Dresden. Es mag einem manchmal wie ein Labyrinth vorkommen. Es gibt so viele Ecken und Winkel im Parkhotel auf dem Weißen Hirsch, überall gibt es zum Hutball etwas zu erleben, zu hören, zu genießen. Am Freitag und Samstag fand der legendäre Ball statt, zu dem tausende Gäste sich in Schale schmissen und ausgelassen feierten. Viele Behütete kennen die Veranstaltung seit der ersten Stunde, seit über 20 Jahren kommt der Weiße Hirsch nahezu jährlich auf den Hut.
Es ist diese Konstante, aber auch die Leichtigkeit und die Vielfalt, die viele "Stammgäste" hier feiern. Der Hutball ist stets bunt, ausgelassen, extrovertiert. Sehen und Gesehen werden ist nach all den Jahren immer noch ein beliebter Anlass, sich die wildesten Hutkreationen einfallen zu lassen und einen Abend zwischen Glitzer und Glamour zu erleben, den man in diesen Tagen nur noch selten findet.
Von alten Hasen und jungen Wilden
Das Besondere: Der Hutball ist ein waschechter Dresdner. Die Grundidee entsprang einer geselligen Runde mit Freunden, heißt es vom Veranstalter "Waterloo Produktion". Erstmals wurde das Parkhotel 1995 von behüteten Gästen betanzt. Ursprünglich war der Ball als Event für die "alten Hasen" gedacht und die Party zum Ball eher auf die "jungen Wilden" ausgerichtet. Im Jahr 2023 wurden zwei Partybälle draus, "weil das generationsübergreifende Feiern einfach mehr Spaß macht", so die Veranstalter.
Und obwohl der Ball schon so einige Jahre auf dem Buckel hat, scheint die Idee zu funktionieren, denn auch für das jüngere Publikum ist dieses Event en vogue. Es scheint jedoch, dass diese weniger wegen der Hüte, sondern vor allem der Livemusik wegen und um des Tanzes willen kommen. Bis zu 75 Künstler bieten pro Abend Livemusik aus verschiedenen Musikstilen. Das Augenmerk der Veranstalter: Keiner steht im Vordergrund, es soll ein Mix aus "Evergreens" und Newcomern sein. Es wird geswingt, geboovt, gewackelt - hauptsache Tanzen!
Der Höhepunkt: die Wahl des bestbehüteten Paares
Doch gegen Mitternacht folgt ein Programmpunkt, bei dem nicht getanzt, sondern gestaunt werden darf. Da steht der Moment an, auf den einige Gäste lange hinarbeiten: die Wahl des bestbehüteten Paares. Stets gewinnen überbordende Konstruktionen, die den Träger das Tanzen meist verwehren. Am Freitag gewann ein Paar, bei der die Dame eine riesige Pfauenfeder-Konstruktion trug, der Mann eine dezentere Variante. Am Samstag wurden zwei Damen gekürt, die eine meterhohe Plastikverpackung mit den Puppen Barbie und Ken auf dem Kopf trugen.
Die Location lässt keine Wünsche offen. Gefeiert wird in mehreren Sälen wie dem Blauen Salon, auf Logen oder der berühmt-berüchtigten Kakadu-Bar. Alle Räumlichkeiten sind bis ins Detail ausdekoriert und erwecken das Parkhotel zum Leben. Da wird kurzerhand ein Mini-Casino gezimmert, eine Karaoke-Bar ausstaffiert, ein Tanzsaal bis in den letzten Winkel beblümt, das Untergeschoss zum Ü18-Partykeller. Um das quasi aus dem Nichts zu bauen, sind eine Woche lang täglich 100 Personen im Parkhotel zugange.
Ist die Location perfekt, sind die Gäste dran, sich ordentlich in Schale zu werfen. In Sachen Hutkreationen gibt es natürlich heute mehr Möglichkeiten als noch in den 90er-Jahren. Da werden Designer beauftragt, wird das Internet monatelang durchwühlt, haben Ideen dank Materialschlacht und Konsumgesellschaft eigentlich fast keine Grenzen. Für die "jungen Wilden", die vor allem samstags aufschlagen, Grund genug, die beliebte Dresdner Tradition anzunehmen. Viele von ihnen tragen eher klassische Hüte und kleine Varianten, andere wiederum designen kräftig mit.