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Kein Mittagessen? Dresdner Eltern sauer über Streik

Aufgrund eines Streiks der Gewerkschaft gibt es an Dresdner Schulen am Mittwoch kein oder nur eingeschränkt Versorgung. Die Nachricht erreichte viele Eltern zu spät oder gar nicht.

Von Julia Vollmer
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Aufgrund eines Streiks bei Essensversorgern müssen viele Kinder in Dresden heute auf ihr Mittagessen verzichten.
Aufgrund eines Streiks bei Essensversorgern müssen viele Kinder in Dresden heute auf ihr Mittagessen verzichten. © Foto: Alexander Körner / dpa

Dresden. Am Dienstagabend gegen 22 Uhr kam die Mail: Es wird am Mittwoch kein oder nur eingeschränkt Mittagessen in der Schule geben. Diese Nachricht erreichte viele Dresdner Eltern zu spät oder gar nicht.

Der Grund: Ein Streik der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten am Mittwoch. Bestreikt wird der Essensanbieter Vielfalt Menü in Kesselsdorf, der unter anderem die 30. Grundschule und die 10. Grundschule in Dresden beliefert. Am Donnerstag wird es noch Auswirkungen des Streiks am Vortag geben.

Warum sind die Eltern sauer?

Eine Mutter aus der 95. Grundschule in Laubegast berichtet, am Mittwoch hätte es eingeschränkt Mittag gegeben. Am Donnerstag soll es mit Ankündigung gar kein Essen geben. Viele Mütter und Väter waren und sind sauer. Die meisten nicht über den Streik an sich, sondern über die späte Kommunikation.

"Gestern Abend um 21:55 Uhr erhielt ich eine E-Mail von dem Essensanbieter, der für die 10. Grundschule in Dresden zuständig ist, dass ich eine Nachricht in meinem Postfach habe. Als ich diese um 22 Uhr öffnete, staunte ich nicht schlecht und dachte, ich würde mich verlesen", so eine Mutter.

Der Anbieter teilte mit, dass entweder das Essen eingeschränkt ist oder komplett ausfallen wird, weil Mitarbeiter streiken. "Also keine konkrete Angabe, ob es Essen gibt oder nicht und das so spät am Abend, sodass man kaum noch Zeit zum Reagieren hat", ärgert sie sich.

Am Morgen hätten viele Schüler vor der Schule gestanden, die kein weiteres Essen für den Mittag mit hatten, aber heute bis 14.35 Uhr Unterricht haben und danach noch den Hort besuchen müssen. "Das ist in meinen Augen ein absolutes No-Go", sagt sie.

Warum wurde gestreikt?

"Wir streiken, weil wir höhere Löhne fordern von mindestens 12,50 Euro in der untersten Lohngruppe", so Romy Grahnert von der Gewerkschaft NGG. Das Angebot der Arbeitgeber liege aktuell nur bei 12,10 Euro. Außerdem solle das Weihnachts- und Urlaubsgeld gekürzt werden. Der Streik betrifft nur den Anbieter Vielfalt-Menü in Kesselsdorf.

Zu den Vorwürfen der Eltern, sie seien zu spät informiert wurden, sagt Grahnert: "Wir haben Vielfalt Menü am Dienstagmittag 12.30 Uhr informiert." Warum die Information erst nachts weitergegeben wurde, liegt nicht in ihren Händen.

Vielfalt-Sprecherin Petra Groneberg sagte auf SZ-Anfrage, ihr Unternehmen habe die Information nicht gleich an die Eltern weitergegeben, da "noch Hoffnung bestand, sich vielleicht vorher einigen zu können". Sie gehe davon aus, dass nur an diesem Mittwoch gestreikt wurde.

"Es konnten aber alle Kitas in Dresden versorgt werden mit einer warmen Mahlzeit. Bei den Schulen konnten nicht alle Kinder ein Essen bekommen, einige nur eingeschränkt", sagt sie. Welche Einrichtung das betrifft, blieb unklar auf Nachfrage.

Warum gab es noch mehr Ärger für die Eltern?

Neben dem Streik gibt es dieser Tage noch eine schlechte Nachricht für viele Eltern. Die Preise für das Mittagessen in Schule und Kita werden angehoben. Gourmetta erhöht um rund neun Prozent. Die Gerichte kosten dann, je nachdem ob vegan oder nicht, zwischen 4,43 und 5,15 Euro.

Im Brief an die Eltern heißt es unter anderem: "Wie Sie wissen, erhöht sich zum Oktober 2022 erneut der gesetzliche Mindestlohn - um 14,83 Prozent. Viele Eltern und insbesondere prekär Beschäftigte profitieren vom steigenden Lohnniveau." Ebenso erhöht auch die Anbieter DLS und Grünes Wunder.

Viele Familien in Dresden hatten auch schon vor den Sommerferien von ihren Einrichtungen erfahren, dass das Mittagessen ihres Kita- oder Schulkindes ab September noch einmal teurer wird. So hatte etwa Vielfaltmenü den Essenspreis zuletzt bereits von 3,85 Euro auf 4,15 Euro angehoben. Nach den Sommerferien kostet eine Mahlzeit bei dem Anbieter dann 4,85 Euro.

Dahinter stecken die höheren Preise, die die Anbieter für Lebensmittel, Energie und den steigenden Mindestlohn bezahlen und an ihre Kunden - die Familien - weitergeben. Um die Familien finanziell zu entlasten, forderte die Linksfraktion im Dresdner Stadtrat in einem Antrag Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) dazu auf, zu prüfen, wie Kindern in Schule und Kita eine preiswerte Essensversorgung ermöglicht werden kann.

Dazu sollen die Preise für das Mittagessen auf dem Niveau vom 30. Juni dieses Jahres "gedeckelt und längerfristig sogar gesenkt werden". Linke-Stadträtin Anne Holowenko, die auch im Bildungsausschuss sitzt, verweist auf die Rückmeldungen von Dresdner Familien.