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Freital: Bombastus bringt wertvolle Salbei-Ernte ein

Die Qualität ist gut. Dennoch gibt es drei Gründe, warum der Tee im Winter teurer werden könnte. Was das Unternehmen trotzdem positiv stimmt.

Von Gunnar Klehm
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Bombastus-Vorstand Joachim Günther ist mit der Qualität des Salbei zufrieden, der hier in der Trocknungsanlage
in Freital ankommt.
Bombastus-Vorstand Joachim Günther ist mit der Qualität des Salbei zufrieden, der hier in der Trocknungsanlage in Freital ankommt. © Egbert Kamprath

Die Luft ist schwer vom Salbeiduft. In der Trocknungshalle der Firma Bombastus auf einem Hügel in Freital-Wurgwitz muss das Arbeiten einfach gesund sein. "Tatsächlich haben wir keinen übermäßig hohen Krankenstand", sagt Vorstand Joachim Günther. Dann greift er mit einem prüfenden Blick in den Berg frisch geernteter Salbeiblätter und riecht daran. Die Blätter verströmen das typische Aroma, sie sind trocken und es sind keine Beikräuter, landläufig auch als Unkraut bezeichnet, zu entdecken.

"Mit der diesjährigen Qualität können wir wieder zufrieden sein", erklärt Günther. Sorgenfrei ist er aktuell aber trotzdem nicht.

Weniger Erkältungstee verkauft

Bombastus produziert neben Salbeitee auch Erkältungstee und ähnliche Sorten. Da müsste man denken, dass das Unternehmen zu den Corona-Gewinnern gehören sollte. Viele Patienten mit Halsschmerzen oder anderen Beschwerden dürften auf diese Produkte zurückgegriffen haben.

Mit einem Schneidwerk, das es so nur zweimal auf der Welt gibt, wird gegenwärtig der Salbei auf einem Feld bei Freital geerntet.
Mit einem Schneidwerk, das es so nur zweimal auf der Welt gibt, wird gegenwärtig der Salbei auf einem Feld bei Freital geerntet. © Egbert Kamprath
In der Trocknungsanlage muss die Firma Bombastus viel Energie aufbringen. Ein Wärmetauscher hilft beim Sparen.
In der Trocknungsanlage muss die Firma Bombastus viel Energie aufbringen. Ein Wärmetauscher hilft beim Sparen. © Egbert Kamprath
Die Jungpflanzen müssen bewässert werden, damit sie zu stattlicher Größe heranwachsen können.
Die Jungpflanzen müssen bewässert werden, damit sie zu stattlicher Größe heranwachsen können. © Egbert Kamprath

"Dem ist aber nicht so gewesen. Es gab ja viel weniger normale Atemwegserkrankungen", erklärt Günther. Das waren die positiven Folgen der massiven Kontaktbeschränkungen und der Maskenpflicht. 2019 wurden noch rund 13 Tonnen Salbeitee verkauft, 2020 waren es nur zehn Tonnen und voriges Jahr sank die verkaufte Menge auf 9,2 Tonnen.

Das soll aber nicht heißen, dass etwa Salbeitee nur bei Krankheiten getrunken werden kann. "Ich habe täglich bis zu zwei Liter auf meinem Schreibtisch zu stehen", sagt Günther. Das sei erfrischend und helfe auch vorbeugend.

Wie sich das mit den Erkältungskrankheiten im kommenden Herbst entwickelt, ist nicht absehbar. Das hängt auch von politischen Entscheidungen ab, ebenso wie die Entwicklung der Energiepreise. Das ist die nächste kritische Kenngröße.

Pokern um Energiepreise

Bombastus hat vorgesorgt und einen längerfristigen Liefervertrag für Energie abgeschlossen. Insbesondere in der Trocknungsanlage wird Energie benötigt. Mit einem Wärmetauscher wird 70 Prozent der Energie sogar zurückgewonnen.

Strom- und Gas wird dennoch gebraucht. Der Vertrag läuft jedoch Ende des Jahres aus. Das neue Angebot des Versorgers habe das Neunfache der Kosten vorgesehen. "Das habe ich nicht unterschrieben", sagt Günther. Wie es jetzt weitergehen soll? Man müsse pokern, anders gehe es nicht.

Günther beobachtet nun die Preise für Strom und Gas genauer als üblich. Was die Energie ab nächstem Jahr dem Unternehmen kostet, werde auch darüber entscheiden, wie sich die Preise der Bombastus-Produkte entwickeln. Anfang November werde entschieden.

Trockenheit behindert das Wachstum

Auch wenn die Qualität des geernteten Salbei gut ist, wird gegenwärtig mit einem geringeren Ertrag als in den Vorjahren gerechnet. "Wir haben pro Zeile etwa ein Viertel weniger Aufwuchs", berichtet Daniel Lehmann von der Abteilung Feldbau bei Bombastus. Grund dafür ist die Trockenheit. An sich ist der Salbei eine anspruchslose Pflanze, die großvolumig wurzelt. Auch längere Trockenzeiten übersteht sie gut, schließlich stammt das Gewächs aus dem südosteuropäischen Raum. Bei Trockenheit wächst es nur nicht so schnell.

Das Wachstum hätte mit Bewässerung beschleunigt werden können. "Das ist technisch für unsere Felder hier aber zu aufwendig. Es steht auch kein nutzbarer Vorfluter zur Verfügung", erklärt Günther. Bei den neu gesetzten Jungpflanzen kommt Bombastus aber ums Bewässern nicht herum - bei allem Aufwand.

Die Salbeipflanzen stehen mehrere Jahre auf den Feldern. Was aktuell geerntet wird, sind vierjährige Pflanzen. Danach kommen Zwischenfrüchte wie Luzerne und Getreide auf die Böden. Bombastus bewirtschaftet etwa 40 Hektar, zwölf Hektar stehen unter Salbei.

Die aktuellen Ernteausfälle könnten möglicherweise sogar noch ausgeglichen werden. Käme jetzt noch ausreichend Regen, könnte das einen Wachstumsschub geben, der noch einen zweiten Schnitt der Salbeiblätter möglich machen würde.

Was Bombastus positiv stimmt

Etwas Positives hat es, wenn es nicht so feucht ist: Dann wächst auch das Unkraut nicht so schnell. In der Folge ist es leichter, das Beikraut aus den Zeilen zu hacken. Voriges Jahr hatte das feuchte Frühjahr Unmengen an Unkraut gebracht. Das Aushacken geschieht fast ausschließlich in Handarbeit. "Hier bieten wir auch Ferienarbeit für Schüler an. Da können sich gern noch welche melden", sagt Günther.

Froh ist der Vorstand auch, dass der oft beschriebene Fachkräftemangel an dem Unternehmen vorbeizugehen scheint. Es mache sich bezahlt, dass Bombastus selbst ausbildet. Die Fluktuation ist niedrig, was für ein gutes Betriebsklima spricht.


Optimistisch stimmt Bombastus wirtschaftlich, dass der geringere Absatz bei Salbeitee gut kompensiert werden kann. So stieg etwa der Absatz bei Schlaf- und Nerventees, Blasen- und Nierentee oder Fastentees. Die Hitliste der ätherischen Öle von Bombastus führt Lavendelöl an. Das war im vorigen Jahr sogar das umsatzstärkste Einzelprodukt des Freitaler Unternehmens.

Insgesamt bietet Bombastus rund 50 verschiedene Arzneitees an. Was nicht selbst angebaut wird, bezieht das Unternehmen von Partnern und hat sich inzwischen mit einer vielfältigen Produktpalette breit aufgestellt. "Beispiele sind Zinksalben und -pasten, Bitter- und Glaubersalz und Salicyl-Vaseline", zählt Günther auf.

Positiv sei auch die stetig steigende Nachfrage im Onlineshop, der voriges Jahr eröffnet wurde. Das hat für eine Verjüngung des Kundenstamms geführt und stimme für die Zukunft hoffnungsvoll.