SZ + Dresden
Merken

Dresdens Ostumfahrung: So geht es 2024 weiter

Nahe Eschdorf entsteht eine weitere Brücke. Dieses Jahr beginnt auch der eigentliche Straßenbau. Doch es braucht noch viel Zeit, bis hier Autos rollen.

Von Domokos Szabó
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Wo der Kran steht, wird eine Brücke über den Schullwitzbach gebaut. Hier an der künftigen Anschlussstelle Eschdorf ist die Dichte an Brücken am höchsten.
Wo der Kran steht, wird eine Brücke über den Schullwitzbach gebaut. Hier an der künftigen Anschlussstelle Eschdorf ist die Dichte an Brücken am höchsten. © Egbert Kamprath

Seit fast drei Jahren besteht unbestrittenes Baurecht für das knapp sechs Kilometer lange Teilstück der Dresdner Ostumfahrung (S177) im Bereich von Eschdorf und Wünschendorf. Tatsächlich hat Sachsens Straßenbauverwaltung diese Zeit nicht unnütz verstreichen lassen, an der Grenze zwischen Dresden und der Sächsischen Schweiz entstand seit 2021 eine Brücke nach der anderen samt Regenrückhaltebecken und anderen Vorrichtungen.

Neue Brücken stehen unter anderem an beiden Enden von Eschdorf und am Klemmnitztälchen nahe Wünschendorf. Nur der Straßenbau selbst, der ließ bislang auf sich warten. Das ändert sich allerdings dieses Jahr. "2024 werden die Hauptbauleistungen in Form des aktuell europaweit ausgeschriebenen Straßenbauloses beginnen", teilte das Landesamt für Straßenbau und Verkehr auf Anfrage von Sächsische.de mit. Hier ein Überblick zum aktuellen Stand an der S177.

Neue Brücke an der Anschlussstelle Eschdorf

An der künftigen Anschlussstelle Eschdorf, diese befindet sich am Ortsausgang Richtung Dittersbach an der Straße mit dem romantischen Namen Rosinendörfchen, ist die Dichte an Brücken am höchsten. Bereits fertig ist jene Brücke, über die künftig der Verkehr zwischen Eschdorf und Dittersbach rollt (S161). Sie überspannt gleichzeitig die künftige Schnellstraße, die an dieser Stelle tiefer gelegt ist. Mancher, der hier heute vorbeifährt, staunt aber einfach. Denn die Bauleute haben die Baugrube komplett wieder mit Erde zugeschüttet. Heute würde unter dieser Brücke kein Auto durchpassen. Franz Grossmann vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr sagt, das sei einerseits nur vorübergehend und andererseits geplant gewesen. "Notwendig war dies wegen des besonders starken Grundwasserandranges."

Fertige Brücke im Zuge der S161 zwischen Eschdorf (links) und Dittersbach. Die künftige Schnellstraße führt unter der Brücke hindurch.
Fertige Brücke im Zuge der S161 zwischen Eschdorf (links) und Dittersbach. Die künftige Schnellstraße führt unter der Brücke hindurch. © Egbert Kamprath
So sah es an dieser Stelle im Mai 2023 aus. Die Fundamente für die Widerlager der Brücke waren damals bereits fertig.
So sah es an dieser Stelle im Mai 2023 aus. Die Fundamente für die Widerlager der Brücke waren damals bereits fertig. © Marko Förster

Auch die benachbarte Brücke über das Rossendorfer Wasser ist nunmehr komplett. Markant sind ihre Planken - eine Vorrichtung zum Schutz von Fledermäusen. Die Arbeiten in diesem Bereich konzentrieren sich nun auf die Brücke über den Schullwitzbach. "Dort ist die vorgesehene Tiefgründung hergestellt. Derzeit werden Schal- und Bewehrungsarbeiten am eigentlichen Bauwerk durchgeführt", so Franz Grossmann vom Landesamt.

Noch im Januar will die Swietelsky Baugesellschaft mbH aus Meißen das Betonieren erledigen. Eine Winterpause sei zunächst nicht vorgesehen. Im Juni könnte diese Brücke bereits fertig sein. Kostenpunkt: 2,4 Millionen Euro.

Weitere Brücke entsteht nördlich von Eschdorf

Doch auch an einer weiteren Brücke laufen bereits die Arbeiten. Es handelt sich um die Brücke über das Rossendorfer Wasser, nördlich vom Rosinendörfchen bei Eschdorf. Auf aktuellen Bildern ist zu erkennen, dass die Baustelle hier zumindest erst mal in die Tiefe geht. Wie auch an der Schullwitzbach-Brücke ist auch hier ein Regenrückhaltebecken vorgesehen. Der Auftrag ging bereits vergangenes Jahr für rund 3,4 Millionen Euro an die Karl Köhler GmbH & Co. KG aus Heidenau.

Eine der letzten Brücken für die neue Schnellstraße entsteht nördlich von Eschdorf samt Regenrückhaltebecken. Links im Bild der Ort und dahinter der Triebenberg, Dresdens höchste Erhebung.
Eine der letzten Brücken für die neue Schnellstraße entsteht nördlich von Eschdorf samt Regenrückhaltebecken. Links im Bild der Ort und dahinter der Triebenberg, Dresdens höchste Erhebung. © Egbert Kamprath

Für den kompletten Abschnitt werden zu guter Letzt noch zwei Brücken zu meistern sein: Zum einen eine Brücke zwischen Wünschendorf und Eschdorf, sie überspannt dann die heutige S177. Das Landesamt hat dafür keinen gesonderten Auftrag erteilt, diese Brücke ist Teil des großen Straßenbauloses. Das gilt auch zum anderen für einen Wirtschaftsweg, der im Bereich des Doberbergs geplant ist. Dort hatten Umweltschützer ursprünglich eine 30 Meter breite Grünbrücke gefordert, stattdessen kommt eine zwölf Meter breite normale Brücke.

Neue Schnellstraße erst 2026 oder 2027 fertig

Fast alle Brücken fertig - Start des Straßenbaus in diesem Jahr. Wieso wird die Straße möglicherweise erst 2027 freigegeben? Das Landesamt spricht von Arbeiten "in geologisch sehr anspruchsvollen Bereichen" und will "Verzögerungen in der Bauausführung" nicht ausschließen. Um genauer planen zu können, startet im Frühjahr unter anderem ein baubegleitendes Baugrundmonitoring.

© SZ-Infografik

Es geht insbesondere um den Doberberg nahe Wünschendorf, wo die Straße tief in die Landschaft eingegraben wird. Das sächsische Wirtschaftsministerium stellte unterdessen zuletzt eine Fertigstellung 2026 in Aussicht - gut möglich, dass man dort noch nicht auf dem neuesten Stand war. Das Landesamt teilt nun mit, dass eine Präzisierung des Termins "frühestens nach der Beauftragung des Straßenbauloses und nach Beginn der Erdarbeiten" vorstellbar sei.

Anwohner: Verkehrssituation ist eine Zumutung

Die Eschdorfer und Wünschendorfer sehnen die neue Straße schon sehr lange herbei. Wünschendorfs stellvertretende Ortsvorsteherin Franzi Rodenhüser: "Mein Vater sagte immer, hoffentlich werden das die alten Leute noch erleben." Jetzt sei er schon sieben Jahre tot. Für die beiden Nachbarorte ist die Verkehrsbelastung nach ihren Worten eine Zumutung. Rodenhüser verweist auf die letzte ihr bekannte Zählung vor Corona. Danach rollten pro Tag rund 20.000 Fahrzeuge über die S177, davon etwa 5.000 schwere Laster.

Die stellvertretende Ortsvorsteherin von Wünschendorf Franzi Rodenhüser (Unabhängige Bürger). Arbeiten bei offenem Fenster im Sommer ist undenkbar.
Die stellvertretende Ortsvorsteherin von Wünschendorf Franzi Rodenhüser (Unabhängige Bürger). Arbeiten bei offenem Fenster im Sommer ist undenkbar. © SZ/Domokos Szabo

Sie selbst wohnt direkt an der Staatsstraße und betreibt dort ein Kosmetikstudio. Im Sommer könne man nicht daran denken, bei offenen Fenstern zu arbeiten. Franzi Rodenhüser sitzt auch für die Unabhängigen Bürger im Gemeinderat von Dürrröhrsdorf-Dittersbach und hat kein Verständnis dafür, wie lange sich das Vorhaben schon samt Planung zieht. "In der Corona-Zeit hat man es geschafft, innerhalb von vier Wochen Impfstoffe aus dem Boden zu stampfen und hier war es nicht möglich, in 20 Jahren diese fünf Kilometer Straße zu bauen..."

S177/Ostumgehung DD: 90 Prozent der Strecke in 29 Jahren

  • Länge A4 - A17 (genauer Pirna): 32 Kilometer in sieben Bauabschnitten
  • Baustart erster Bauabschnitt (Elbbrücke Pirna): April 1997
  • Bauabschnitt 1.1 (Ortsumgehung Pirna/Elbbrücke, 1,7 Kilometer): Verkehrsfreigabe im November 1999 (Kosten: 36 Millionen Euro)
  • Bauabschnitt 1.2 (Ortsumgehung Pirna, 3,7 Kilometer): Verkehrsfreigabe im Oktober 2003 (Kosten: 20,8 Millionen Euro)
  • Bauabschnitt 2 (Ausbau nördlich Pirna, 4,9 Kilometer): Verkehrsfreigabe im November 2014 (Kosten: 38,2 Millionen Euro)
  • Bauabschnitt 3 (Ortsumgehung Wünschendorf/Eschdorf, 5,6 Kilometer): im Bau, Verkehrsfreigabe 2026 oder 2027 (geplante Kosten: 71,5 Millionen Euro)
  • Bauabschnitt 4 (Verlegung südlich Großerkmannsdorf, 3,2 Kilometer): Planfeststellung läuft, Baustart nicht abzusehen (geplante Kosten: 21,1 Millionen Euro)
  • Bauabschnitt 5 (Ortsumgehung Großerkmannsdorf/Ortsumgehung Radeberg, 6,2 Kilometer): Verkehrsfreigabe im Oktober 2008 (Kosten: 40,2 Millionen Euro)
  • Bauabschnitt 6 (Radeberg-A4, 6,7 Kilometer): Verkehrsfreigabe im Oktober 2023 (Kosten: 63 Millionen Euro). Quelle: Sächsisches Wirtschaftsministerium, SZ