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Wohnungsloser Dresdner Maler: "Mein großer Traum wäre eine eigene Wohnung"

Harald Otto Böhnel lebt seit 2016 auf Dresdens Straßen und malt, um zu überleben. Jetzt werden seine Arbeiten erstmals im Rahmen einer eigenen Ausstellung gezeigt.

Von Julia Vollmer
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Der Künstler Harald Otto Böhnel stellt seine Werke im Interrobang, auf der Kamenzer Straße in Dresden-Neustadt, 13 aus. Seit sieben Jahren ist er obdachlos und hält sich damit über Wasser.
Der Künstler Harald Otto Böhnel stellt seine Werke im Interrobang, auf der Kamenzer Straße in Dresden-Neustadt, 13 aus. Seit sieben Jahren ist er obdachlos und hält sich damit über Wasser. © René Meinig

Dresden. Pablo Picasso. Der spanische Maler, Grafiker und Bildhauer ist nicht nur einer der künstlerischen Helden und eine Inspiration für Harald Otto Böhnel, sondern ihm verdankt er auch seinen Spitznamen. "Hey Picasso, hallo!", ruft der eine oder andere auf der Kamenzer Straße ihm entgegen.

Böhnel ist bekannt im Viertel. Seit 2016 lebt er hier ohne Dach über dem Kopf. In diesen Straßen lebt, malt und arbeitet er. An diesem Donnerstag findet unter dem Titel "Malen, um zu überleben" 19 Uhr eine Vernissage im Interrobang auf der Kamenzer Straße statt. "Ich bin sehr aufgeregt, das erste Mal werden meine Arbeiten im Rahmen einer eigenen Ausstellung gezeigt", sagt der 54-Jährige.

Er malt mit Acryl, Kugelschreiber, Tinte auf den unterschiedlichen Materialien wie Papier oder Holz. "Die Materialien bekomme ich meist von lieben Menschen geschenkt", sagt er. Um zu überleben, verkauft er seine Bilder. "Die Preise lege ich größtenteils spontan fest, manchmal verschenke ich auch etwas", erzählt er. Er bleibe dabei in der Neustadt, "in die Altstadt traue ich mich nicht".

Neustadt-Art-Festival zeigt Bilder des wohnungslosen Künstlers

Frank Dresig, der die Ausstellung im Interrobang veranstaltet, ist auf der Straße auf die Werke von Harald Böhnel aufmerksam geworden. "Ich fand sie sehr beeindruckend und habe ich angesprochen", sagt Dresig. Um die 20 Arbeiten werden ab Donnerstag im Rahmen des Neustadt-Art-Festivals ausgestellt. Dieses findet von Freitag bis Sonntag statt.

"Wir haben einen Aufruf gestartet, wer uns noch Bilder für die Ausstellung leihen kann, weil Harald selbst gar nicht so viele besitzt und der Rücklauf war groß", erzählt Dresig, der in Dresden als Mitglied von "Andi Valandi & Band" bekannt ist.

An eine Geschichte muss Frank Dresig immer denken in Verbindung mit dem Straßenkünstler. "Die Tochter einer guten Freundin wurde von Harald angesprochen mit der Bitte um einen Schlafsack und einen Platz im Hinterhof für die Nacht. Am nächsten Morgen brachte er neben dem Schlafsack ein selbst gemaltes Bild als Dankeschön vorbei."

Kunst- und Kulturstadt Dresden reizte Maler

2016 kam Böhnel nach Dresden, eigentlich stammt er aus Schwaben in Baden-Württemberg. "Ich habe schon immer viel über Kunst gelesen und in den Büchern kommt man an Dresden als Kunst- und Kulturstadt nicht vorbei und so wollte ich die Stadt kennenlernen", erzählt er.

Harald Böhnel ist seither wohnungslos, schläft bei Freunden oder unter freiem Himmel. "Ab und zu übernachte ich auch in Übergangswohnheimen der Stadt, aber nur ungern. Dort gibt es nur Mehrbett-Zimmer und da gibt es manchmal Konflikte und ich finde keine Ruhe", erzählt er.

Eine feste Anlaufstelle ist für ihn die Suppenküche auf der Kamenzer Straße. Dort bekommt er nicht nur einen warmen Kaffee und ein Mittagessen, sondern auch ein offenes Ohr der Sozialarbeiterin Anne Klawa und ihrem Team. Auch Menschen, die ihm über die Jahre ans Herz gewachsen sind, trifft er dort und kann sich austauschen. Denn das Leben auf der Straße ist kein leichtes.

"Ich habe über die Jahre viel Not und Elend gesehen"

"Ich habe über die Jahre viel Not und Elend gesehen", sagt er. Die Themen, die ihm dort begegnen, setzt er auch in seinen Bildern um. Nicht nur thematisch, auch optisch sind die Spuren der Straße in den Werken zu sehen. Da ist hier eines mit Klebeband zusammengehalten, dort sind Partikel des Asphalts zu entdecken.

Ziel der Ausstellung, so Veranstalter Frank Dresig, ist es auch, ein wenig mehr Geld für die Bilder für Harald Böhnel einzunehmen, als er normalerweise verdient. Welchen Wunsch würde er sich gern mit dem Geld erfüllen? "Mein Traum wäre eine eigene Wohnung, denn das ist teuer", sagt er.