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Erst 2031 Baubeginn am Ullersdorfer Platz in Dresden

Die neue Gleisschleife soll am Taubenberg gebaut werden inklusive eines Parkhauses mit 300 Plätzen. Weil dieses für die Besucher des Dresdner Fernsehturmes wichtig ist, wird es eher fertig.

Von Kay Haufe
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Ein großer Pavillon soll künftig den Ullersdorfer Platz in Dresden überspannen, doch das wird noch dauern.
Ein großer Pavillon soll künftig den Ullersdorfer Platz in Dresden überspannen, doch das wird noch dauern. © Visualiserung: Pahl Architekten

Dresden. Als "Verkehrsamöbe" hat Dresdens Leiterin des Stadtplanungsamtes, Anja Heckmann, den Ullersdorfer Platz bezeichnet. Auf ihm gäbe es jede Menge Asphalt, auf dem der Verkehr in alle Richtungen fließt. Nutzer des Platzes wissen genau, wovon sie spricht: lange Wartezeiten für Linksabbieger, keine Radwege, teilweise fehlende Fußwege und ein völlig überlasteter Umsteigeplatz für Bus- und Bahnfahrer. Von Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) kurz zusammengefasst: Jeder ist froh, wenn er den Ullersdorfer Platz passiert hat.

Dabei plant die Stadtverwaltung schon seit Jahrzehnten am Platz und der angrenzenden Bautzner Landstraße. Zunächst noch unter anderen Prioritäten, als die Straße vierspurig werden sollte. Ab 2010 änderte sich mit einem Stadtratsbeschluss zur Verlängerung der Straßenbahnlinie 11 nach Weißig die Herangehensweise. Sechs Jahre später entschied der Rat, die Verlängerung aufgrund erheblicher Konflikte unter anderem mit dem Landschaftsschutzgebiet zu stoppen. Die Verbesserung der Verkehrssituation am Ullersdorfer Platz rückte mehr und mehr in den Fokus.

Vor allem durch die geplante Wiedereröffnung des Fernsehturmes nahm das Vorhaben Fahrt auf. Im November des Vorjahres starteten die Arbeiten an einem Bebauungsplan für einen P+R-Platz und einer Gleisschleife an der Rossendorfer Straße. Wie und in welchem Zeitraum es damit und dem Ullersdorfer Platz weitergeht, erklärten Stephan Kühn, Anja Heckmann und Verkehrsplaner André Zschoge am Mittwoch.

Neugestaltung Ullersdorfer Platz mit Pavillon

Künftig soll ein großer Pavillon aus Holz das Gesicht des Ullersdorfer Platzes prägen, dessen Dach den Haltestellenbereich überspannt; innen gibt es einen Pflanzbereich. Regenwasser wird vor Ort versickert, was bei langen Regenphasen dazu führen kann, dass sich kurzzeitig an ausgesuchter Stelle eine Teichlandschaft bildet. Im Pavillon sind neben Betriebsräumen und technischen Anlagen der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) ein Kiosk und eine öffentliche Toilettenanlage vorgesehen. Laut Anja Heckmann soll es auch ein Café geben. Der neue Platz soll von allen Seiten gut zu Fuß erreichbar sein. "Der Platz soll ein Gesicht bekommen, auf ihm soll man sich gern aufhalten und umsteigen", sagt der Verkehrsbürgermeister.

Der gesamte Ullersdorfer Platz wird mit Ampeln gesichert, auch zur Quohrener Straße, und mit farblich markierten Straßenquerungen für Fußgänger ausgestattet. In unmittelbarer Nähe zur stadtauswärtigen Haltestelle an der Bautzner Landstraße soll es einen Mobipunkt mit Car- und Bikesharing, E-Ladestationen und Taxistellplätzen geben.

Die Gleise verschwinden völlig, da die Gleisschleife der Straßenbahn zur Rossendorfer Straße verlagert wird. Busse fahren künftig, anders als bisher, auf der nordwestlichen Seite des Platzes ein und zur Ullersdorfer Straße wieder aus dem Rondell des Platzes heraus.

So sieht der Ullersdorfer Platz heute aus: Verkehr aus allen Richtungen, eine komplizierte Gleisschleife für Busse und Bahnen.
So sieht der Ullersdorfer Platz heute aus: Verkehr aus allen Richtungen, eine komplizierte Gleisschleife für Busse und Bahnen. © René Meinig

Bahn und Autos teilen sich Fahrspur, Radwege kommen

Autofahrer müssen auf der Bautzner Landstraße nach dem Ausbau hinter der Bahn als sogenannter "Pulkführer" hinterherfahren, die Bahnen bekommen keinen eigenen Gleiskörper. Um möglichst wenig in bestehende Grundstücke eingreifen zu müssen, setzt die Stadt auf sensible Umgestaltung der Bautzner Landstraße zwischen Grundstraße und der neuen Gleisschleife an der Rossendorfer Straße. Der Kfz-Verkehr und die Bahn teilen sich eine Fahrspur, während an beiden Seiten Radwege und Fußwege entstehen. In den Kreuzungsbereichen sollen neue Ampeln den Fuß- und Radverkehr sicher über die Straßen führen. Alle Haltestellen werden barrierefrei neugebaut. Zwischen Grundstraße und neuer Gleisschleife sollen alle Verkehrsarten durchgängig vorankommen.

Zwei Häuser müssen weichen

Direkt am Ullersdorfer Platz gibt es eine Engstelle, an der Pläne für die Umgestaltung scheitern könnten. Zwei Häuser an der Bautzner Landstraße 161 und 163 müssen weg, um Fuß- und Radwege anlegen zu können. Laut Bürgermeister Kühn befinde man sich in "guten, konstruktiven Gesprächen" mit dem Besitzer der 161 zu einem Grundstückstausch. Das Grundstück war erst vor zehn Jahren verkauft worden. Damals sei man mit den Planungen aber noch nicht so weit gewesen und hatte auch noch die Hoffnung, nicht in Gebäude eingreifen zu müssen, sagt Verkehrsplaner Zschoge. Deshalb habe die Stadt damals beim Grundstücksverkauf nicht reagiert.

Gleisschleife und Parkhaus mit mindestens 250 Plätzen

Die neue Gleisschleife für die Straßenbahn soll am Taubenberg östlich der Rossendorfer Straße auf dem jetzigen Feld entstehen. Die Bahnen fahren rechts hinein und gegen den Uhrzeigersinn wieder auf die Bautzner Landstraße. Im Innern der Schleife sind Stellplätze für den P+R-Platz Bühlau sowie für den Shuttleverkehr zum Fernsehturm integriert. Zudem soll es ein Parkhaus mit mindestens 250 Stellplätzen, einen Mobipunkt, Rad-Abstellanlagen und Elektroladesäulen geben.

Der Fußgänger- und Radverkehr wird entlang der Bautzner Landstraße sowie über eine neue Wegeverbindung von der Liegauer Straße/Wachauer Straße zur Gleisschleife geführt. Außerdem geplant ist, die Rossendorfer Straße, die heute eine Sackgasse ist, zur Quohrener Straße zu öffnen.

Die neue Gleisschleife soll sich sensibel in die Landschaft einbetten und künftig den Ortsein- und -ausgang von Bühlau bilden, so Kühn. Der P+R-Platz mit seinen Umsteigemöglichkeiten soll begrünt sein. Für das Parkhaus ist ein Architekturwettbewerb vorgesehen. Das Gebäude werde kein Skelettbauwerk, sondern füge sich in die Umgebung ein, werde klimaangepasst gebaut und Lärmschutz für die Anwohner bieten, sagt der Bürgermeister. Das Planungskonzept erlaube eine mögliche Verlängerung der Stadtbahntrasse nach Weißig.

Heute noch landwirtschaftliche Nutzfläche, in ein paar Jahren Gleisschleife samt Parkhaus: Am Taubenberg in Bühlau soll gebaut werden.
Heute noch landwirtschaftliche Nutzfläche, in ein paar Jahren Gleisschleife samt Parkhaus: Am Taubenberg in Bühlau soll gebaut werden. © René Meinig

Enorme Kosten, lange Planungszeiten

Wer angesichts der vorgetragenen Pläne glaubt, dass es bald losgeht am Ullersdorfer Platz, wird enttäuscht. Allein das Planfeststellungsverfahren, das nötig ist, dauere oft mehrere Jahre, so Kühn. Nach jetzigem Stand rechnet die Stadt mit einem Baubeginn frühestens ab 2031.

Nach aktueller Kostenschätzung sind für sämtliche Arbeiten rund 56,4 Millionen Euro nötig. "Das geht nicht ohne Fördermittel", sagt Kühn. Die will man gemeinsam mit den Verkehrsbetrieben, die in das Projekt eingebunden sind, vom Freistaat Sachsen und dem Bund einwerben.

Für SPD-Stadträtin Kristin Sturm steht fest, dass die Stadtverwaltung in den vergangenen drei Jahrzehnten die Brisanz um die fehlende Verkehrssicherheit am Ullersdorfer Platz verschlafen hat, wie sie sagt. "Der ganze Planungsprozess ist eine einzige Farce. Dass wir nun weitere acht Jahre verlieren, verdeutlicht das Planungsversagen der Stadtverwaltung. Insbesondere für Schülerinnen und Schüler sowie ältere Menschen ist die gegenwärtige Verkehrssicherheit nicht ein weiteres Jahrzehnt hinnehmbar." Sie fordert kurzfristige Verbesserungen wie barrierefreie Haltestellen sowie mehr Verkehrssicherheit.

Kurzfristige Verbesserungen rund um den Platz

Relativ kurzfristig soll es dennoch kleine verkehrliche Verbesserungen am und rund um den Ullersdorfer Platz geben. So werden im nächsten Jahr Radwege entlang der Bautzner Landstraße zwischen Steglichstraße und Grundstraße markiert. Ebenfalls 2024 soll die Ullersdorfer Straße zwischen Ullersdorfer Platz und Oybiner Straße eine neue öffentliche Beleuchtung erhalten, die Stadtentwässerung und die Sachsen-Energie verlegen ebenfalls Leitungen. Im Jahr 2025 soll die Straßenbahnlinie 11 zusätzlich vor der Bäckerei Richter halten, damit Schüler des benachbarten Gymnasiums nicht über die Straße laufen müssen. In dem Jahr wird auch die Sanierung der Quohrener Straße bis zur Rochwitzer Straße starten.

Öffentliche Bürgerversammlung im Juni

Ob der Ullersdorfer Platz und die neue Gleisschleife letztlich so gebaut werden, wie geplant, darüber muss der Stadtrat entscheiden. Anwohner können Details der Planung bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung am 23. Juni, von 17 bis 19.30 Uhr im Gymnasium erfahren. Die Stadtverwaltung bittet dafür um Anmeldung bis zum 19. Juni unter www.dresden.de/ullersdorfer-platz. Unter dieser Adresse sind auch weitere Informationen nachzulesen.