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Von Johannstadt nach Plauen: So weit sind die Pläne für Dresdens neue Straßenbahnlinie 5

Das Dresdner Straßenbahnnetz soll ausgebaut werden. Die Planungen für die Linie 5 zwischen Johannstadt und Plauen laufen. Welche Fortschritte es gibt und welche Risiken.

Von Dirk Hein
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Frühestens ab 2026 wollen Stadt und DVB die neue Linie 5 in Bereich des Rathauses Plauen vertieft planen.
Frühestens ab 2026 wollen Stadt und DVB die neue Linie 5 in Bereich des Rathauses Plauen vertieft planen. © Damien Jdanoff/virtual-architects.net

Dresden. Ursprünglich wollte die Landeshauptstadt drei neue Straßenbahnlinien bauen. Die Stadtbahnlinie 2020 zwischen Löbtau und Strehlen wird zwar kaum vor 2030 fertig sein, die Planungen jedoch kommen voran. Während die Verlängerung der Linie 11 nach Weißig zurückgestellt wurde, wird mit Nachdruck an der Linie 5 zwischen der Johannstadt und Plauen gearbeitet. Dort soll die mit 26.000 Fahrgästen pro Werktag stark genutzte Buslinie 62 ersetzt werden. Wie weit sind die Planungen vorangekommen?

Wie weit sind die Planungen entlang der Güntzstraße?

Die Planungen für den kurzen Abschnitt entlang der Güntzstraße sind am weitesten fortgeschritten. Noch in diesem Jahr sollen die Vorplanungen abgeschlossen werden. Die Ziele von Stadt und Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB): Die Gleise sollen zukünftig Platz bieten für die neuen und breiteren Stadtbahnwagen. Sichere Radverkehrsanlagen sollen entstehen, ein durchgängiger Grünzug vom Lennéplatz bis zur Elbe ist ebenfalls vorgesehen.

In der momentanen Vorzugsvariante will das Rathaus all diese Vorgaben erreichen, indem die Straße teilweise dreispurig, teilweise vierspurig saniert wird. Eine Bürgerbeteiligung für diesen Abschnitt ist bereits erfolgt. Weil die Güntzstraße auch ohne die neue Straßenbahnlinie saniert werden müsste, sollen die Planungen laut Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) "schnellstmöglich zum Abschluss gebracht werden".

Berücksichtigt wird dabei bereits die "Straßenbahnoption" in Richtung Elsasser Straße. Diese Kreuzung wird gebraucht, um später die Gleise der Linie 5 von der Güntzstraße in Richtung Pfotenhauerstraße weiterzuführen. Doch vorher warten weitere Hindernisse.

Wie rollen die Bahnen über Pillnitzer und Striesener Straße?

Für die Abschnitte entlang der Pillnitzer und Striesener Straße wurde die Vorplanung samt Freiraumplanung im ersten Halbjahr 2021 beauftragt. Insgesamt soll der komplette Stadtraum neu "gestaltet und aufgewertet werden".

Angedacht ist jeweils eine Autospur pro Richtung. Die Straßenbahnen sollen eigene Gleisbereiche bekommen, ebenfalls entstehen neue Radwege. Im Zuge einer Variantenerarbeitung wird entschieden, ob eine Mittel- oder Seitenlage der Straßenbahntrasse weiter verfolgt wird. Vorher ist eine frühzeitige Bürgerbeteiligung vorgesehen. Die Einreichung der Stadtratsvorlage soll im Jahr 2024 erfolgen.

Wann gibt es eine Entscheidung an der Pfotenhauerstraße?

Für den extrem wichtigen Abschnitt auf der Pfotenhauerstraße wird voraussichtlich noch in diesem Jahr eine "städtebauliche Ideenstudie" erarbeitet. Ziel der Konzeptstudie ist es, im Vorfeld der eigentlichen Vorplanung verschiedene mögliche Lösungsansätze für eine Neuordnung der Straße aufzuzeigen.

Dazu will die Stadt ebenfalls eine frühzeitige Bürgerbeteiligung durchführen. Diese soll im Jahr 2023 erfolgen. Nach dem Abschluss der Planungen zur Güntzstraße wird voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2023 die Vorplanung für die Pfotenhauerstraße gestartet. Das Geld dafür muss aber noch in den Haushalt eingestellt werden. Die Einreichung der Stadtratsvorlage für die Planungen ist dann frühestens 2025 möglich.

Wann folgen Budapester und Chemnitz Straße?

Mit diesem Abschnitt lassen sich die Verantwortlichen im Rathaus die meiste Zeit. Erst im Anschluss an die Bearbeitung der Planungsabschnitte in der Johannstadt will sich die Stadt mit der Teilstrecke Zentrum – Plauen und Löbtau-Süd beschäftigen. Läuft alles wie gewollt, könnten die Planungen im Zeitraum 2026 bis 2030 erfolgen.

So könnte die neue Straßenbahnlinie vom Stadtzentrum über die Budapester Straße nach Plauen verlaufen.
So könnte die neue Straßenbahnlinie vom Stadtzentrum über die Budapester Straße nach Plauen verlaufen. © Visalisierung: DVB/virtual-architects.net/Damien Jdanoff

Was ändert sich im Linienplan?

Die neue Linie 5 würde im Zehn-Minuten-Takt vom Endpunkt in der Johannstadt über die Pfotenhauerstraße, die Güntzstraße und die Pillnitzer Straße zum Pirnaischen Platz verlaufen. Von dort müsste die Trasse über den Dippoldiswalder Platz in Richtung Budapester Straße, auf die Chemnitz Straße und dann nach Plauen führen. Erste Ideen zeigen einen Verlauf über die Weißeritz bis in Richtung Reisewitzer Straße in Löbtau. Dort könnte der Anschluss an die Buslinie 82 (Dölzschen-Löbtau) erfolgen, die im 20-Minuten-Takt fahren soll.

Berechnungen von Stadt und DVB gehen von 1.500 neuen Fahrgästen pro Werktag aus. Der Zuschussbedarf würde in etwa um 1,1 Millionen Euro pro Jahr steigen. Die noch nicht bezifferbaren Baukosten wären mit 75 Prozent förderfähig.

Im gleichen Atemzug würde die Linie 4 angepasst. Diese würde zwischen Fetscherplatz und Pirnaischer Platz nicht mehr über den Straßburger Platz, sondern über die neue Stadtbahnstrecke auf der Pillnitzer und Striesener Straße fahren.

Wie wahrscheinlich ist ein Baubeginn vor 2030?

In diesem Punkt sind die DVB extrem zurückhaltend. Sprecherin Anja Ehrhardt: "Aktuell wird nur für den Bereich Johannstadt geplant und auch diese Planungen stehen noch ganz am Anfang." Zudem gibt es für den Abschnitt in Plauen derzeit noch keine konkreten Planungsaktivitäten. "Aus heutiger Sicht ist eine stufenweise Umsetzung sehr wahrscheinlich - zuerst Johannstadt, dann Plauen", so Anja Ehrhardt.

Der Bau einer neuen Straßenbahnstrecke in der Johannstadt ist demnach "erst deutlich nach 2030 realistisch". Die bisher geäußerte Hoffnung, dass 2030 bereits die ersten neuen Straßenbahnen zumindest durch die Johannstadt fahren, ist damit vom Tisch.