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Erste neue Dresdner Straßenbahn fällt nach Unfall aus

Seit Ende 2022 fahren in Dresden neue Straßenbahnen. Jetzt war zum ersten Mal eine davon in einen Unfall verwickelt. Auf der Kreuzung krachte es schon häufiger mit Bahnen.

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Der erste Unfall mit einer neuen Straßenbahn in Dresden: Das weiße Auto ist nach rechts abgebogen, die Bahn war stadteinwärts unterwegs.
Der erste Unfall mit einer neuen Straßenbahn in Dresden: Das weiße Auto ist nach rechts abgebogen, die Bahn war stadteinwärts unterwegs. © Archiv/Roland Halkasch

Dresden. Reichlich zwei Monate lang ist alles gut gegangen. Alle neuen Straßenbahnen kamen gut durch den Verkehr und sahen dabei aus, als wären sie eben erst aus dem Werk in Bautzen geliefert worden. Keine Blessuren, keine sichtbaren Probleme, alles lief glatt bei den Testfahrten, bei der Fahrschule und den Linieneinsätzen. Bis zum Montag, an dem zum ersten Mal ein Unfall eine der neuen Bahnen stoppte. Es traf eine Linie 2 auf einer Kreuzung, auf der schon mehrfach Straßenbahnen in Unfälle verwickelt waren.

Auto biegt trotz Verbots rechts ab

Montag, 15.40 Uhr: Die Straßenbahn mit der Wagennummer 2903, die im Dezember von Alstom in Bautzen nach Dresden geliefert wurde, ist als Linie 2 von Gorbitz kommend nach Kleinzschachwitz unterwegs. Sie hat gerade die Kreuzung Fröbelstraße/Emerich-Ambros-Ufer erreicht. Dort fährt ein 34-Jähriger mit einem VW Golf Kombi auf der Fröbelstraße stadtauswärts. Womöglich kennt sich der Mann an der Ecke nicht aus, dafür spricht sein Suhler Kennzeichen.

Vielleicht übersieht er deshalb das blaue Verkehrsschild mit einem weißen Pfeil, das dort die Fahrtrichtung vorgibt. Es zeigt, dass das Abbiegen nach links oder rechts verboten ist. Wer die Kreuzung auf der Fröbelstraße erreicht und stadtauswärts fährt, darf lediglich geradeaus in Richtung Tunnel Fröbelstraße weiterfahren. Der 34-Jährige ist laut der Polizei aber nach rechts abgebogen. Dabei stieß er mit der Bahn zusammen, die das Auto auf der linken Seite traf.

Schaden wird noch untersucht

In dem Pkw saßen der 34-Jährige und ein Kleinkind, zu dessen Alter die Polizei keine Angaben machte. Das Kind wurde bei dem Unfall verletzt und musste zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht werden. Den Sachschaden gibt die Polizei mit rund 23.000 Euro an.

Falk Lösch, Sprecher der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB), bestätigt die Höhe des Sachschadens noch nicht. Zwar ist an der Bahn nicht viel zu sehen, nur ein paar Kratzer, Beulen und verbogene Teile an Stoßfänger und Karosserie. Doch bevor die DVB wirklich etwas zur Schadenshöhe sagen können, muss die Bahn untersucht werden. Das passiert im Betriebshof in Gorbitz.

Straßenbahnen springen aus den Schienen

Die Kreuzung Fröbelstraße/Emerich-Ambros-Ufer ist bekannt für Unfälle, bei denen es immer wieder auch Straßenbahnen trifft. Beispiel 4. August 2017: Eine stadteinwärts fahrende Bahn der Linie 2 stößt mit einem Iveco-Laster zusammen. Der Lkw kommt von der Nossener Brücke. Zwei Menschen werden leicht verletzt, die Straßenbahn entgleist. Der Sachschaden betrug damals rund 60.000 Euro. Stundenlang war die Kreuzung nach dem Unfall blockiert, weil die Bahn wieder auf die Schienen gesetzt werden musste. Dazu war damals ein Kran nötig, weil ein Metallgeländer den unmittelbaren Zugang zur Unglücksbahn unmöglich machte.

Ein weiteres Beispiel: Am 19. April 2018 stoßen ein Pkw und eine Bahn zusammen. Auch diese Straßenbahn ist stadteinwärts unterwegs. Das Auto, ein Mitsubishi, fährt auf dem Emerich-Ambros-Ufer in Richtung Nossener Brücke. Bei dem Unfall wird die Autofahrerin schwer verletzt, ein Fahrgast in der Bahn erleidet leichte Verletzungen. Auch diese "2" entgleist nach der Kollision. Zuvor hat sie das Auto noch einige Meter vor sich hergeschoben. Wieder muss ein Kran die Straßenbahn zurück auf die Schienen heben. Die DVB sprechen damals von einem sechsstelligen Schaden.

Sechsstellig war der Schaden an der Straßenbahn nach diesem Unfall im August 2018. Der Mitsubishi fuhr in Richtung Nossener Brücke, die Bahn stadteinwärts.
Sechsstellig war der Schaden an der Straßenbahn nach diesem Unfall im August 2018. Der Mitsubishi fuhr in Richtung Nossener Brücke, die Bahn stadteinwärts. © Archiv/Roland Halkasch

Neun von 30 neuen Bahnen sind geliefert

Dass es nun ausgerechnet eine der neuen Bahnen traf, ist für DVB-Sprecher Falk Lösch nicht wirklich eine Überraschung. "Irgendwann passiert es halt mal", sagt er. Eine Straßenbahn sei eben ein Fahrzeug, "das immer durch den dichtesten Verkehr fahren muss". Dass es häufiger als anderswo auf der Kreuzung in der Friedrichstadt kracht, haben unterdessen auch die DVB-Verantwortlichen registriert. Sie sei in diesem Zusammenhang "markant", sagt Lösch. Besonders häufig seien dort Unfälle, an denen Rechtsabbieger beteiligt sind, obwohl das Rechtsabbiegen von der Fröbelstraße in Richtung Cotta verboten ist.