Im Freitaler Weißeritzpark rumort es in letzter Zeit hinter den Kulissen. Der Manager des Einkaufscenters fiel ein Dreiviertel Jahr aus, auch seine Sekretärin fehlte längere Zeit. Händlerinnen und Händler klagen über fehlende Kundschaft. Außerdem zog die Bäckerei Bärenhecke aus und ein weiteres Geschäft wird seinen Mietvertrag nicht verlängern. Was ist da los im größten Einkaufszentrum Freitals, das immer noch 2,3 Millionen Kunden im Jahr anzieht?

An einem Wochentag gegen halb vier sind die langen Gänge im Weißeritzpark recht leer. Eine ältere Dame schlendert bedächtig an einem Geschäft vorbei, die Verkäufer darin blicken hoffnungsvoll Richtung Eingang, aber kein Kunde schreitet durch ihre Tür. Zwei junge Frauen bekleben mit Milchglasfolie die Front der leerstehenden Ladenfläche, wo bis vor zweieinhalb Jahren noch der Spiele-Max für große Kinderaugen sorgte. Wann und ob hier jemand neues einziehen würde, wissen die beiden auch nicht.

Händlerin will Centerführung "ordentlich die Leviten lesen"

Fragt man wahllos in einem der Läden nach der derzeitigen Stimmung im Center, antwortet eine Händlerin: "Gerade ist es sehr schwierig - ich meine - schauen Sie doch mal auf den Gang. Es ist Nachmittag, aber es sind keine Kunden hier". Es fehle schon länger die konsequente Führung des Einkaufscenters. Simone Theiß leitete den Weißeritzpark 23 Jahre lang. "Frau Theiß hat sich richtig gekümmert, ist morgens immer eine Runde durch die Gänge gelaufen und hat nach unseren Anliegen gefragt", so die Händlerin.

Mehr wolle sie nicht erzählen, sie habe sowieso vor, der Centerführung nochmal "ordentlich die Leviten zu lesen". Ein paar Meter weiter teilt eine Verkäuferin hinter vorgehaltener Hand mit: "Ich darf ohne die Chefin eigentlich nichts sagen, sie kommt erst nächste Woche wieder, zufrieden sind wir aber auf jeden Fall nicht".

Nach Theiß wurde Dirk Brückner im Herbst 2022 Manager des Weißeritzparks. Er war jedoch zuletzt ein Dreiviertel Jahr ausgefallen. Ebenso fehlte seine Sekretärin für längere Zeit, die jedoch "seit Beginn des neuen Jahres wieder im Dienst ist", sagt Dirk Otto, Regionalleiter der Firma MEC METRO-ECE Centermanagement, die den Weißeritzpark verwaltet. Seit wenigen Tagen arbeitet auch Brückner stundenweise wieder. Diese lange Vakanz hat möglicherweise Spuren hinterlassen.

Weiteres Geschäft verlässt den Weißeritzpark

Die gedämpfte Stimmung im Center könnte auch Folgen für den Leerstand haben. Der Spiele-Max zog bereits im Juli 2021 aus dem Weißeritzpark aus. Die große leerstehende Fläche neu zu vermieten, ist laut Dirk Otto schwierig. "Wir haben derzeit keine Interessenten dafür. Wegen der Größe hatten wir überlegt, die Ladenfläche zu teilen, aber auch dazu gibt es noch keine konkreten Pläne", berichtet der MEC-Regionalleiter.

Vor Kurzem kehrte auch die Bäckerei Bärenhecke dem Center nach vielen Jahren den Rücken. Warum? "Wir hatten einen befristeten Mietvertrag bis November und mehr wollen wir dazu nicht sagen", so Vorstandsvorsitzender Roman Seifert gegenüber Sächsische.de. Damit stehen derzeit zwei Flächen im Weißeritzpark leer. Otto sieht darin kein wirkliches Problem. Zwei Leerstände im Vergleich zu über 50 Geschäften empfinde er nicht als viel.

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Doch eine weitere Händlerin mit einem kleinen Laden im Weißeritzpark wird im April dieses Jahres zum großen Ausverkauf ihrer Waren aufrufen. Auch ihr Mietvertrag läuft aus und sie wechselt altersbedingt ohnehin in den Ruhestand. Sie habe niemanden gefunden, der ihr Geschäft weiterführen möchte. Ob es Nachmieter für die Ladenfläche gibt, ist ihr nicht bekannt, sagt sie.

Für Aufruhr sorgte auch der plötzliche Wechsel des "Facility-Dienstleisters", also des Hausmeister- und Sicherheitsdiensts im Center. Seit Januar ist die Firma Dorfner Gebäudemanagement im Einsatz und ersetzt das Unternehmen Dussmann. "Dussmann hat die Preise deutlich erhöht, weshalb wir uns dazu entschieden, den Anbieter zu wechseln", erläutert Dirk Otto. Die Mieter erfuhren davon jedoch erst drei Tage vor dem Wechsel in einem Rundschreiben und wunderten sich.

Ein Lichtblick für das Einkaufszentrum ist eine Neueröffnung Anfang dieses Jahres. Das Hörhaus Kaulfuß eröffnete kürzlich eine Filiale am alten Standort der umgezogenen Apotheke. Der Freiberger Hörgeräte-Hersteller erschließt damit nach Dippoldiswalde schon seinen zweiten Standort im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Bei einem Einkaufszentren-Ranking von Testberichte.de schnitt der Freitaler Weißeritzpark im Mittelfeld ab. Freital kam am Ende auf 4,2 von 5 Sternen ("besonders beliebt"), was noch knapp über dem Durchschnitt von 4,1 liegt.