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Warum neue Dresdner Straßenbäume so teuer sind

Zehn Säuleneichen wachsen jetzt auf der östliche Riesaer Straße in Dresden. Kostenpunkt: 16.700 Euro pro Baum inklusive drei Jahre Pflege. Wie sich die Kosten zusammensetzen und weshalb die Pflanzung trotzdem sinnvoll ist.

Von Kay Haufe
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Zehn neue Säuleneichen (Hintergrund) wachsen jetzt auf der Riesaer Straße. Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) zeigt die bepflanzten Baumscheiben.
Zehn neue Säuleneichen (Hintergrund) wachsen jetzt auf der Riesaer Straße. Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) zeigt die bepflanzten Baumscheiben. © René Meinig

Dresden. Das ist eine gewaltige Summe: 167.000 Euro für die Pflanzung und Pflege von zehn Säuleneichen auf der Riesaer Straße, die im vergangenen Herbst in die Erde gebracht worden sind.

So teuer kann doch kein Baum sein, möchte man meinen. Und ja, die Bäume selbst sind es auch nicht, die diese Neupflanzung so teuer gemacht haben. Sie schlagen mit je rund 500 Euro zu Buche. Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) erklärt, wie sich die Kosten zusammensetzen.

Warum der finanzielle Aufwand so hoch ist

Zuvor gab es auf der Riesaer Straße neben den Bahngleisen fast keine Straßenbäume. Damit sie in die Erde konnten, war enormer Aufwand nötig, sagt Jähnigen. Im Untergrund des Gehweges mussten viele Versorgungsleitungen um- oder neu verlegt werden, eine stillgelegte Gasleitung wurde entfernt und Medienschutz eingebaut. Damit sich die Bäume optimal entwickeln können, haben die Fachleute Baumgruben mit einer Fläche von je 12 Quadratmetern hergestellt und mit speziellem Substrat befüllt. Nötig waren umfassende Abstimmungen mit den Medienträgern sowie komplexe Planungsleistungen. Nicht zuletzt hat die Firma Kohout's Garten- und Landschaftsbau GmbH dafür gesorgt, dass Bäume und Stauden fachgerecht gepflanzt wurden.

"Es ist ein besonders aufwändiges Projekt, das so auch nicht ständig vorkommt", sagt die Umweltbürgermeisterin. Finanziert wurde das Projekt unter anderem mit rund 75.000 Euro aus Ausgleichszahlungen der Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB) sowie aus dem Haushalt des Amtes für Stadtgrün.

Die neuen Säuleneichen werden im ersten Jahr 20 Mal gegossen und sechsmal gepflegt. Im zweiten und dritten Pflegejahr erhalten die Eichen nur noch 15 Mal Wasser, danach müssen sie mit weniger Wasser und Pflege klarkommen.

Was diese Baumpflanzung bewirken soll

Das Gebiet an der Riesaer Straße gehört zu den deutlich zu warmen Standorten in der Stadt, neben den Bahngleisen gibt es viel versiegelte Fläche und im bisherigen Wohnumfeld keine Straße. Die neuen Bäume werten den Bereich nicht nur optisch auf, sondern sie spenden auch Sauerstoff und Schatten. Außerdem blühen in den Baumscheiben bereits Tulpen, Stauden sorgen für weiteres Grün.

"Dieses Geld ist gut und sinnvoll investiert", ist sich Jähnigen sicher. Straßenbäume sorgten nicht nur für mehr Grün in der Stadt, sie seien auch ein essenzieller Beitrag gegen Hitze und für das Stadtklima. Deshalb werden in unmittelbarer Nachbarschaft auch weitere Bäume gepflanzt. Die Weinböhlaer Straße erhält ab Herbst dieses Jahres von der Riesaer bis zur Großenhainer Straße elf schmalkronige Amberbäume. Auch hier müssen zuvor aufwendig Leitungen im Untergrund verlegt werden.

Wie teuer eine Baumpflanzung im Durchschnitt ist

Eine Straßenbaumpflanzung kostet in Dresden durchschnittlich 4.700 Euro pro Baum. Die Kosten setzen sich folgendermaßen zusammen: Vorbereitung des Standortes, Jungbäume, die meist einen Stammumfang von 18 bis 20 Zentimetern haben, Substrat, Verankerung, Bewässerungs- und Belüftungsset, Gehwegangleichungen sowie Entwicklungspflege an.

In Dresden gehen die Spannen allerdings weit auseinander: Für die Pflanzung der Tulpenbäume auf dem Altmarkt mussten durch die aufwendigen Arbeiten im Untergrund sogar rund 20.000 Euro pro Baum aufgewendet werden.

Wo in Dresden weitere Bäume gepflanzt werden

Bis Ende April bekommt die Mockritzer Straße in Strehlen zwei Baumhasel und neun Amberbäume. Auch hier verursachte die unterirdische Leitungsverlegung viel Aufwand. Im Herbst 2024 werden in den Baumscheiben noch Stauden gepflanzt. Die Kosten pro Baum betragen dabei 9.300 Euro.

Die Wormser Straße in Blasewitz erhält 25 Amberbäume auf dem südlichen Gehweg im Abschnitt zwischen Löscherstraße und Tittmannstraße und auf dem nördlichen Gehweg zwischen Tittmannstraße und Alemannenstraße. Große Baumgruben, Leitungsverlegung, Einbau von Medienschutz und die Arbeiten in Handschachtung führen zu Kosten von rund 8.400 Euro pro Baum.

Die Roquettestraße in Cotta erhält 16 Französische Ahornbäume. Sie werden im Abschnitt zwischen Schunckstraße und dem Gottfried-Keller-Platz gepflanzt. Es ist ein gemeinsames Vorhaben der Stadt mit der SachsenEnergie. So war es möglich, die Trinkwasserleitung vom Gehweg in die Straße zu verlegen und Platz für die Bäume im Gehweg zu schaffen. Die Kosten liegen pro Baum liegen deshalb nur bei rund 4.000 Euro.

Bis zum Jahresende wird weitergepflanzt. Weitere 643 Bäume kommen dazu, unter anderem 40 an der St. Petersburger Straße in der Altstadt und 126 Obstbäume auf der Roitzscher Landstraße in Mobschatz. Zudem erhält die Peschelstraße in Pieschen 32 Bäume, die Liebknechtstraße in Oberwartha 15 Bäume und der Mühlweg in Klotzsche 47 verschiedene Obstbäume.

Wie viele Straßenbäume 2023 gefällt werden mussten

In Dresden wachsen mehr als 54.000 Straßenbäume. Nicht alle sind mit ihren Standort- und Lebensbedingungen in den vergangenen Jahren gut zurechtgekommen. Hitze, Trockenheit, verdichteter und meist beengter Lebensraum über und unter der Erde haben ihnen zugesetzt - 662 mussten deshalb im Vorjahr gefällt werden. Um sie zu ersetzen, wurden 830 neue Bäume gepflanzt, was aber nicht immer am bisherigen Standort möglich war.

Inzwischen pflanzt die Stadt vor allem Arten und Sorten, die mit den klimatischen Veränderungen besser zurechtkommen.

Was die Dresdner für Stadtbäume tun können

Dass nicht jeder Dresdner sensibel mit jungen Bäumen umgeht, ist auf der Riesaer Straße deutlich sichtbar. In jede der zehn Baumscheiben, in der Tulpen blühen, liegen Hundekot und Zigarettenkippen. "Wir haben sie extra mit hellem Split befüllt, weil das nicht nur vor Verdunstung schützt, sondern für Hundepfoten auch nicht so angenehm ist, aber es hilft offenbar nicht", sagt Jähnigen.

Auch das Urinieren von Hunden schadet den Bäumen. Die Umweltbürgermeisterin bittet die Dresdner, Hundekot und Müll in Abfallbehälter zu werfen. Darüber hinaus könne jeder bei Trockenheit mithelfen, Bäume zu wässern oder mit einer Spende zugunsten des Fonds Stadtgrün eine Baumpflanzung mitzufinanzieren.