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So mau war der "Tatort" zu Weihnachten

Zum 90. „Tatort“ von Leitmayr und Batic wagt der Bayerische Rundfunk ein Experiment und überfrachtet es ein wenig.

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Ermittler bei einem Krimidinner: Udo Wachtveitl (l.) und Miroslav Nemec in ihrem 90. Fall als „Detective Chief Inspector Francis Lightmyer“ und „Detective Constable Ivor Partridge“.
Ermittler bei einem Krimidinner: Udo Wachtveitl (l.) und Miroslav Nemec in ihrem 90. Fall als „Detective Chief Inspector Francis Lightmyer“ und „Detective Constable Ivor Partridge“. © BR

Von Thomas Schade

Batic in Uniform, Leitmayr am Boden und das alles in Beckford Hall, dem Schloss der Lady Mona Bantam, fern ab von München. Beim Bayerischen Rundfunk ist die Freude am Experiment ausgebrochen. Warum sonst schickt er zwei der dienstältesten „Tatort“-Kämpen ausgerechnet mit ihrem 90. Fall zurück ins Jahr 1922?

Natürlich hat alles einen ganz gegenwärtigen Rahmen. Assistent Kalli hat die Truppe zum Adventsschmaus geladen und wartet daheim mit einem Kriminaldinner auf. Als „Detective Chief Inspector Francis Lightmyer“ und „Detective Constable Ivor Partridge“ müssen Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec einhundert Jahre zurück ins goldene Zeitalter der Detektivliteratur. Sie sollen den Mörder von Artur finden, dem Butler der Lady, der eine kleine, biestige Weihnachtsgesellschaft bedient, bis er auf einem Orientteppich zusammenbricht.

Tatort an Weihnachten: Mut zum Experiment

Robert Löhr hat sich in seinem ersten „Tatort“-Drehbuch viel vorgenommen. Alle Anwesenden im Schloss sind verdächtig. An Klischees wird nicht gespart. Natürlich ist eine Tabakspfeife dabei, die Outfit der Darsteller und die Kulisse passen perfekt. Allein es gelingt der Regie (Jobst Christian Oetzmann) nicht, die spannende Story in einem Kammerspiel „Tatort“-tauglich umzusetzen. Die notwendigen Sprünge in den Zeitebenen erscheinen willkürlich und nicht zwingend. Warum Batic und Leitmayr überhaupt mitmachen, nach dem sie sich erst vehement sträuben, bleibt unklar. Dialoge der Rahmenhandlung tauchen unvermittelt in Schlossszenen auf, so, als ob versehentlich in einer Drehpause aufgezeichnet wurde.

Unterhaltsam bleibt dieser Weihnachtsfilm durch seine Darsteller, die vollkommen ohne Action auskommen. Insbesondere Sunnyi Melles überzeugt als schräge Lady Mona Bantam. Und Ferdinand Hofer spielt sich als Assistent Kalli und junger Lord Bantam immer mehr ins Münchner „Tatort“-Team. Warum allerdings gerade im 90. Fall Ivo Batics Abschied aus dem „Tatort“ thematisiert wird, erscheint dagegen unmotiviert und überfrachtet die Geschichte. Zumal mit den Filmen „Hackl“, „Game Over“ und „Königinnen“ drei weitere BR-„Tatorte“ schon abgedreht sind, mit Miroslav Nemec.

So bleibt vom Jubiläumsfilm der Mut zum Experiment, das nicht sehr glücklich umgesetzt wurde und ein nettes Schlosstheater mit solider Schauspielkunst.