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Ab Donnerstag ziehen Geflüchtete in Dresdner Eventwerk

Rund 180 Männer aus Syrien und Afghanistan, die bisher in der Messe untergebracht waren, werden im Eventwerk betreut. Ärger gibt es indessen um die Migrationssozialarbeit im kommenden Jahr.

Von Julia Vollmer
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Die Messe als Notunterkunft schließt bald und wird vom Eventwerk im Industriegelände abgelöst.
Die Messe als Notunterkunft schließt bald und wird vom Eventwerk im Industriegelände abgelöst. © Christian Juppe

Dresden. Ab dem morgigen Donnerstag wird das ehemalige Eventwerk an der Hermann-Mende-Straße im Dresdner Industriegelände Unterkunft für Geflüchtete.

Zunächst sollen dort 178 geflüchteten Männer einziehen, so Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne). Da es nach wie vor keine Einigung im Bürgermeister-Streit gibt, ist er auch aktuell für den Bereich Soziales zuständig.

Geflüchtete hauptsächlich aus Syrien und Afghanistan

Die Männer, die im Eventwerk untergebracht werden, sind zum Großteil Bewohner, die bislang in der Halle 4 der Messe Dresden untergebracht waren. Die Messe soll als Notunterkunft wieder aufgelöst werden, sodass im Januar dort wieder der reguläre Betrieb läuft, so Kühn.
In der Unterkunft im Industriegelände werden die geflüchteten Männer, die hauptsächlich aus Syrien und Afghanistan kommen vom Träger European Homecare betreut. Als Vorteil gegenüber der Messe sieht Kühn, dass dort die "die geflüchteten Menschen anders als in der Messe in einem privateren Bereich wohnen und schlafen können." Vor Ort soll es auch Sprachkurse und Freizeitmöglichkeiten wie Tischtennisplatten geben.

Die Messe als Notunterkunft schließt und wird vom Eventwerk im Industriegelände abgelöst.
Die Messe als Notunterkunft schließt und wird vom Eventwerk im Industriegelände abgelöst. © Christian Juppe

Die Stadt mietet das Objekt mit rund 7.300 Quadratmetern für zwei Jahre an. Ab sofort stehen dort die 178 Plätze zur Verfügung, die ab morgen belegt werden. Es sollen mehr Plätze werden, bis spätestens März 2023 insgesamt 314. Vertragspartner ist die Golden Door GmbH.

Wie viele Menschen sind neu nach Dresden gekommen?

Im November und Dezember sind laut Kühn rund 600 Menschen neu in die Stadt gekommen. Die Herkunftsländer sind neben Syrien und Afghanistan auch Äthiopien, Eritrea, Georgien, Indien, Irak, Jordanien, Libanon, Türkei und Venezuela. Bis Ende 2022 werden der Stadt keine weiteren Personen zugewiesen. Für kommendes Jahr rechnet Stephan Kühn mit rund 1.600 neuen Geflüchteten. Aufgrund der aktuellen Situation in der Ukraine auch wieder mit mehr Menschen, die vor dem russischen Angriffskrieg flüchten müssen.

Die Suche nach Wohnungen und Hotels für die Unterbringung gestaltet sich nach wie vor schwierig, so die Stadt. Eigentlich sollen laut einem Stadtratsbeschluss möglichst viele Menschen dezentral in Wohnungen und Wohnheimen untergebracht werden. "Allerdings reicht das Angebot auf dem Wohnungsmarkt dafür nicht aus. Auch das Angebot an Hotelzimmern ist begrenzt und in der Adventszeit sehr gut gebucht. Deshalb kommen andere Immobilien in den Blick", so Kristian Meier-Hedrich, Leiter des Amtes für Hochbau und Immobilienverwaltung.

Wer soll die Menschen betreuen?

Die Messe als Notunterkunft schließt und wird vom Eventwerk im Industriegelände abgelöst.
Die Messe als Notunterkunft schließt und wird vom Eventwerk im Industriegelände abgelöst. © Christian Juppe

Geflüchtete, die nach Dresden kommen, sollen von Sozialarbeitenden betreut werden. Unabhängig davon, ob sie in Wohnungen oder Unterkünften leben. Dafür gibt die freien Träger, wie etwa den Ausländerrat, die Caritas und das Sächsische Umschulungs- und Fortbildungswerk (SUFW). Die Träger haben nun zum zweiten Mal einen offenen Brief an Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) und die Fraktionen geschrieben, da sie ihre Arbeit ernsthaft in Gefahr sehen.

Aktuell verhandeln sie über die Migrationssozialarbeit in den Jahren 2023 und 2024. "Wir können noch keine Verträge unterschreiben, da wir noch keine konkreten Summen kennen", sagt Christian Schäfer-Hock, Geschäftsführer des Ausländerrats. Die Situation sei unsicher, die Verträge der Mitarbeiter laufen uns. Einige würden sich wegbewerben. Das macht die Situation noch kritischer, denn Sozialarbeitende gibt es ohnehin zu wenige in Dresden. Zumal jetzt der Bedarf bei steigenden Zahlen an Geflüchteten größer denn je ist.

Die Stadt antwortet zur Situation nur sehr ausweichend. "Die Stadt ist nach wie vor an der Fortsetzung der bewährten Zusammenarbeit mit ihren Partnern der Migrationssozialarbeit interessiert", so das Sozialamt. Die Verhandlungen würden laufen. "Zwischenergebnisse kommentieren wir jedoch nicht öffentlich", heißt es.