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Tourismus: Steht Dresden wieder oben auf der Liste für Städtereisen?

Aktuell sieht man viele Touristen in der Innenstadt von Dresden. Wie zufrieden Hoteliers mit den Gästezahlen sind und wie sie an die Rekordzahlen von 2019 anknüpfen wollen.

Von Kay Haufe & Sandro Pohl-Rahrisch
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Gabi und Wolfgang aus Bonn haben sich für eine Stadtrundfahrt durch Dresden entschieden. Touristisch könnte dieser Sommer etwas besser für die Landeshauptstadt laufen.
Gabi und Wolfgang aus Bonn haben sich für eine Stadtrundfahrt durch Dresden entschieden. Touristisch könnte dieser Sommer etwas besser für die Landeshauptstadt laufen. © Marion Doering

Dresden. Der dritte Tag in Dresden startet in einem Doppeldecker-Bus am Zwinger. Gabi und Wolfgang wollen sich die Dresden-Highlights an diesem Freitag im Vorbeifahren anschauen - Blaues Wunder, Pfunds Molkerei, die Elbschlösser. Die Bonner sind mit dem Wohnmobil angereist, haben vorher bereits Station in Eisenach, Erfurt und Senftenberg gemacht. Bleibt der Durchschnittstourist zwei Tage in der Stadt, will das Paar Dresden und das Umland ganze fünf Tage lang erkunden. "Dresden ist eine schöne Stadt", sagen sie. "Wir waren noch nie da, wir werden aber bestimmt ein zweites Mal kommen."

Jetzt im Sommer ist Dresden wieder voll von Touristen. Aber wie voll? Gehen in den Hotels und Pensionen wieder so viele Buchungen ein wie vor der Corona-Pandemie? Was die Hoteliers sagen, wie sich die Übernachtungszahlen in den vergangenen Monaten entwickelt haben und wie Dresden bis zum Ende des Jahres noch im In- und Ausland für sich wirbt.

Wie zufrieden sind Dresdens Hoteliers mit diesem Sommer?

"Wir merken, dass beispielsweise im Juli die Nachfrage deutlich hinter unseren Erwartungen liegt", sagt Sebastian Klink, General Manager vom Bilderberg Bellevue Hotel Dresden, der gleichzeitig auch Vorstand vom Tourismusverband Dresden ist. Bezogen auf die Belegung befindet sich das Bellevue aktuell zwischen zehn und zwölf Prozent hinter dem Vor-Coronajahr 2019 – und damit ungefähr auf dem Level von 2018. "Es scheint, dass sich dieses Jahr die deutschen Touristen mehr für Flugreisen entscheiden", sagt Klink. Er ist aber zuversichtlich, dass die Gästezahlen im August wieder ansteigen. "Wir merken, wie wichtig Großevents sind, um Gäste nach Dresden zu locken. Ohne Veranstaltungen mit Strahlkraft wird es uns nicht gelingen, an die Gästezahlen aus dem Rekordjahr 2019 anzuknüpfen."

Zufrieden zeigt sich Ralf Kutzner vom Hotel Bülow Residenz. "Die Gästezahlen sind in diesem Jahr im Vergleich zu 2022 von Januar an bereits erfreulich." In der traditionellen "Saure-Gurken-Zeit" im Januar und Februar konnte die Bülow Residenz einen Anstieg um 15 bis 20 Prozent verzeichnen. Diese Entwicklung habe sich bis Ende Juni fortgesetzt. Im Juli und August aber seien die Buchungszahlen eher verhalten. "Dresden ist keine Urlaubsdestination, wo unsere Gäste ihren Jahresurlaub verbringen. Wir werden in den Monaten September und Oktober für Städtereisen interessant", sagt Kutzner.

In beiden Häusern kommt der Großteil der Gäste, rund 80 Prozent, aus Deutschland und deutschsprachigen Nachbarländern. Außerdem sind dieses Jahr auch Besucher aus den Nachbarstaaten Polen und Tschechien sowie aus Großbritannien da.

Durchschnittlich bleibt ein Gast zwei bis drei Tage in Dresden.

Was sagen die offiziellen Zahlen - geht es aufwärts?

Ja. Erholt hat sich der Tourismus nach der Corona-Krise zwar noch nicht vollständig, aber es geht in kleinen Schritten bergauf. Zwischen Januar und Mai – bis dahin reicht die Statistik aktuell – checkten in den Dresdner Hotels, Pensionen und auf den Zeltplätzen insgesamt 7.171.953 Gäste ein, 1,55 Millionen Übernachtungen wurden laut Statistischem Landesamt gezählt. Zwischen Januar und Mai 2019 waren es 1,59 Millionen Touristen. Der Trend zeigt nach oben, wenn man sich den Mai anschaut. Unterm Strich steht dort ein Übernachtungsplus von rund 15 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die durchschnittliche Bettenauslastung lag im Mai bei 54 Prozent, sodass etwas mehr als jedes zweite angebotene Bett belegt war.

Hinterher hinkt nach wie vor der Auslandstourismus. Im Mai kamen 81 Prozent der Übernachtungsgäste aus Deutschland, aus anderen Ländern lediglich 19 Prozent. Vor der Pandemie waren es 21 Prozent. Aber auch hier steigt der Anteil nach der Pandemie, wenn auch nur langsam. Die meisten ausländischen Touristen kamen im Mai aus Polen, gefolgt von Österreich und den Vereinigten Staaten von Amerika. Für Russen ist Dresden dagegen kaum noch ein Reiseziel. Lediglich 174 reisten im Mai in die sächsische Landeshauptstadt und übernachteten dort.

Wie schätzt die Tourismus-Chefin diesen Sommer ein?

"Dresden partizipiert auch im Sommer an dem anhaltenden Städtereisetrend", sagt die Chefin der Dresden-Marketinggesellschaft (DMG), Corinne Miseer. Die Hotels hätten im Schnitt eine gute Nachfrage, die anderen am Tourismus partizipierenden Branchen ebenso. "Hier geht auch die Strategie der gemeinsamen Vermarktung mit dem Elbland auf, denn die Kombi Aktiv-, Natur- und Genusserlebnisse im Elbland mit Kultur und Inspiration in Dresden ist gerade für die Familien in den Sommerferien ideal."

Für Dresden könne Corinne Miseer beobachten, belegt durch den Städtereisemonitor, dass sich der Besucherstrom in diesem Sommer zeitlich etwas verschiebt, einige Touristen ihren Besuch eher für den September und sogar noch Oktober planen, anstatt in den sehr heißen Sommermonaten Juli beziehungsweise August. "Das können wir sehr gut nutzen, um speziell auch die Angebote der Weinregion Elbland hervorzuheben, die sich bestens in einen Dresden-Besuch integrieren lassen."

Wie die Sommerbilanz konkret ausfällt, weiß die Marketinggesellschaft, die sich um die Außenwerbung Dresdens kümmert, erst im September beziehungsweise Oktober. "Im letzten Jahr hatten wir viele kurzfristige Buchungsanfragen in den Sommermonaten, bedingt auch noch durch die Nachwehen der Corona-Einschränkungen. In den Sommermonaten 2022 wurde die touristische Nachfrage durch das 9-Euro-Ticket spürbar angekurbelt und gerade auch der Tagestourismus, was sich deutlich im Stadtbild zeigte."

Dieses Jahr hätten die Gäste wieder langfristig geplant, europäische und internationale Reisen sind wieder vollumfänglich möglich. "Ein national, wenn nicht sogar global zu beobachtendes Phänomen ist die enorme Nachfrage nach Events und Großveranstaltungen. Dabei ziehen gerade Festivals, Konzerte mit nationalen und internationalen Stars und Sportgroßveranstaltungen die Menschen an, sicher aufgrund der pandemiebedingten Ausfälle in den Vorjahren." Hier gelte es, zusammen mit der Branche mit aller Kraft Events mit überregionaler Strahlkraft nach Dresden zu holen.

Wie will Dresden dieses Jahr noch für sich werben?

Im Zentrum der touristischen Vermarktung steht die Marketingkampagne, bei der die DMG mit angepassten Slogans und Bildmotiven zu Entdeckungen in Dresden und im Elbland einlädt, mit Natur-, Aktiv-, Genuss- und Familienerlebnissen.

"Darüber hinaus bereiten wir gerade unsere Weihnachts- und Winterkampagne vor und haben auch die ersten Maßnahmen für ein Jahreshighlight 2024 eingeleitet, für den 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich", so Miseer. "In den kommenden Monaten setzen wir unsere Marketingoffensive in unseren Auslandsmärkten fort, präsentieren Dresden-Elbland persönlich vor Ort, so bei der USTOA Conference in Los Angeles, dem größten Reiseveranstaltertreffen der USA."

Weitere Präsentationen und Gespräche sind unter anderem in Göteborg geplant. Und auf Digitalscreens in Warschau, Krakau, Prag, Zürich, Basel, St. Gallen, Winterthur und Luzern wird ebenfalls für Dresden geworben. Darüber hinaus ist gerade eine neue Folge des Dresden-Podcasts "Nu gucke ma da!" erschienen.