Dresden
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Dresdner Kinder auf der Polnischen Hochzeit

Zusammen mit rund 50 Mädchen und Jungen singt Ida im Kinderchor der Staatsoperette Dresden und hat nun eine doppelte Premiere vor sich.

Von Nadja Laske
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Wenn ein neues Stück erarbeitet wird, kommt Ida fast jeden Tag für Proben in die Operette. Sonst probt der Kinderchor zweimal die Woche.
Wenn ein neues Stück erarbeitet wird, kommt Ida fast jeden Tag für Proben in die Operette. Sonst probt der Kinderchor zweimal die Woche. © René Meinig

Dresden. Die Sonne scheint grell in den großen Probenraum der Staatsoperette und fällt auf eine Wand voller Skizzen, Zeichnungen und Fotos. "Das ist Jadja", sagt das Mädchen davor und zeigt auf eine gezeichnete Figur auf einem großen weißen Papierbogen. Ida kennt sie.

Um Jadja dreht sich die Geschichte der Operette "Polnische Hochzeit". Kein Kindermärchen, das die Zehnjährige von zu Hause kennt, sondern ein Stück für Erwachsene, das bald schon Premiere haben wird.

Trotzdem ist Ida mit dem, was da auf der Bühne passieren wird, gut vertraut. Seit einem Jahr singt sie im Kinderchor der Staatsoperette. "Meine Mama weiß, dass ich gern singe, und hat mir vorgeschlagen, mich dort anzumelden", erzählt sie. Doch ganz so einfach geht es nicht. Wer dabei sein will, muss sich beim Vorsingen beweisen, so auch Ida.

Vorsingen mit Lied aus Disney's "Vaiana"

Ein Lied aus dem Animationsfilm "Vaiana - Das Paradies hat einen Haken" hat ihr so gut gefallen, dass sie sich damit der Chorleitung vorstellte. "Ich habe es mir im Internet herausgesucht und einstudiert", sagt die Viertklässlerin. Der Musikkanal Spotify bot ihr sogar eine Instrumentalversion des Songs, von dem sie ihren Gesang begleiten ließ und schließlich die Jury überzeugte. Außerdem auch davon, dass ihr das Nachsingen von Tonleitern leicht fällt und sie ein sehr aufgeschlossener Typ ist.

Von da an gehörte Ida zu den aktuell gut 50 Mädchen und Jungen im Alter zwischen sieben und 15 Jahren, die ein so anderes Chorleben haben, als es in den meisten Chören üblich ist. Denn sie singen nicht nur. "Wir bekommen auch Unterricht in Stimmbildung und lernen zu tanzen." Der Kinderchor der Staatsoperette ist nämlich für mehr da, als vor Publikum zu stehen und ein Programm darzubieten. Er ist immer wieder Teil der Stücke, die gespielt werden.

Während Corona war das nicht möglich. Fast drei Jahre lang konnten die Kinder nur online mit ihren Chorfreunden singen und in keiner Inszenierung auf der Bühne stehen. "Polnische Hochzeit" ist seit Beginn der Pandemie das erste Stück, in dem die singenden Kinder des Hauses endlich wieder eine wichtige Aufgabe erfüllen dürfen.

Kurz vor der Premiere probt der Dresdner Kinderchor täglich

Für Ida heißt das so kurz vor der Premiere am 22. April, dass sie jeden Tag ins Kulturkraftwerk Mitte kommt, um dort mit den anderen zu proben. Normalerweise probt der Kinderchor zweimal die Woche. Das reicht aber nicht aus, wenn ein neues Stück erarbeitet wird.

Außerdem trägt nicht nur Jadja, die den für sie vorgesehenen Graf Staschek auf keinen Fall heiraten will, ein schönes Kleid. Auch die Kinder des Chores bekommen Kostüme, die extra für sie entworfen und in der Theaterschneiderei angefertigt werden. "Ich trete in einem schwarz-weiß gestreiften Kleid mit schwarzer Strickjacke auf", verrät Ida und sucht an der Wand voller Kostümentwürfe ihr eigenes.

Viel Zeit, sich in die Zeichnungen zu vertiefen, bleibt ihr nicht. Choreograf Jörn hat viel Arbeit mitgebracht und übt auf der Probe mit ihr und den anderen die Schrittfolgen für die Bühne ein. "Wir sind im Stück Teil einer Hochzeitsgesellschaft", erklärt Ida, da gehöre es dazu, sich zum Singen zu bewegen.

Das beginnt zunächst mit Schritte zählen und Vierteldrehungen. Was einfach klingt, ist in einer großen Kindergruppe dann doch komplizierter. Aber noch bleibt genügend Zeit, sich mit den Abläufen vertraut zu machen. Wenn der Abend der Premiere kommt, kann nur noch Lampenfieber für kurze Unsicherheit sorgen. Oder? "Ich denke nicht", sagt Ida, "Wir singen ja alle zusammen, da passiert nichts."