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Ullersdorfer Platz: Dresdner äußern Kritik an Umbauplänen

Mehr als 200 Bürger besuchen eine Infoveranstaltung der Stadt zur Bautzner Landstraße und dem Ullersdorfer Platz. Sie erfahren, weshalb auch ein Umbau nicht alle Verkehrsprobleme beheben wird.

Von Christoph Springer
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Problemfall Ullersdorfer Platz: Die Verkehrsqualität ist hier so schlecht, dass sie noch nicht einmal in der schlechtesten aller Qualitätsstufen erfasst werden kann.
Problemfall Ullersdorfer Platz: Die Verkehrsqualität ist hier so schlecht, dass sie noch nicht einmal in der schlechtesten aller Qualitätsstufen erfasst werden kann. © Archiv/Rene Meinig

Dresden. Details regen auf, Fußwege, wo es bisher keine gibt. Lange Laufabschnitte für Fußgänger bis zur nächsten sicheren Querung, auch die Straßenbahn als sogenannter Pulkführer, die den Autoverkehr ausbremst. Und die Lage der neuen Wendeschleife, die die Planer für die Straßenbahn am Rand von Bühlau in Richtung Weißig vorsehen. Eine Bürgerinitiative hat binnen vier Wochen 500 Unterschriften dagegen gesammelt und sie an Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) übergeben.

Ein Trick soll den Verkehr flüssiger machen

Knapp eine Stunde lang hörten sich am Freitagabend mehr als 200 Menschen im Gymnasium Bühlau die Ausführungen der Planer an. Die Verantwortlichen der Stadtverwaltung und der Dresdner Verkehrsbetriebe erklärten ihren Überlegungsstand zur Umgestaltung des Ullersdorfer Platzes und der Bautzner Landstraße zwischen der Mündung der Grundstraße und dem Ort der geplanten Wendeschleife nahe der Rossendorfer Straße.

Die entscheidende Neuerung: Auf dem Ullersdorfer Platz soll die Fahrtrichtung der Busse umgedreht werden. Drehen sie jetzt Kreise entgegen dem Uhrzeigersinn, sollen sie künftig im Uhrzeigersinn über den runden Platz neben der "Bautzner" fahren. Zwei wesentliche Folgen hat diese Änderung - einerseits braucht es aus Sicht der Planer nur noch eine große Kreuzung, die alle Zu- und Abfahrten auf dem "Ullersdorfer" bündelt. Andererseits können die Busfahrgäste so alle an der Innenseite des Platzes an mehreren gerade verlaufenden Haltestellen aus- und einsteigen - mit Blick auf eine neue und größere Grünanlage und vielleicht sogar einen kleinen See.

In der Mitte eine Grünanlage und ein See: Auf dem Ullersdorfer Platz soll es für stadteinwärts fahrende Busse künftig durch die linke Zufahrt gehen, raus über die große Kreuzung mit der Quohrener Straße.
In der Mitte eine Grünanlage und ein See: Auf dem Ullersdorfer Platz soll es für stadteinwärts fahrende Busse künftig durch die linke Zufahrt gehen, raus über die große Kreuzung mit der Quohrener Straße. © Pahl + Weber-Pahl Planungsgesellschaft/Landeshauptstadt Dresden

Knackpunkt ist eine enge Straße

Die Bautzner Landstraße ist zwar eine Bundesstraße, doch an der Zu- und Ausfahrt "hinter" dem Ullersdorfer Platz in Richtung Weißig eigentlich viel zu eng für die Zahl der Autos, die dort werktags fahren. Rund 25.000 Fahrzeuge binnen 24 Stunden weist die Verkehrsmengenkarte der Stadt aus. Auf der Kreuzung Bautzner Landstraße/Quohrener Straße/Ullersdorfer Straße splittet sich der Verkehr auf, immer noch deutlich mehr als 17.000 fahren weiter Richtung Weißig oder kommen von dort. Die Engstelle ist die Straße zwischen den zwei Häusern Quohrener Straße 1 und Bautzner Landstraße 161.

Das gilt auch jetzt schon, also ohne Straßenbahn und ohne Fußweg auf der Seite mit der Jet-Tankstelle. "Die Straße ist dort nicht breiter, als die Louisenstraße in der Neustadt", erklären die Planer. Weil der Grundsatz verfolgt werde, dass es künftig beiderseits Fußwege geben soll, wird die "neue" Bautzner Landstraße dort nach Norden breiter, für das Haus mit der Nummer 161 ist dann an dieser Stelle nicht mehr genug Platz. Die Straßenbahnverlängerung mit der geplanten Stadteinwärts-Haltestelle genau vor diesem Haus mache die Straße nicht breiter, weil sich künftig Autos und Bahnen den Platz teilen sollen. So wird die Bahn ab der Gleisschleife an der Rossendorfer Straße zum Pulkführer, fährt also vor den Autos, die hinter ihr an jeder Haltestelle mit stoppen müssen.

Das ist die Engstelle auf dem Ullersdorfer Platz, sie ist nicht breiter als die Louisenstraße.
Das ist die Engstelle auf dem Ullersdorfer Platz, sie ist nicht breiter als die Louisenstraße. © Archiv/Rene Meinig

Rad- und Fußwege auf der gesamten "Bautzner"

Die Straßenbahnschienen auf der "Bautzner" sollen so verlegt werden, dass künftig auch die neuen, breiten Straßenbahnen Platz haben. Außerdem sind durchgängig Fußwege und Radwege vorgesehen. Die Autos teilen sich den Platz mit den Straßenbahnen auf beiden Seiten des Ullersdorfer Platzes, fahren also auf den Gleisen. Müssen Retter oder die Polizei mit Blaulicht durch oder sind Müllfahrzeuge und andere Dienstleister unterwegs, darf laut den Planern wie andernorts auch der Fahrradstreifen als Ausweichplatz genutzt werden.

Fußgänger monieren an den neuen Plänen zu wenig Querungshilfen. Zum Beispiel fällt die auf der Westseite des Ullersdorfer Platzes hinüber Richtung "Kurhaus" weg, bis zur Grundstraße ist aktuell keine weitere Fußgängerquerung geplant. Richtung Weißig soll sich die erste sichere Fußgängerfurt in Höhe der Rossendorfer Straße befinden. Bei der Bürgerversammlung wurden weitere Querungshilfen etwa in Höhe des Lidl-Supermarktes und in Höhe der Kirschauer Straße angeregt.

Diese Fußgängerquerung auf der "Bautzner" am Ullersdorfer Platz hat aus Sicht der Planer keine Zukunft.
Diese Fußgängerquerung auf der "Bautzner" am Ullersdorfer Platz hat aus Sicht der Planer keine Zukunft. © Archiv/Rene Meinig

Kritik am Standort der Wendeschleife

Ursprünglich war im Stadtbahnpaket 2020 geplant, dass die Straßenbahnen der Linie 11 bis Weißig fahren sollten - zwischen der Rossendorfer Straße und dem Ortseingang von Weißig nördlich der "Bautzner". Diesen Plan hat der Stadtrat zurückgestellt. Nun ist eine Wendeschleife auf dem Taubenberg vorgesehen, also südlich der B6 und nahe der Rossendorfer Straße. Die Stadt plant in der Mitte ein mehrstöckiges Parkhaus, das architektonisch in die Landschaft passen soll.

Busse und Bahnen können durch die Wendeschleife um das Parkhaus fahren, auf der Bautzner soll es außerdem eine Haltestelle geben. Eine Bürgerinitiative mit Ex-Oberbürgermeister Herbert Wagner an der Spitze protestiert gegen die Lage der Wendeschleife. Sie will den Taubenberg in seiner jetzigen Form erhalten. 500 Unterschriften hat die Initiative bislang gesammelt und sie am Freitag Bürgermeister Kühn zusammen mit einem Fragenkatalog und eigenen Vorschlägen übergeben.

Ex-OB Herbert Wagner wohnt in Bühlau. Im Namen einer neuen Bürgerinitiative hat er Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne, re.) Unterschriften übergeben. Die Initiative ist gegen die Wendeschleife auf dem Taubenberg.
Ex-OB Herbert Wagner wohnt in Bühlau. Im Namen einer neuen Bürgerinitiative hat er Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne, re.) Unterschriften übergeben. Die Initiative ist gegen die Wendeschleife auf dem Taubenberg. © SZ/Christoph Springer

Noch Jahre Wartezeit bis zum Baustart

Der Verkehrsfluss auf der Bautzner Landstraße und dem Ullersdorfer Platz wird besser mit den jetzt geplanten Änderungen, sind die Verantwortlichen überzeugt. Vor allem, weil sich die Busse stadteinwärts aus dem rollenden Verkehr auf dem Platz ausfädeln und an der Ampelkreuzung mit der "Quohrener" wieder einordnen können. Außerdem deshalb, weil es dann auf dem Ullersdorfer Platz nur noch eine Kreuzung geben soll, keine weiteren Fußgängerquerungen zum Beispiel. Die Zahl der Parkplätze vor dem kleinen Einkaufszentrum neben dem Ex-Kurhaus wird geringer - von sieben bleiben voraussichtlich nicht mehr als vier Kurzzeit-Parkplätze.

Die Verkehrsqualität, also der Maßstab dafür, wie gut der gesamte Verkehr rollt, wird auf der "Bautzner" in Bühlau und insbesondere auf dem Ullersdorfer Platz nie top sein, so die Planer. Sechs Qualitätsstufen werden in Deutschland unterschieden, "die Verkehrsanlage ist überlastet", ist das Kriterium für die schlechteste Qualitätsstufe. Auf dem Ullersdorfer Platz sei die Verkehrsqualität derzeit so schlecht, dass sie noch nicht einmal in diese Stufe passt, erklären die Verantwortlichen der Stadt. Mit den aktuellen Planungen könnte sie künftig deutlich besser sein, aber nie sehr gut.

Bis es so weit ist, werden aber noch Jahre vergehen. Mindestens acht Jahre dauern noch die europaweiten Ausschreibungen, die Planungsarbeiten und das Planfeststellungsverfahren. Hat der Stadtrat Einwände gegen die Überlegungen, kommt die dafür nötige Umplanungszeit dazu. Frühester Baubeginn: 2031. Nach derzeitigem Stand kostet das Bauprojekt dann 56,5 Millionen Euro.

Die gesamte Präsentation mit allen aktuellen Plänen steht auf der Internetseite der Stadt www.dresden.de (Suchbegriff Ullersdorfer Platz). Sie kann dort heruntergeladen werden.