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Neues Chef-Trio für den Weihnachtszirkus Dresden

Mario Müller Milano hat den Dresdner Weihnachtszirkus 13 Jahre lang auch geschäftlich geführt. Nun übergibt er die Geschicke anderen und bleibt doch mehr als nur graue Eminenz.

Von Nadja Laske
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Mario Müller Milano (2.v.l.) übergibt den Gebrüdern Köllner einen Ankernagel für den Dresdner Weihnachtszirkus. Das ist eine Art Staffelstab der Zirkuswelt.
Mario Müller Milano (2.v.l.) übergibt den Gebrüdern Köllner einen Ankernagel für den Dresdner Weihnachtszirkus. Das ist eine Art Staffelstab der Zirkuswelt. © Marion Doering

Dresden. Der Nagel muss in die Erde. Komme was wolle. Da hilft manchmal nur ein Stoßgebet. Manchmal ist der Boden zu hart, manchmal aufgeweicht vom Regen. Doch wenn ein Zirkus in die Stadt kommt und seine Zelte aufschlägt, kann er auf den Erdnagel nicht verzichten.

Traditionell ist er das Symbol der Zirkusleute und wird wie ein Staffelstab von Generation zu Generation weitergegeben. Gestern überreichte Mario Müller Milano seinen Nachfolgern ein solch eisernes Zepter. Vor 13 Jahren hat er den Dresdner Weihnachtszirkus übernommen, seitdem entwickelt und zu dem gemacht, was er heute ist: ein preisgekröntes und international anerkanntes Zirkusprojekt.

Doch schon seit einiger Zeit ist der 73-Jährige gesundheitlich angeschlagen. Das Laufen fällt ihm schwer, der Kopf ist hellwach, genau wie sein Humor. So verfolgt er am Donnerstag die Demonstration der Gebrüder Köllner, die in rhythmisch abwechselndem Hammerschlag reihum den gerade übernommenen Erdnagel eintreiben.

Drei Elefantendamen zu Gast

Würde jetzt das Zirkuszelt aufgebaut, wäre er das Zentrum, an dem sich alle weiteren Handgriffe orientieren. Er markiert die Spitze des Chapeaus. Allerdings müssen sich die Freunde des Weihnachtszirkus noch eine Weile gedulden. Immerhin können sie sich schon mal den 4. September vormerken. Da startet der Kartenvorverkauf.

Unterdessen plant die neue Führungsriege das Programm. Die Gebrüder Köllner entstammen einer alt eingesessenen Zirkusfamilie und tragen das unterhaltsame Erbe in der sechsten Generation weiter. William, Sascha und Leonhard haben Milano das Unternehmen Weihnachtszirkus inklusive Ausstattung abgekauft und arbeiten gemeinsam daran, in Zukunft noch viele Kinderaugen leuchten und auch Erwachsene staunen zu lassen.

Dafür liegt die Messlatte enorm hoch. Denn als Mario Müller Milano den Zirkus übernahm, war er nicht nur pleite, sondern auch "zerschlissen", wie er es nennt. "Es war mein großes Anliegen, einen ordentlichen und erfolgreichen Zirkus daraus zu machen", sagt er. Mit großen Investitionen und sehr viel Leidenschaft ist ihm das zusammen mit seiner Frau Giesela gelungen. "Ich habe lange und gründlich nach würdigen Nachfolgern gesucht und bin überzeugt, dass die Gebrüder Köllner es so gut wie ich und besser machen werden", sagt Mario Müller Milano.

Für die drei gebürtigen Artisten ist und bleibt "Onkel Mario", wie sie ihn nennen, auch künftig der Direktor des Dresdner Weihnachtszirkus. Und das nicht nur im Herzen, sondern auch ganz offiziell. Zwar wird er die Geschäfte nicht mehr führen, doch Milano bleibt das Gesicht des Unternehmens und wird beratend auch hinter den Kulissen wirken.

Viele Errungenschaften übernehmen William, Sascha und Leonard: Zelte, Bestuhlung, Technik und Dekorationen. Dazu gehört sogar eine Zirkusdarbietung, die auch unter ihrer Leitung in diesem Jahr zu sehen sein wird. "Es ist sehr selten, dass bei uns zweimal hintereinander die gleichen Künstler auftreten", sagt Mario Müller Milano. "Aber bei Elvis Errani machen wir eine Ausnahme." Mit seinen drei asiatischen Elefantendamen kommt der Artist und Dompteur nach Dresden und bringt eine vollkommen neue Nummer mit.

An weiteren Programmpunkten arbeitet das neue Team mit Unterstützung Milanos nun unter Hochdruck. Die Köllner-Brüder sind erfahrene Zirkusleute. William, mit seinen 52 Jahren der Älteste von ihnen, betreibt außerdem einen eigenen kleinen Zirkus - den Circus Piccolino. Früher hat er selbst mit allem, was man sich nur denken kann, in der Manege gestanden oder hoch oben im Zirkuszelt am Trapez gezeigt, was er kann. Er trat mit einer Pferdedressur auf, als Clown und als Artist.

Pläne für die nahe Zukunft

Sascha betreibt ein Unternehmen für Zeltvermietung und Events für Kinder und Erwachsene. Auch der 46-Jährige trat mit sehr vielen verschiedenen Kunststücken im Zirkus auf, bis er sich aus dem Scheinwerferlicht zurückzog. Leonard unterstützt ihn in seinem Geschäft. Der 34-Jährige ist junger Vater. Während die Kinder seiner Brüder schon die siebente Generation im Zirkusleben absichern, hat sein Anderthalbjähriges noch gewaltig Zeit dafür.

Für die kommende Saison schmiedet das Trio schon Pläne, die über die Manege hinausgehen. "Problematisch war in den vergangenen Jahren oft die Situation am Einlass", sagt Dirk Porn, der sich um die Öffentlichkeitsarbeit des Dresdner Weihnachtszirkus kümmert und für die Köllner eine Art Geschäftsbruder ist. Nur Partner wäre ihnen zu wenig, dafür sind sie sich zu lieb und teuer. So sorgt er zwar dafür, dass das Unternehmen viel Aufmerksamkeit bekommt, hält sich selbst jedoch im Hintergrund.

Künftig soll der Empfang der Gäste großzügiger gestaltet werden, damit die Zirkusbesucher nicht mehr so lange Schlange stehen müssen. Das wird nicht ohne bauliche Veränderungen gehen, auf deren Genehmigung die neuen Weihnachtszirkusmacher hoffen. Mehr wollen sie nicht verraten. Zirkus lebt von Überraschungen und Träumen - das gilt für die in der Manage und die ringsum.