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Horst Mempel ist tot - letzte Botschaft per Traueranzeige

Eine ganz besondere Traueranzeige: Der einstige Biwak-Moderator Horst Mempel gibt seinen Tod selbst bekannt und lädt dabei auf ein Bier in der Sächsischen Schweiz ein.

Von Jochen Mayer
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Horst Mempel im September 1995 bei den Dreharbeiten zur 50. Sendung des Bergsteiger-Magazins Biwak.
Horst Mempel im September 1995 bei den Dreharbeiten zur 50. Sendung des Bergsteiger-Magazins Biwak. © dpa/PA/Thomas Lehmann

Nachrufe haben etwas Endgültiges, sind letzte Botschaften. Aber was ist zu sagen? Wie soll ein Leben in eine Annonce passen? TV-Reporter Horst Mempel verabschiedete sich selbst bestimmt. Er spricht in der Wochenend-Ausgabe der Sächsischen Zeitung aus seiner eigenen Traueranzeige: „Ich bin tot – Horst Mempel“.

Ein Foto zeigt ihn, wie er in die Elbsandstein-Landschaft schaut. Der Text ist eine Einladung: „Wer Lust und Zeit hat, kann zum Abschied beim Bierchen einen tollen Blick in die Sächsische Schweiz genießen und mir eine gute Reise in die Ewigkeit wünschen.“ Ehefrau Kerstin werde sein Lieblingsplätzchen zeigen.

Horst Mempel verabschiedete sich mit 84 Jahren standesgemäß als ein Journalist mit außergewöhnlichen Ideen, Gespür für Überraschendes, einem Ton, der aufhorchen ließ. So hatte der Ex-Leichtathlet, 1965 DDR-Meister im Zehnkampf, beim DDR-Sportfernsehen gearbeitet. Er filterte vor allem bei Schwerathleten und Kampfsportlern Besonderes, Spannendes, Spektakuläres zutage.

Die Traueranzeige von Horst Mempel
Die Traueranzeige von Horst Mempel © Screenshot/SZ-Trauer.de

Ihn grämte jedoch, dass ihm Übertragungsplätze bei der Leichtathletik versagt blieben. Umso mehr glänzte er später bei Reportagen für das DDR-Fernsehen an ungewöhnlichen Arbeitsplätzen. Er hatte einen Nerv für die Leute, die Gemütsverfassungen, war neugierig und brachte das auch an die Zuschauer, fand spannende Geschichten im Alltäglichen. In Wendezeiten und der Endzeit des DDR-Fernsehens keimte die Idee einer Bergsportsendung. Sie wurde vom MDR übernommen, Horst Mempel ihr Gesicht.

Sein Herangehen beschrieb er vor einem Jahr in der SZ: „Ich muss die Sendung also so stricken, dass das Klettern auch für jene anschaubar wird, die noch nie an einer Felswand klebten, ich muss das Wandern so aufbereiten, dass auch Naturfreunde, die sich kaum einmal aus ihrem Sessel erheben, ihre Freude daran haben.“

2001 Enttarnung als ehemaliger IM der Staatssicherheit

Und er erklärte, warum seine Filme so authentisch sind: „Ich hefte grundsätzlich jedem Kletterer ein Funkmikrofon an, so hört man nicht nur Vogelgezwitscher, wenn der Mann hoch oben seine Akrobatik vollführt, sondern erlebt, wie er keucht, flucht oder sich mit seinem Nachsteiger berät.“ Auch wenn sich Mempel als Einzelkämpfer verstand – ein Team war an Ideenfindung und Produktion beteiligt.

Dann der Karriereknick. Der liest sich auf seiner Homepage so: „2001 Enttarnung als ehemaliger IM der Staatssicherheit, arbeitslos. 2003 Frührentner“. Thorsten Kutschke übernahm die Moderatoren-Rolle, Biwak lebte weiter. „Wir behalten Horst als brillanten Journalisten, streitbaren Charakter mit Ecken und Kanten sowie großartigen Filmemacher in ehrendem Gedenken.

Seine Filme, nicht nur übers Klettern im Elbsandstein, sondern auch über den Leistungssport in der DDR sowie die nimmermüde Reiselust der Sachsen bleiben als lebhafte Erinnerung“, schrieb das Biwak-Team bei Facebook am 14. Juli, einen Tag nach Mempels Tod.

Nun meldete er sich aus der Ewigkeit. Eine finale überraschende Idee.