SZ + Feuilleton
Merken

Silbermond-Sängerin: "Wir standen kurz vor dem Aus"

Stefanie Kloß erzählt in der TV-Show "Sing meinen Song", warum die Band ans Aufhören dachte. Davor macht sie eine besondere Interpretation des Silbermond-Songs „Mein Osten“ sprachlos – und sie singt selbst einen neuen Song.

Von Lucy Krille
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß ist derzeit in der Vox-Show "Sing meinen Song" zu sehen. Am Dienstag wurden ihre Songs neu interpretiert - und Kloß erzählte über Probleme in der Band, ihre Kindheit und den Osten.
Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß ist derzeit in der Vox-Show "Sing meinen Song" zu sehen. Am Dienstag wurden ihre Songs neu interpretiert - und Kloß erzählte über Probleme in der Band, ihre Kindheit und den Osten. © Foto: RTL / Markus Hertrich

Silbermond hat sich als Popband längst deutschlandweit einen Namen gemacht. Dennoch spricht die Band um Frontfrau Stefanie Kloß immer wieder über ihre sächsischen Wurzeln. Die Sängerin, die in Caminau in der Nähe von Bautzen aufwuchs, war jetzt bei der Vox-Musikshow „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ zu sehen. Die anderen Teilnehmer wie Clueso, Johannes Oerding und Nico Santos interpretierten die Silbermond-Songs neu.

Als der Erfurter Popmusiker Clueso sich „Leichtes Gepäck“ aussuchte, verriet Kloß, dass die Band ans Aufhören dachte, bevor der Song entstand, weil sie ihren Weg ein Stück weit verloren habe. „Wir waren auf einmal so erfolgreich und plötzlich mehr mit Bürokratie beschäftigt als mit Musik“, erzählt Kloß. „Leichtes Gepäck“ habe den vier Bautzenern 2017 geholfen, sich von Menschen zu trennen, die ihnen nicht guttaten und sich neu zu sortieren.

Drei Jahre später erschien mit „Mein Osten“ ein politischer Song, den sich Show-Teilnehmerin Allie Neumann aussuchte – sehr zur Überraschung von Kloß. An dem Song habe die Band anderthalb Jahre geschrieben, so lange wie an keinem anderen. „Wir alle sehen unsere Heimatstadt bestimmt manchmal mit einer rosaroten Brille“, sagt Kloß, das kollidiere ab und zu etwas mit der Realität. Sie spricht Themen wie Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus an.

Silbermond-Sängerin sucht Erklärung für Radikalisierung im Osten

„Ich glaube, das ist ein großes Thema für die Gegend, auch weil die DDR, der Osten damals natürlich sehr viel mitgemacht hat, das ist einfach nicht zu vergleichen“, sagt Kloß und erzählt den anderen Sängern und Sängerinnen von auseinandergerissenen Familien und beruflichen Veränderungen durch die Wende.

„Für sie hat sich von heute auf morgen wahnsinnig viel verändert. Das ist auf gar keinen Fall eine Entschuldigung, aber es ist einfach ein tiefer Einschnitt und deswegen soll ,Mein Osten’ vielleicht auch sagen: Wir hören hin, aber lass uns das auch angehen, weil so wie es ist, so kann es nicht bleiben“, sagt Kloß.

„Denn ich weiß, mit Mittelfingern lösen wir dieses Problem hier nicht. Werden reden müssen, streiten, um Kompromisse ringen müssen und so weiter. Aber was nicht hilft, sind wir uns da einig? Ideen von 1933“, singt Kloß im Musikvideo auf einem Hoteldach in Bautzen. „Wir kommen ja noch aus einer Generation, die einen Teil vom Osten mitbekommen hat. Natürlich ist da noch eine Mentalitätsverbundenheit“, sagt Kloß.

Ein Dreiseitenhof in der Oberlausitz als Treffpunkt

Neumann stimmt ihr zu. Sie wuchs in Polen auf, wo es auch politische Spannungen gibt. „Ich liebe Polen und das ist meine Heimat. Aber Rechtsruck, Queerfeindlichkeit und eingeschränkte Frauenrechte, das sind alles Dinge, die mir Angst machen“, sagt Neumann. Auch wenn die Umstände unterschiedlich sind, gewisse Ähnlichkeiten gebe es dennoch.

Neumann singt einen Teil des Songs in der Show auf Polnisch in einer landestypischen Tracht. Sie fügt in ihre poppige Interpretation Polka-Elemente und sogenanntem Kehlkopfgesang ein. „Wenn wir auf dem Feld geholfen haben, wurden wir so immer gerufen“, erzählt Neumann, die wie Kloß auf dem Land groß geworden ist.

Besonders persönlich wurde es für Kloß, als Johannes Oerding den Song „In meiner Erinnerung“ sang, den sie ihrem verstorbenen Vater widmete. „Der war der Typ im Dorf. Bei Kloßes war immer Treffpunkt“, sagt Kloß mit Tränen in den Augen. „Ich bin auf einem Dreiseitenhof aufgewachsen. Ich bin so froh, dass meine Schwester damals mit 22 gesagt hat, dass sie das Haus kauft.“ Damit die Familie noch heute dort zusammenkommen kann, habe die Schwester extra einen Kredit aufgenommen.

Silbermond-Sängerin singt in neuem Song für ihre Mutter

In einem neuen Lied singt Kloß eine Liebeserklärung an ihre Mutter, die die beiden Schwestern nach der frühen Trennung vom Vater allein großzog. „Wir drei, Ostseesand zwischen den Zehen. Und du bist so schön, so wunderschön. Alles wirkt wie aus’m Bilderbuchleben. Doch heute weiß ich, es war nicht nur leicht. So viel aufgegeben, doch so, so viel erreicht“, heißt es da.

Das Stück ist auf dem Album „Auf Auf“, das Silbermond für den 9. Juni angekündigt hat. Kloß wird außerdem auf dem „Sing meinen Song“-Album der Jubiläumsstaffel zu hören sein. Bis Mitte Juni werden jeden Dienstagabend die Lieder eines anderen Künstlers neu interpretiert. Zudem ist alles jederzeit auf Abruf beim Streamingdienst RTL+ zu sehen.