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9-Euro-Ticket: Wie viele Dresdner die Günstig-Fahrscheine gekauft haben

Die Zeit des 9-Euro-Tickets endet. Hunderttausende haben es in Dresden genutzt. Die DVB nennen Bedingungen für eine mögliche Nachfolge-Regelung.

Von Christoph Springer
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Drei Monate lang konnte man an den DVB-Automaten 9-Euro-Tickets kaufen. Das ist jetzt vorbei.
Drei Monate lang konnte man an den DVB-Automaten 9-Euro-Tickets kaufen. Das ist jetzt vorbei. © Archiv/Rene Meinig

Dresden. Drei Monate so günstig Bus und Bahn fahren wie nie zuvor - diese Zeit geht am Donnerstag zu Ende. Der 31. August war der letzte Tag, an dem Fahrgäste das 9-Euro-Ticket in den Dresdner Bussen und Straßenbahnen nutzen durften. Ab sofort gilt wieder der normale Fahrpreis für die sogenannten Zeitkarten, also zum Beispiel für die Monatskarten. Der ist für eine Abo-Fahrkarte in Dresden mehr als sechsmal so hoch wie der Preis des Günstig-Tickets.

Das 9-Euro-Ticket sollte vor allem Vielfahrer entlasten. Zweiter Effekt: Plötzlich waren Ausflüge zu entfernteren Zielen mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) besonders günstig, manche nutzten es sogar für Urlaubsreisen mit Nahverkehrszügen. Die Bahn bekam Kapazitätsprobleme, die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) nicht, sagt Pressesprecher Falk Lösch.

Wie viele 9-Euro-Tickets haben die DVB verkauft?

Die je einen Monat geltende Günstig-Fahrkarte fürs gesamte Bundesgebiet haben bei den DVB insgesamt etwa 410.000 Menschen gekauft. Etwas mehr als 93 Prozent davon holten sich ein Papierticket an einem Fahrscheinautomaten oder in einer Verkaufsstelle, der Rest beschaffte sich das 9-Euro-Ticket im Internet.

Die Verkaufszahlen der Papierfahrscheine waren bei den DVB in allen drei Monaten ähnlich. Im Juni kauften es etwa 126.000 Kunden, im Juli rund 133.000 und im August circa 123.000, berichtet Lösch.

Haben die DVB damit neue Kunden gewonnen?

Ja, davon ist auszugehen, aber konkrete Zahlen kann das Unternehmen noch nicht nennen. DVB-Sprecher Falk Lösch verweist deshalb auf eine Studie des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Demnach haben die Nahverkehrsunternehmen und die Bahn seit Ende Mai rund 52 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft. 17 Prozent davon waren neue Fahrgäste.

Für die DVB bedeutet das: Etwa 69.700 Käufer der Günstig-Tickets waren neue Kunden. Ob sie dabei bleiben, also nun auf andere Fahrausweise, vielleicht sogar Monatskarten, umsteigen, ist derzeit noch nicht absehbar.

Wie voll waren Busse und Straßenbahnen?

Die Bahn hatte Probleme, in beliebten Ferienregionen waren Nahverkehrszüge vor allem an Wochenenden mitunter voll, mancherorts mussten Kunden sogar zurückbleiben. Die Verkehrsbetriebe melden, es habe keine Probleme gegeben. "Jedenfalls sind uns keine vermehrten Fahrten mit 'Zurückbleibern' bekannt", sagt Lösch.

Das heißt, trotz des 9-Euro-Tickets und des besonderen Fahranreizes, den die Günstig-Fahrkarten ausgelöst haben, waren in Dresden stets genug Busse und Straßenbahnen unterwegs, um Platz für alle Fahrgäste zu bieten.

Welche Linien waren besonders gefragt?

Die Fachleute der Verkehrsbetriebe haben dazu aktuell keine belastbaren Zahlen. Dennoch kann DVB-Sprecher Lösch von "leichten Steigerungen" im gesamten Netz berichten. Auf den Strecken der Linien 4 (Laubegast - Weinböhla), 13 (Prohlis - Mickten) sowie allen sieben 60er-Buslinien sei die Nachfrage "überdurchschnittlich" gewesen. Dass das auf das 9-Euro-Ticket zurückzuführen sei, könne allerdings nicht belegt werden.

Wollen die DVB weiter ein solches Günstig-Angebot?

Die Verkehrsbetriebe haben zumeist gegen ein 365-Euro-Ticket argumentiert. Die Begründung: Fahren für einen Euro pro Tag spiegele nicht wider, dass dennoch die volle Leistung der Mitarbeiter dahinter stehe, und dass es den Eindruck vermittle, ÖPNV sei nichts wert. Machbar sei ein solches Ticket ohnehin nur bei entsprechender Gegenfinanzierung, also der Zahlung der dann fehlenden Einnahmen durch den Bund oder das Land.

Ähnlich klingt das jetzt auch für das 9-Euro-Ticket. Eine Nachfolgeregelung brauche mehrere Voraussetzungen, sagt Lösch. Einerseits müsse die "Basisfinanzierung" des ÖPNV gesichert sein, vor allem "angesichts der explodierenden Energie- und Kraftstoffkosten" sowie inklusive "sonstiger für den Betrieb erforderlichen Ausgaben". Andernfalls lasse sich flächendeckend nicht einmal das gegenwärtige Angebot halten.

Außerdem müsse in Infrastruktur, Fahrzeuge und Personal zur Verbesserung des Angebotes, auch im ländlichen Raum und für Pendler, investiert werden. Erst dann könne man über eine Verlängerung des Tickets oder die Einführung eines anderen vergünstigten ÖPNV-Angebotes und dessen Finanzierung sprechen.

Mehrere Varianten sind im Gespräch, zum Beispiel ein 69-Euro-Ticket für einen Monat und den Nahverkehr im gesamten Bundesgebiet. Die Dresdner Verkehrsbetriebe verfolgen die Diskussionen, haben aber keinen eigenen Favoriten für eine Nachfolge-Lösung. Die ist derzeit ohnehin nicht in Sicht, weder bundesweit, noch für Sachsen und schon gar nicht für Dresden.