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So kurz war das "Tatort"-Gastspiel der Heike Makatsch

In ihrem letzten „Tatort“ bekam es Kommissarin Ellen Berlinger mit Stalkern aus Polizeikreisen zu tun.

Von Rainer Kasselt
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Verschwommen: Ellen Berlinger (Heike Makatsch) in ihrem letzten Fall: Ihrem Sender ist das Geld für den „Tatort“ aus Mainz ausgegangen.
Verschwommen: Ellen Berlinger (Heike Makatsch) in ihrem letzten Fall: Ihrem Sender ist das Geld für den „Tatort“ aus Mainz ausgegangen. © ARD

Die junge Frau springt in höchster Not vom Balkon in den Tod. Ein Stalker hat sie mit fiesen Telefonaten gedemütigt, von Schuld gefaselt und zum Suizid gedrängt. Der etwas linkisch wirkende Streifenpolizist Thomas Engels, berührend von Andreas Döhler gespielt, glaubt nicht an einen Freitod. Er vermutet, dass sein verhasster Vorgesetzter dahintersteckt, weil die junge Frau dessen Zudringlichkeiten abgewiesen hatte. Die Polizei nicht als Freund und Helfer, sondern als Täter?

Auch darum geht es im Mainzer „Tatort: Aus dem Dunkel“. Heike Makatschs fünfter und letzter Fall. Das Ende für die sympathische Ermittlerin Ellen Berlinger kommt überraschend. Der zuständige Sender SWR bedauert die Entscheidung: „Die Kostensteigerungen können wir ohne Einschnitte im Programm leider nicht mehr auffangen.“ Immerhin verantwortet der SWR noch die „Tatorte“ aus Ludwigshafen, Stuttgart und dem Schwarzwald. Der schnelle Abschied aus Mainz wirkt teilweise improvisiert und überfrachtet, auch wenn er szenisch seine Reize hat. Ellen Berlingers bisheriger Partner Martin Rascher (Sebastian Blomberg) hat sich schon vor Drehbeginn aus dem Staub gemacht. Als Springer kommt Kommissar Lukas Wagner (Ludwig Trepte) erst- und letztmals zum Einsatz. Kleiner Trost: Er darf sich verlieben.

Der erfahrene Autor Jürgen Werner legt viele falsche Fährten, um die Spannung einigermaßen zu halten. Zwei Jahre zuvor gab es schon einmal ein Stalking-Opfer: die Freundin des Streifenpolizisten Engels. Auch hier hatte der Vorgesetzte seine Hände im Spiel. Er spielt sich generell als Beschützer jüngerer Frauen auf und erwartet dafür erotisches Entgegenkommen. Kommissarin Berlinger nennt es sexuelle Erpressung und Missbrauch im Amt. „Ich würde es rustikal nennen“, meint dieser Macho vom Dienst. Der Autor greift noch tiefer in die Klischeekiste. Ein psychisch krankes Muttersöhnchen muss mal wieder her. Der IT-Spezialist im Polizeidienst führt die Ermittler mehrfach in die Irre und entpuppt sich als triebgesteuerter Frauenmörder. Er hat die Nächste schon im Visier, versetzt sie in Todesangst, stalkt sie auf widerliche Weise. Natürlich wird die gepeinigte Frau im allerallerletzten Moment gerettet.

Man hätte Heike Makatsch einen besseren Abschiedskrimi gewünscht. Sie kann mehr, als ihr abverlangt wurde. So richtig ist sie in Mainz wohl nie angekommen. Vielleicht war das Gastspiel dafür zu kurz.