Dresden. Hoch wie Häuser stehen die Schiffe der Weißen Flotte am Terrassenufer, aus der Autofahrer- und Fußgängerperspektive wirken sie mächtig, man muss zu ihnen aufblicken. Die Elbe lässt sie so groß wirken, denn sie hat die Schiffe deutlich angehoben.
Auch der Theaterkahn ist ganz zu sehen, vom Dach bis hinunter zum Bauch das Bühnen- und Restaurantschiffs. Die Elbe leckt fast schon an der Kante des Terrassenufers, es fehlt etwa noch ein Meter.
Update, 19. April, 13.30 Uhr: Der Hochwasserscheitel hat Dresden erreicht, meldet die sächsische Landeshochwasserzentrale. Um 4 Uhr am Mittwochmorgen erreichte er demnach Dresden, der Pegel lag da bei 4,22 Meter. Dass er nun wieder sinkt, wird vorerst kaum zu sehen sein. Denn "im tschechischen Einzugsgebiet der Moldau und Elbe geht die Wasserführung nur sehr langsam zurück", meldet Karin Bernhardt, die Sprecherin das Landesumweltamtes, zu dem die Hochwasserzentrale gehört.
Aus den tschechischen Moldaukaskade werde weiterhin mehr Wasser als üblich abgegeben. "Das führt dazu, dass sich die Wasserstände an den sächsischen Elbepegeln weiter auf hohem Niveau und mit Schwankungen bewegen werden", sagt Bernhardt. Erst am Wochenende sei damit zu rechnen, dass der Pegel wieder unter die Marke für Hochwasser-Alarmstufe 1 in Dresden fällt. Das ist die Vier-Meter-Marke.
Das bedeutet auch: Der Dampfer Dresden, der am Montag nach einer Norddeutschland-Reise in Meißen "gestrandet" ist, bleibt dort noch mindestens bis Montag. 3,80 Meter oder weniger muss der Pegel in Dresden anzeigen, damit das Schiff die Meißner und Dresdner Brücken passt und zurückkehren kann ans Terrassenufer.
Mittwochprognose: Elbepegel steigt weiter
Die Elbe steht derzeit noch über der Hochwasser-Alarmstufe 1. Am Montagnachmittag war der Pegel zwar einige Stunden leicht gefallen, am Ende waren es drei Zentimeter. Doch seit Montagabend, 21 Uhr, steigt er wieder.
Am Dienstagabend um 21.15 Uhr steht er bei 4,17 Meter und damit fast 20 Zentimeter über der Marke für die erste Alarmstufe. Auch wenn bis zum Mittwochmorgen noch etwas hinzukommen wird, bleibt die zweite der vier Alarmstufen wohl aus. Denn die erreicht der Fluss erst bei fünf Metern.
Dann flutet die Elbe erste Teile des Elberadwegs und des Terrassenufers, laut dem Plan der Stadt zum Beispiel die Fahrbahn unterhalb der Augustusbrücke. Die Straße müsste gesperrt werden und die Autos auf die Wilsdruffer Straße ausweichen. In Loschwitz würde das Wasser bis an die Sackgasse heranreichen, die zum früheren Elbeparkplatz unterhalb des Blauen Wunders führt.
Weiße Flotte muss Fahrten streichen
In der Stadt gibt es noch keine Straßen- und Parkplatzsperrungen wegen des Elbehochwassers, teilt die Verwaltung mit. Teile des Elberadwegs sind dagegen schon gesperrt. Das betrifft Abschnitte in Niederwartha nahe der Lotzebachbrücke, am Schillergarten und gegenüber in Höhe der Friedrich-Wieck-Straße. An den Straßen Altübigau und Altmickten sind Wege zur Elbe gesperrt.
Die Dampfschifffahrt meldet den Ausfall einzelner Touren, am Dienstag und am Mittwoch wurden zum Beispiel die Touren auf der zwischen Dresden-Pillnitz und Bad Schandau fahrenden "Nationalparklinie" gestrichen. Wer online eine Fahrt gebucht hat, die nun gestrichen werden muss, bekommt eine Nachricht per E-Mail, teilt die Flotte auf ihrer Internetseite mit.
Hochwasser-Scheitel ist in Schöna bereits durch
Laut dem Landeshochwasserzentrum wird der Höchststand der Elbe am Mittwochvormittag erreicht. Der Pegel wird dann bei etwa 4,26 Meter stehen. In Schöna traf der sogenannte Hochwasserscheitel bereits am Montagabend ein. Da schwoll die Elbe auf einen Stand von 4,63 Meter an, am Dienstagabend lag der Pegel bei 4,49 Meter.
Zuletzt wurden im Februar 2021 an den sächsischen Elbepegeln Schöna, Dresden und Riesa die Richtwerte der Hochwasser-Alarmstufe 1 überschritten, so die Hochwasser-Fachleute. Damals stand das Wasser in Dresden noch höher als jetzt - der Pegel lag schließlich bei 4,62 Meter - damit aber immer noch 38 Zentimeter unter dem Wert für Alarmstufe 2. Das waren laut der Statistik des Landeshochwasserzentrums die höchsten beobachteten Wasserstände seit dem Hochwasser im Juni 2013.
2006 erreicht die Elbe höchste Hochwasser-Alarmstufe
Ein ähnliches Hochwasser in der Elbe im April trat letztmalig im Jahr 2006 auf. Damals kam zusammen, dass es kräftig regnete und zugleich große Schneemengen im tschechischen Einzugsgebiet von Moldau und Elbe schmolzen, erinnert die Sprecherin des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Karin Bernhardt.
Das Landeshochwasserzentrum, das zu dem Landesamt gehört, registrierte damals an allen Elbepegeln Wasserstände, die den Richtwert der Alarmstufe 4 überschritten. In Dresden liegt diese Alarmstufe bei sieben Metern. Ursache des aktuellen Hochwassers ist ergiebiger Niederschlag in Tschechien, vor allem am 13. und 14. April.