiner Neuaufstellung deutlich gewonnen. Mehr denn je zu tun gibt es diesen Sommer, das sichert auch Gustav spannende Aufgaben.

"Ich arbeite in der Leitung mit, habe an bestimmten Abenden den Hut für die Veranstaltungen auf und kümmere mich um die Kommunikation", erzählt er. Die Arbeit sei für ihn wie eine Ausbildung. "Ich lerne ganz viel über die Organisation eines solch großen Festivals." Das alles an der Seite seines Vaters zu erleben, sei besonders schön.

Im Vergleich mit seinen eigenen Veranstaltungen ist das Team hier viel größer und das Spektrum an Aufgaben breiter. "Das macht stressresistent und schult darin, viel Größeres zu überblicken."

Wenn der Sommer zu Ende geht und die Clubs der Stadt erwachen, will Gustav wieder zum Feiern, zumeist in den Club Paula, einladen. Zufrieden ist er damit lange noch nicht: "Ich will einen eigenen Club beleben. Das ist mein nächstes Ziel."