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DVB-Fahrer steigen auf Tablets um

Jeder Fahrer bei den DVB bekommt ein eigenes Tablet. Darauf finden sie nicht nur ihren Fahrplan. Auch Kunden sollen etwas von der neuen Technik haben.

Von Christoph Springer
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Jede Menge Infos können die DVB-Mitarbeiter über ihre neuen Tablets abrufen, zum Beispiel zu Baustellen und Umleitungen.
Jede Menge Infos können die DVB-Mitarbeiter über ihre neuen Tablets abrufen, zum Beispiel zu Baustellen und Umleitungen. © Sven Ellger

Dresden. Zettel, Mappen, sogar ein Buch müssen die Fahrer der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) jeden Tag in ihre Arbeitstasche packen. Das ist Vorschrift, sie müssen unter anderem Fahrpläne, Betriebsanleitungen und Formulare bei sich haben. Insgesamt sind das anderthalb bis zwei Kilo Papier, sagt Vorstand Lars Seiffert, der bei den DVB unter anderem für das Personal verantwortlich ist und das selbst regelmäßig erlebt. Denn Seiffert fährt auch Straßenbahn. Das Gewicht all dieser Unterlagen soll sich jetzt drastisch reduzieren.

300 Gramm statt knapp zwei Kilo

Rund 300 Gramm soll alles wiegen, was die Fahrer mitnehmen müssen - ein Tabletcomputer. Jeder Bus- und jeder Straßenbahnfahrer bekommt so ein Gerät so eingerichtet, dass nur er oder sie es in Betrieb nehmen kann.

1.570 Tablets haben die DVB angeschafft und gemeinsam mit einer Firma aus der Schweiz erarbeitet, welche Funktionen der flache Computer bieten soll. Das Wichtigste: Alle Dokumente sind dort online verfügbar, dazu Dienst- und Fahrpläne, jederzeit und überall. "Digitale Fahrdiensttasche" haben die Verkehrsbetriebe das Projekt getauft, für das bei dem Nahverkehrsunternehmen Patrick Wolf verantwortlich ist.

Er erklärt, dass es nicht nur darum geht, den Fahrern alles das digital zur Verfügung zu stellen, was von den Dienste-Planern kommt: Einsatzzeiten, Linien und der jeweils gültigen Fahrplan. Die Fahrer sollen mittels Computer auch Schäden schnell an die Werkstätten melden können, sodass dort bereits die nötigen Teile für die Reparatur bestellt werden können, wenn der Bus oder die Bahn noch unterwegs sind.

Auch die Kunden sollen etwas von den neuen Tabletcomputern haben: Das DVB-eigene Fundbüro kann mit den Computern kontaktiert werden, wenn etwas in einem Bus oder einer Bahn vergessen worden ist. Samt Foto sollen die Fahrer dies dann per Computer weitermelden, so können die Gegenstände letztlich schneller wieder an den richtigen Mann oder die richtige Frau gebracht werden.

Fahrer werden zu DVB-Botschaftern

Auch Auskünfte sind möglich, denn die Fahrer haben über ihre Computer künftig sekundenschnell Zugriff auf alle Strecken-, Verspätungs- und Baustelleninformationen. Wo geht es lang zu einer Sehenswürdigkeit, warum hat eine Bahn Verspätung - solche Infos können sie abfragen und weitergeben. "Die Fahrer werden so zu unseren Botschaftern", sagt DVB-Sprecher Falk Lösch.

Fahrerin Regina Bär hat ihr neues Tablet schon bekommen.
Fahrerin Regina Bär hat ihr neues Tablet schon bekommen. © Sven Ellger

Die Tablets bekommen alle Fahrer bei den Verkehrsbetrieben und bei deren 100-prozentiger Tochter "Dresdner Verkehrsservicegesellschaft". Auch an Fahrer von Firmen, die im Schienenersatzverkehr unterwegs sind sowie die Bus-Chauffeure in Meißen ist gedacht. Insgesamt kostet das Projekt samt der eigens für die DVB entwickelten "Digitalen Fahrdiensttasche" 1,5 Millionen Euro. 75 Prozent dieser Summe steuern das Bundesverkehrsministerium und das sächsische Landesamt für Straßenbau und Verkehr bei.

Die DVB-Verantwortlichen haben errechnet, dass sie pro Jahr tonnenweise Papier einsparen können, dazu auch Druckerfarbe und Arbeitszeit - ein finanzieller Brocken von jährlich rund 550.000 Euro, sagt Seiffert.

Pionierarbeit für andere Städte

Ganz neu ist die Idee nicht, Fahrer mit eigenen Tabletcomputern auszustatten, räumt Patrick Wolf ein. Doch mit den Abfrage- und Kontaktmöglichkeiten, die die kleinen Computer bieten, für die übrigens in allen Bussen und Bahnen Halterungen samt Ladestation montiert werden, glauben die DVB-Verantwortlichen, Pionierarbeit auch für andere Nahverkehrsunternehmen zu leisten.

Die Softwarefirma aus der Schweiz wolle die neuen DVB-Funktionen später in bestehende Tablet-Lösungen verschiedener Städte übernehmen, berichtet der Projektleiter.