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Warum das neue Stück von Dresdens Ostumfahrung erst 2027 fertig wird

Zwischen Wünschendorf und Eschdorf startet im Frühsommer der Straßenbau für Dresdens Ostumfahrung. Doch allein mit Asphaltieren ist es nicht getan.

Von Domokos Szabó
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Lasuv-Projektleiter für Straßenbau, Andreas Weber, Niederlassungschef Holger Wohsmann und Lasuv-Abteilungsleiter Karsten Borkenhagen (von links) vor der neuesten Brücke über das Rossendorfer Wasser. Im April wird betoniert.
Lasuv-Projektleiter für Straßenbau, Andreas Weber, Niederlassungschef Holger Wohsmann und Lasuv-Abteilungsleiter Karsten Borkenhagen (von links) vor der neuesten Brücke über das Rossendorfer Wasser. Im April wird betoniert. © Mike Jäger

Noch in diesem Jahr beginnt bei der Errichtung der Dresdner Ostumfahrung im Bereich Eschdorf/Wünschendorf der eigentliche Straßenbau. Acht Brücken stehen bereits, für die knapp sechs Kilometer lange Straße gab es zuletzt eine europaweite Ausschreibung.

Aus rechtlichen Gründen gibt das Landesamt für Straßenbau und Verkehr keine Auskunft, von welchen Firmen aus welchen Ländern Angebote eingegangen sind, nur so viel: Es liegen mehrere Offerten vor. Nach Prüfung der Angebote soll der Auftrag voraussichtlich im Mai vergeben werden. Danach sollen die Arbeiten zügig beginnen – es sei denn, ein unterlegener Bewerber geht juristisch gegen die Entscheidung vor.

Hier gibt es einen Überblick zum aktuellen Stand der Arbeiten und dazu, was in den nächsten Monaten passiert.

Was beinhaltet der Großauftrag für den Straßenbau?

Im Wesentlichen geht es um den Bau der Straße zwischen Wünschendorf, wo die Schnellstraße von Pirna kommend bislang auf freiem Feld endet, bzw. zwischen dem Ortsausgang von Eschdorf in Richtung Rossendorf. Dabei sind noch drei Brücken zu errichten (Brücke für einen Wirtschaftsweg am Doberberg, Brücke über die alte S177 zwischen Wünschendorf und Eschdorf sowie Brücke über den Eschdorfer Wiesenbach).

© SZ Grafik

Darüber hinaus werden auch – bis zu zwölf Meter hohe - Dämme gebraucht, insbesondere nahe der Stelle, an der die neue Schnellstraße über die alte S177 hinwegführt. Dort gibt es erhebliche Höhenunterschiede im Gelände. In diesem Bereich ist auch ein Amphibiendurchlass geplant unter anderem für Knoblauchkröten und Springfrösche.

Warum werden die Arbeiten in einem Stück vergeben?

Das Landesamt vergibt komplexe Bauvorhaben in der Regel in Teilaufträgen, damit möglichst viele Firmen profitieren und auch kleinere Unternehmen aus der Region zum Zuge kommen, sagt der Leiter der Meißner Niederlassung des Landesamtes, Holger Wohsmann. Bei diesem Auftrag gab es aber ein entscheidendes Argument, nicht etwa zwei oder noch mehr Baulose aufzusetzen.

So wird auf dem fraglichen Abschnitt an einigen Stellen Erde in großen Mengen entnommen, weil die Straße niedriger liegen wird als die Umgebung. An anderer Stelle wird wiederum Erde gebraucht, um die Straße höher legen zu können. Die Vergabe an ein einziges Unternehmen wird es ermöglichen, dass diese Firma effektiv in Eigenregie mit den Massen wirtschaften kann.

Wo beginnen die künftigen Arbeiten?

Das Landesamt hat bereits vorgegeben, dass die Arbeiten am Doberberg nahe Wünschendorf zu beginnen haben. Das ist zugleich die größte Herausforderung für die Straßenbauer, wird doch die Straße hier 13 Meter tief in den Berg eingegraben – noch dazu auf geologisch anspruchsvollem Terrain. Unter Festgestein und Lößlehm stößt man auf die Lausitzer Verwerfung, die ähnlich wie ein Karstgebirge empfindlich auf unterirdischen Wassereintritt regieren kann.

Diese Brücke überspannt den Radweg zwischen Eschdorf und Wünschendorf bei Dresden. Rechts davon die Trasse der neuen Schnellstraße. Im Hintergrund Wünschendorf mit der alten S177.
Diese Brücke überspannt den Radweg zwischen Eschdorf und Wünschendorf bei Dresden. Rechts davon die Trasse der neuen Schnellstraße. Im Hintergrund Wünschendorf mit der alten S177. © Marko Förster

Mit dem Öffnen des Berges und dem Aufschütten von Dämmen entstehen neue Druck- und Grundwasserverhältnisse. Im schlimmsten Fall könnte der Baugrund ins Rutschen kommen. Damit das nicht passiert, wurde zuletzt ein baubegleitendes Baugrundmonitoring gestartet. An die 20 vertikale und rund zehn horizontale Messpunkte wurden und werden gesetzt, um auf Veränderungen reagieren zu können. „Die ein oder andere Überraschung kann auftreten. Wir rechnen nicht damit, aber besser ist es“, sagte Straßenbauchef Wohsmann.

Wo und was wird derzeit an Dresdens Ostumfahrung gebaut?

Wanderern und Autofahrern fallen die Bagger auf, die am Doberberg unterwegs sind. Doch deren Einsatz hat mit der neuen Schnellstraße nur indirekt etwas zu tun. Nach Angaben des Landesamtes lässt Sachsen Energie eine Hochdruck-Gasleitung verlegen, die zum Triebenberg führt und sonst der S177 im Wege stünde.

Aber auch das Vorhaben Ostumfahrung geht voran. Derzeit wird an zwei Brücken gebaut, beide befinden sich nahe der künftigen Anschlussstelle Eschdorf. Die Brücke über den Schullwitzbach (Richtung Wünschendorf) soll im Juli fertig werden. Eine weitere Brücke über das Rossendorfer Wasser (Richtung Rossendorf) steht als Schalkonstruktion bereits, im April soll betoniert werden.

Hier wird ein neues Regenrückhaltebecken bei Eschdorf errichtet. Im Hintergrund ist unter anderem der Gickelsberg zu sehen.
Hier wird ein neues Regenrückhaltebecken bei Eschdorf errichtet. Im Hintergrund ist unter anderem der Gickelsberg zu sehen. © Mike Jäger

Außerdem wird in diesen Tagen das Fundament eines benachbarten Regenrückhaltebeckens gegossen. In diesem Bereich werden übrigens der Gickelsbergbach und das Rossendorfer Wasser auf rund 1.500 Metern renaturiert.

Wann rollen Autos über die neue Schnellstraße?

Obwohl der Straßenbau dieses Jahr beginnen soll, ist das Landesamt vorsichtig. Als Risiko gilt eine Verzögerung etwa wegen einer möglichen Anfechtung des Vergabeergebnisses. Auch lässt sich heute noch nicht sagen, ob und welche Komplikationen zwischen Doberberg und Klemmnitztälchen auftreten können. Aus diesem Grund wird von einer Straßenfreigabe 2027 gesprochen.