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Wie Monets Brücke ins Palais in Dresdens Großen Garten kommt

Anne Rauschenberg und Alexander Preißler bauen Motive aus den berühmten Seerosenbildern von Claude Monet nach. Im März werden diese in einem bunten Blütenmeer in Dresden zu sehen sein.

Von Nora Domschke
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Theaterplastikerin Anne Rauschenberg und Bildhauer Alexander Preißler bauen derzeit an der berühmten japanischen Brücke, die aus Bildern des französischen Malers Claude Monet bekannt ist.
Theaterplastikerin Anne Rauschenberg und Bildhauer Alexander Preißler bauen derzeit an der berühmten japanischen Brücke, die aus Bildern des französischen Malers Claude Monet bekannt ist. © Marion Doering

Dresden. Diese Brücke wird keine Wasserfläche überspannen, sondern ein Blütenmeer. Betreten darf man sie nicht, nur bestaunen. Vom 3. bis 12. März ist die grüne Holzbrücke Teil einer ganz besonderen Kulisse beim Dresdner Frühling im Palais. Dafür bauen Anne Rauschenberg und Alexander Preißler in ihrer Werkstatt in Mickten derzeit nicht nur an der Brücke, sondern auch an einem kleinen Holzboot und an einem XXL-Bilderrahmen. Im großen Saal des Palais im Großen Garten werden die hölzernen Bauwerke die Hauptattraktion der Ausstellung sein: Inmitten Tausender Blüten erinnern sie an die berühmten Seerosen-Gemälde des französischen Impressionisten Claude Monet.

Die Designerin Bea Berthold hat die Frühlingsblumenschau in diesem Jahr unter dem Motto "Wie gemalt - Blütenpracht mit Künstlerhand" konzipiert. Sie soll zeigen, wie sich Floristen, Gärtner und Maler gegenseitig inspirieren. Das Thema habe sie schon länger im Kopf gehabt, weil es zu Dresden passe. "Außerdem bin ich zuletzt auf wunderbare Zitate gestoßen. Zum Beispiel sagte Claude Monet: 'Vielleicht verdanke ich es den Blumen, dass ich Maler geworden bin.'"

Dieser Ausschnitt aus einem Gemälde von Claude Monet zeigt die japanische Brücke, die sich einst im Garten des Malers über den Teich spannte und die er 1899 in mehreren Variationen malte.
Dieser Ausschnitt aus einem Gemälde von Claude Monet zeigt die japanische Brücke, die sich einst im Garten des Malers über den Teich spannte und die er 1899 in mehreren Variationen malte. © Archiv

Doch nicht nur Monet wird in der Blumenschau thematisiert, auch andere Maler. "Wir spannen einen großen Bogen von Nicolas Poussin als Barockmaler über den Impressionismus mit Claude Monet, den Expressionismus mit Carl Lohse und Emil Nolde, die 1950er-Jahre mit Theodor Rosenhauer bis ins Heute mit zwei in Dresden schaffenden Künstlern." Auch Motive des Jugendstilmalers Gustav Klimt können die Besucher im Palais entdecken.

Vom Steinmetz zum studierten Bildhauer

Für die Kulisse des Blumenarrangements zu Claude Monets Seerosenbildern hat sich Bea Berthold die Dresdner Theaterplastikerin Anne Rauschenberg und Bildhauer Alexander Preißler buchstäblich ins Boot geholt. Die beiden freischaffenden Künstler und Kunsthandwerker sind seit 2007 nicht nur privat ein Paar, sondern auch beruflich ein bewährtes Duo. Kennengelernt haben sie sich in den Filmstudios Babelsberg. "Bei den Dreharbeiten zur Serie 'Wege ins Glück'", erzählt Anne Rauschenberg lachend. "Das war ein Omen." Sie absolvierte damals für ihr Studium der Theaterplastik ein Praxissemester an diversen Filmsets, er hatte seinen ersten Auftrag im Kulissenbau.

Schnell waren viele Gemeinsamkeiten gefunden - etwa, dass beide an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studierten. Alexander Preißler ist gebürtiger Vogtländer, ließ sich in seiner Heimat zum Steinmetz ausbilden und sattelte später auf die Bildhauerei um. "Ich war in meinem ursprünglichen Beruf nicht zufrieden. Das Steinmetzhandwerk ist mir nicht kreativ genug." Dennoch ist er bis heute froh, dass er gelernt hat, wie man zum Beispiel Grabmale gestaltet. Wenn die Auftragslage für den Bildhauer mal weniger gut aussieht, erledigt er mit einem Kollegen eben ein paar Steinmetzarbeiten.

Allerdings kommt das nicht allzu oft vor, denn das Geschäft läuft gut für das handwerklich geschickte und kreative Paar. In ihrem Praxissemester lernte Anne Rauschenberg damals den Dresdner Figurenbauer Peter Ardelt kennen. "Das war eine Fügung für mein Leben", sagt die 38-Jährige. Seitdem bekommt sie regelmäßig Aufträge von Ardelt, die sie meistens gemeinsam mit ihrem Partner umsetzt.

Der fünf Meter große Löwenbräu-Löwe auf dem Münchner Oktoberfest entstammt ebenso ihren Händen, wie das XXL-Bierglas der Paulaner-Brauerei und zahlreiche Großplastiken, die sie für das Ozeaneum in Stralsund anfertigte. Für ihre Diplomarbeit hatte sie schon 2010 einen Mantarochen für das Ozeaneum gestaltet. Und auch im Leipziger Zoo hat sie ihre Spuren hinterlassen: Dort baute sie die künstliche Felsenlandschaft für Gondwanaland.

Mit Hollywoodgrößen am Filmset

Künstliche Welten hat auch Alexander Preißler schon so einige geschaffen - und zwar in der Filmbranche. Dabei laufen ihm auch schon einmal recht bekannte Hollywoodgrößen am Set über den Weg. Wie 2014, als er für den Kriegsfilm Monuments Men an einer Höhle und einer eingestürzten Kathedrale mitarbeitete. "Da sind mir tatsächlich George Clooney und Bill Murray begegnet. Ansprechen ist an den Sets aber nicht erwünscht." Zuletzt gestaltete der 46-Jährige in Babelsberg Kulissen für die erfolgreiche deutsche Netflix-Serie "Dark".

Trotz dieser aufregenden Berufserfahrungen mögen Anne Rauschenberg und Alexander Preißler die Arbeit für den Dresdner Frühling, bei dem sie zum vierten Mal mitwirken. Aus ihrer Werkstatt kamen in den vergangenen Jahren bereits ein Elefant, Vögel und eine Postkutsche. In diesem Jahr folgen nun die japanische Brücke und ein Holzboot - beides aus Monets Gemälden bekannt. Sie werden hinter dem riesigen goldenen Bilderrahmen drapiert - umgeben von Krokussen, Vergissmeinnicht und Traubenhyazinthen, die in der Masse die Wasserfläche darstellen sollen.

"Wie die einzelnen Pinselstriche Monets ergeben sie zusammen ein Bild", sagt Anne Rauschenberg. Wie ihre Kulissen inmitten der Blüten wirken, werden sie selbst aber erst am 3. März sehen, wenn die Ausstellung eröffnet. "Das ist jedes Mal ein spannender Moment für uns."

Dresdner Frühling, 3. bis 12. März, auf 1.400 Quadratmetern Fläche im Palais Großer Garten, täglich von 9 bis 20 Uhr, letzter Einlass 19 Uhr, Eintritt 15 Euro, ermäßigt 7 Euro, Kinder bis 5 Jahre frei. Tickets gibt es in allen bekannten Vorverkaufsstellen.