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Podcast "Audio Nursing" aus Dresden: Wissen to go für Pflege-Azubis

Das Podcast-Team Katja Metz und Lorenz Nitsche befördert Lehrstoff über den Gehörgang ins Gehirn. Mit akustischen Häppchen helfen sie nicht nur den Auszubildenden am Städtischen Klinikum Dresden.

Von Nadja Laske
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Ihre Pflege-Podcasts produzieren Katja Metz und Lorenz Nitsche längst nicht mehr mit dem Handy daheim. Am Städtischen Klinikum haben sie inzwischen ein eigenes Studio mit professioneller Technik.
Ihre Pflege-Podcasts produzieren Katja Metz und Lorenz Nitsche längst nicht mehr mit dem Handy daheim. Am Städtischen Klinikum haben sie inzwischen ein eigenes Studio mit professioneller Technik. © René Meinig

Dresden. Drei dicke Bände, die Respekt einflößen: Anatomie und Psychologie, Pflege, Krankheitslehre. Sie geben eine vage Vorstellung vom geballten Wissen junger Leute, die nach drei Jahren Ausbildung kranke und alte Menschen pflegen. Was in den Wälzern schwarz auf weiß steht, wird nun aber auch zu hören sein - kurzweilig, lebendig, manchmal überraschend und auf den Punkt gebracht.

Schon vor drei Jahren hatte Katja Metz die Idee, den Ratschlag der Alten zu erweitern. Stiehl mit den Augen, legen sie Lernenden ans Herz. Mit den Ohren klappt das ebenso gut. Als passionierte Podcasthörerin weiß das die 44-Jährige nur zu gut. In den Hör-Häppchen, die in schier unendlicher Menge im Internet zu finden sind, lernt sie täglich Dinge über den Weltenlauf, informiert sich über aktuelle Themen, gruselt sich bei Kriminellem, amüsiert sich mit Comedians und lauscht den Ausführungen inspirierender Persönlichkeiten.

"Ich bin podcastsüchtig", gestand sie schon im Spätsommer 2020, als sie ihr besonderes Projekt der SZ vorstellte. Damals hatte sie gerade Mitstreiter gefunden: Kollegen, die sich rasch davon begeistern ließen, selbst einen Podcast zu produzieren und Chefs, die das sinnvoll fanden. Als Ausbilderin am Städtischen Klinikum kennt Katja Metz das Curriculum angehender Pflegefachkräfte sehr gut, und allzu lange liegt ihre eigene Azubi-Zeit nicht zurück. So kann sie sich gut daran erinnern, wie sie sich als Neuling fühlte.

Ausbildungsstart ohne 1.000 Fragezeichen

Als sie ins erste Lehrjahr startete, hatte sie einen gewissen Vorteil, der den meisten Azubis fehlt: Sie war kein Teenager mehr, sondern eine erwachsene Frau mit Lebenserfahrung und Selbstsicherheit. Denn erst mit Mitte 30 hatte sie sich entschlossen, ihren Kindheitstraum Krankenschwester wahrzumachen. Damit verabschiedete sie sich nach 15 Jahren von ihrem Berufsleben als Steuerfachgehilfin, absolvierte ein Praktikum fand sich - überhaupt nicht überraschend - in ihrer Entscheidung bestätigt und bewarb sich um einen Ausbildungsplatz.

"Selbst für mich war die Flut an neuen Eindrücken und Anforderungen beängstigend", erinnert sie sich. Was passiert, nachdem ich mich beworben und eine Zusage bekommen habe? Der Ausbildungsbeginn ist dann ja noch so lange hin. Wie verläuft der erste Tag? Woran muss ich denken? Wer ist mein Ansprechpartner? All diese Fragen beschäftigen die Neulinge, also beginnt die Podcastreihe mit dem Namen "Audio Nurcing" mit Antworten genau darauf.

Die ersten Podcasts widmete Katja Metz außerdem ihrem absoluten Steckenpferd, der Psychiatrie. In diesem Bereich arbeitete sie selbst und kannte von da auch ihren Mitstreiter Lorenz Nitsche. Ihn hatte sie als Praxisanleiterin bereits als Prüfling erlebt. Später wurde der heute 32-Jährige ihr Kollege.

Nun sind die beiden das Podcast-Duo und haben ihre kleinen Hörlehrbücher nach Kapiteln zu Persönlichkeitsstörung, Demenz, Schizophrenie und Sucht um viele weitere ergänzt. Denn die Podcast-Produktion ist nach Corona erst so richtig in Schwung geraten: Die Klinik stellte dafür Mittel und Technik zur Verfügung.

Sechs bis acht Stunden Arbeit für eine Podcast-Folge

Neben ihren Jobs - Lorenz als Pflegefachkraft und Katja mittlerweile als Leiterin der neuen Ausbildungsstation am Standort Friedrichstadt - sitzen sie nun ganz offiziell über Konzepten, Skripten und Tonreglern am Mischpult in ihrem kleinen Aufnahmestudio. Rund sechs bis acht Stunden dauert es, bis eine Folge online gehen kann. Anfänglich hatten sie ihre ersten Tonspuren per Handy und App zu Hause besprochen. Katjas Mann, der beim Rundfunk arbeitet, half dabei. Nun ist zu hören: Da sind Profis am Werk, pflegerisch-medizinisch und als Sprecher.

Mit Fachwissen zu Thrombosepraphylaxe, Soor und Parotitis, Atmung, Blutdruck und Puls, Temperatur starten die beiden geradewegs durch vom Gehörgang bis ins Gehirn. Jeden Mittwoch erscheint ein neuer Teil des Hör-Lehrbuches, in dem regelmäßig auch Spezialisten aus den Reihen der Ärzteschaft und andere Mitarbeiter des Klinikums zu Wort kommen werden.

Nicht nur an die Pflegeazubis des eigenen Hauses richtet sich das Angebot. Es kann jedem helfen, der gerade mit der Flut des Lehrstoffs ringt. Oder auch in der Praxis mit ungewohnten Dingen in Berührung kommt. Die können für Anfänger verstörend sein. Ganz besonders, wenn es um körperliche oder auch emotionale Intimitäten geht. "Das Schöne ist, dass wir in unserem Podcast über alles reden können und nichts schambehaftet ist", sagt Katja und denkt dabei zum Beispiel an das große Thema Ausscheidungen, an denen keine Pflegefachkraft während der Arbeit vorbeikommt.

"Wir zeigen, dass so etwas alle und jeden betrifft und nicht peinlich zu sein braucht - weder dem zu Pflegenden, noch dem Pfleger oder der Pflegerin." Sich um Hilfsbedürftige zu kümmern, ist schließlich höchst menschlich - und nichts Menschliches ist dabei fremd.