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Neuer Dresdner Laden setzt auf Hanfprodukte

Christian Paul will Hanf aus der Schmuddelecke holen. Trotz Corona hat er in Pieschen deshalb das "Herbys" eröffnet - und kann Drogenfahnder beruhigen.

Von Daniel Krüger
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Christian Paul und seine Mitarbeiterin Stefanie Sperling an der "Herbys"-Theke.
Christian Paul und seine Mitarbeiterin Stefanie Sperling an der "Herbys"-Theke. © Sven Ellger

Dresden. Die Idee kam ihnen bei einem gemütlichen Feierabendbier. Christian Paul und Bill Hackenberger sind Arbeitskollegen im öffentlichen Dienst, enge Freunde - und sie teilen eine Leidenschaft.

"Wir brennen für das Thema Hanf", sagt Paul. Allerdings nicht für das in Deutschland noch immer verbotene Rauschmittel Cannabis, sondern die Pflanze an sich.

"Die Leute denken bei Hanf immer gleich an eine Droge und das wollen wir ändern." Denn nur bestimmte weibliche Blüten der Pflanze enthalten größere Mengen des berauschenden Inhaltstoffs Tetrahydrocannabinol (THC) - und fallen somit unter das Betäubungsmittelgesetz.

"Andere schließen und wir machen auf"

Nutzhanf hingegen, so Paul, sei äußerst vielseitig und als Nahrungsmittel sehr gesund. "Das Öl der Hanfsamen zum Beispiel ist top, weil es viele Nährstoffe enthält. Und Hanfmehl schmeckt beim Backen köstlich". Aus der Hanffaser ließen sich auch stabile Seile, Kleidung und etwa Papier herstellen.

Nachdem sich Paul und Hackenberger entschlossen hatten, einen Laden zu eröffnen, machten sie sich auf die Suche nach einem Standort und möglichen Lieferanten. Ein ehemaliger Tabakladen nahe des S-Bahnhofs Pieschen am Trachenberger Platz war dem Teetrinker schon länger aufgefallen.

"Das Geschäft stand leer, seit ich es kenne", erzählt der frischgebackene Inhaber von "Herbys Kräuter und Tee". Dabei habe es eine äußerst gute Lage. "Wer von der Straßenbahn zur S-Bahn läuft, kommt zwangsläufig hier vorbei", sagt Paul. Nach einem kurzen Kontakt zum Vermieter sei ihm dann ein sehr gutes Angebot gemacht worden.

Aus seiner Sicht eine einmalige Gelegenheit. "Klar, wir haben schon gedacht: Andere schließen in der Corona-Krise und wir machen hier etwas Neues auf. Aber das Angebot an diesem Standort ist einfach einzigartig", sagt der 32-Jährige, der schon seit längerem eine Leidenschaft für den Vertrieb hat.

Der Hanf kommt direkt von den Feldern der Lausitz

Dann kamen Paul und Hackenberger ins Gespräch mit Bekannten aus dem Umfeld der Lausitz Energie Kraftwerke (LEAG). Hier läuft seit Anfang 2020 ein Pilotprojekt des Energieunternehmens, bei dem lokale Kleinbauern Hanf auf den Flächen ehemaliger Tagebauten anbauen und ernten.

Der Nutzhanf wird dann zu verschiedenen Produkten verarbeitet, die derzeit unter dem Markennamen "Lusatia Sativa" vertrieben werden. Im "Herbys" haben sie Hanföl, Hanfmehl, sowie Vollmilch-, weiße und Zartbitterschokolade aus der Lausitz in ihr Sortiment aufgenommen.

Hanfschokolade mit Pflanzen aus der Lausitz.
Hanfschokolade mit Pflanzen aus der Lausitz. © Sven Ellger

Außerdem verkaufen Paul und Hackenberger auch sogenannte Aromablüten, die aussehen und riechen wie echtes Cannabis, aber unter 0,2 Prozent THC enthalten - das ist der in Deutschland vorgeschriebene Grenzwert für den berauschenden Stoff.

"Das Produkt ist nicht zum Konsum gedacht, darauf weisen wir die Kunden explizit in der Beratung hin", so Paul. Der Hintergrund: Mehrere Hanfladenbesitzer, vor allem im Süden der Republik, stehen am Rande ihrer Existenz, weil besonders penible Polizisten und Staatsanwälte ihnen den Verkauf von Drogen unterstellen.

"Rechtlich auf der sicheren Seite"

Dies wurde damit begründet, dass es theoretisch technisch möglich ist, riesige Mengen Nutzhanfblüten zu kaufen und zu extrahieren, um so doch einen höheren THC-Wert zu erreichen.

"Uns ist es sehr wichtig, dass wir und die Kunden rechtlich auf der sicheren Seite sind. Deshalb testen wir jede einzelne Aromablüte selbst noch einmal auf ihre Inhaltsstoffe", sagt Paul. Außerdem hat der Betreiber ein striktes Verkaufslimit pro Kunde pro Tag eingeführt, das ein solches Extrahieren zu Rauschzwecken unmöglich mache.

Auch wenn er privat für die Entkriminalisierung von Cannabis ist: Ihm gehe es vor allem darum, der Gesellschaft den Nutzhanf näherzubringen.

Und das läuft bisher vielversprechend: "Besonders das Wochenende hat uns sehr viele Kunden in den Laden gespült", sagt Paul. Aber natürlich nacheinander. Schließlich ist immer noch Lockdown.

Herbys Tee- und Kräuterhandel, Trachenberger Str. 19, Dresden. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 12 bis 18 Uhr, Sonnabend 10 bis 15 Uhr.

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