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Wölfe breiten sich weiter in Dresden und dem Umland aus

Innerhalb eines Monats kam es zu sieben Übergriffen auf Weidetiere durch Wölfe aus der Heide. In den wenigsten Fällen hatten die Halter diese ausreichend geschützt.

Von Dominique Bielmeier
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Wolfswelpen in der Oberlausitz. Aber auch das Rudel aus der Dresdner Heide hat Nachwuchs bekommen.
Wolfswelpen in der Oberlausitz. Aber auch das Rudel aus der Dresdner Heide hat Nachwuchs bekommen. © Archiv: Torsten Beuster/dpa

Dresden. Längst ist der Wolf in Dresden wieder heimisch und auch Risse von Schafen und anderen Beutetieren sind nicht mehr die Seltenheit, die sie einmal waren. Dies beweisen erneut aktuelle Zahlen des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), zu dem die Fachstelle Wolf gehört. Wie Sprecherin Karin Bernhardt mitteilt, ist es allein seit Mitte Juli zu sieben Übergriffen auf Weidetiere in Dresden und dem Umland gekommen. In allen Fällen ist der Wolf als Verursacher hinreichend sicher.

Schwerpunkt der Angriffe ist der Norden mit den Gemeinden und Ortschaften Wachau, Langebrück, Seifersdorf, Eichbusch und Weixdorf. Dabei wurden mehrere Schafe und ein Damhirsch getötet, ein Schaf wurde verletzt. Die Schafrisse in Langebrück geschahen am 16., (zwei Tiere) und 18. Juli (ein Tier). Am 29. Juli war ein angepflocktes Schaf in Radeberg Großerkmannsdorf getötet worden, einen Tag später ein Hirsch in Wachau, der außerhalb des Wildgeheges stand.

Am 6. August tötete ein Wolf drei Schafe im Wachauer Ortsteil Seifersdorf und verletzte ein weiteres. Die Tiere waren zwar durch einen Fest- und einen Elektrozaun geschützt, das LfULG spricht allerdings von "vielen Fehlerquellen". Ein Festzaun hielt den Wolf auch am 8. August in Dresden-Eichbusch und einen Tag später in Dresden-Weixdorf nicht auf: Er überkletterte ihn und tötete danach jeweils ein Schaf.

Herdenschutzmaßnahmen werden gefördert

Dass der Wolf die Zäune in mehreren Fällen überwinden konnte, wie durch Spuren an ihnen nachgewiesen wurde, sei auffällig, sagt Karin Bernhardt. Aber die meisten in den vergangenen vier Wochen betroffenen Tierhalter haben es dem Jäger auch besonders leicht gemacht: Nur in zwei der sieben Fälle war der Mindestschutz erfüllt. Deshalb werden auch nur diese beiden Tierhalter vom Freistaat für die Risse entschädigt.

Für die Schaf- und Ziegenhaltung gilt als Mindestschutz beispielsweise, dass Elektrozäune mindestens 90 Zentimeter hoch und mit einer Mindestspannung von 2.000 Volt auf der gesamten Zaunlänge versehen sein müssen. Festzäune aus Maschendraht, Knotengeflecht oder ähnlichem Material müssen mindestens 1,20 Meter hoch mit festem, bodengleichem Abschluss (Spanndraht) sein. Aufgrund ihrer Bauart sollen sie ein Durchschlüpfen von Wölfen verhindern.

Für andere Nutztierarten, zum Beispiel Alpakas, Rinder oder Pferde, sind keine Mindestschutzkriterien festgelegt. Schäden durch Wölfe können dennoch entschädigt werden, wenn der Wolf im Rahmen einer Rissbegutachtung festgestellt wurde. "Unsere Fachstelle Wolf ruft Tierhalter einmal mehr dazu auf, Ihre Herden wirksam vor Wolfsübergriffen zu schützen", betont Karin Bernhardt. Der Freistaat Sachsen fördere präventive Herdenschutzmaßnahmen zu hundert Prozent.

Wolfswelpen gesichtet

Die Risse der vergangenen Wochen gehen offenbar auf das Konto eines einzelnen Rudels, dessen Territorium sich über die gesamte Dresdner Heide und die angrenzenden Gemeinden erstreckt. Die Heide hat eine Größe von 55 Quadratkilometern. Ein durchschnittliches Rudelterritorium ist in Sachsen nach Auskunft von Karin Bernhardt vom LfULG aber zwischen 150 und 200 Quadratkilometer groß. "Daher erstreckt sich das Territorium auch über die Grenzen der Dresdner Heide hinaus in die angrenzenden Bereiche."

Zu einem Rudel gehören durchschnittlich fünf bis zehn Tiere. Diese werden nicht nur durch Risse nachgewiesen, sondern zum Beispiel auch durch Fotofallen, Totfunde sowie Losungen, also Wolfskot. Im aktuell laufenden Monitoringjahr, das am 1. Mai begann, sind bislang elf Hinweise auf die scheuen Tiere eingegangen, teilt Karin Bernhardt mit. In drei Fällen erfolgte tatsächlich ein Nachweis. Dazu zählen ein Totfund bei Rossendorf und zwei Losungen in der Dresdner Heide. Bei den anderen Hinweisen reichten die vorliegenden Informationen nicht aus, um einen Wolf sicher nachzuweisen.

Der Zeitraum des Monitorings entspricht dem biologischen "Wolfsjahr", von der Geburt der Welpen bis zum Ende ihres ersten Lebensjahres. Dass das Dresdner Rudel sich auch in diesem Jahr reproduziert hat und somit wieder etwas gewachsen sein dürfte, konnte ebenfalls nachgewiesen werden: Eine Fotofalle hat eine Fähe mit Gesäuge aufgenommen. Außerdem ist der Fachstelle Wolf die Sichtung eines Welpen gemeldet worden.