Sport
Merken

Wie ein Fußball-Wandervogel in Freital seine erfolgreichste Zeit erlebt

Philipp Schmidt hat viele Vereine erlebt, jetzt ist er in Freital und mit dem Sportclub schon bis in die Oberliga aufgestiegen. Der 35-Jährige kann viele Positionen, was Fluch und Segen zugleich ist, wie er im Interview sagt.

Von Jürgen Schwarz
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Spielte im Nachwuchsbereich auch in der Bundesliga: Philipp Schmidt.
Spielte im Nachwuchsbereich auch in der Bundesliga: Philipp Schmidt. © STEFFEN MANIG

Freital. Der SC Freital überwintert in der Fußball-Oberliga Süd auf dem achten Platz. Sechs Siege, ein Remis und sieben Niederlagen stehen zu Buche. Philipp Schmidt (35), der vor vier Jahren nach Hainsberg in die Landesklasse wechselte und nach dem Aufstieg in die Landesliga sowie der Freitaler Vereinsfusion den Sportclub als einer der Leistungsträger bis in die 5. Liga führte, stellte sich zum Interview mit Sächsische.de.

Herr Schmidt, inwieweit passt der Spruch, dass das zweite Oberligajahr schwieriger ist als das erste?

Der Spruch ist zutreffend, was man auch an den schwankenden Leistungen in dieser Saison sieht. Natürlich gab es einen mittelgroßen Umbruch im Sommer, aber der hauptsächliche Grund ist meiner Meinung nach, dass die Aufstiegseuphorie längst Vergangenheit ist und wir in der Oberliga keine „neue Nummer“ mehr sind. Viele Gegner können sich nun besser auf unsere Art des Fußballspielens einstellen und sich dementsprechend vorbereiten. Dennoch haben wir es durch unsere Philosophie geschafft, die Hinrunde mit einem soliden Mittelfeldplatz abzuschließen. Mit Ausnahme der Partien beim 1. FC Magdeburg II und in Auerbach haben wir auch bei den verlorenen Spielen stets gut beziehungsweise teilweise auf Augenhöhe mitgehalten. Besonders wichtig war der Sieg gegen einen der Staffelfavoriten, den VfB Krieschow. Dort haben wir zu unserem Spirit, also zur Geschlossenheit der Mannschaft, zurückgefunden und konnten danach eine Serie von drei Siegen starten.

Sie sind 2019 von Einheit Kamenz nach Hainsberg in die Landesklasse gewechselt. Wussten Sie vor vier Jahren, auf was Sie sich da einlassen?

Ja, denn tatsächlich war genau dieser Weg das Ziel und alle damaligen Gespräche mit Vereinsführung und dem Trainer Knut Michael beinhalteten das langfristige Ziel, in die Oberliga aufzusteigen.

Ihr Mitspieler Eric Ranninger ist Geschäftsführer des Vereins. Erleichtert das ein paar Dinge?

Viel wichtiger ist es eigentlich, zu erwähnen, dass er mein bester Kumpel ist, ich sehr stolz auf ihn bin und wir nach unserer gemeinsamen Zeit in Kamenz immer wieder zusammenspielen wollten. Dass er bei uns Geschäftsführer ist, spielt eine untergeordnete Rolle für mich. Ich freue mich für ihn, denn er ist nicht nur auf dem Platz sehr ehrgeizig und fleißig.

Sie sind in Dresden geboren, wechselten 2006 zu Dynamo, blieben aber nur ein Jahr. Was war Ihr sportlicher Plan?

Mein Plan war, immer das Bestmögliche aus meiner Laufbahn herauszuholen. Begonnen habe ich bei der SG Striesen. Mit viel Talent war ich fußballerisch leider nie gesegnet, aber mit den Tugenden, die mir meine Eltern vermittelt haben – immer fleißig an mir zu arbeiten –, konnte ich hier und da dann doch ein paar Meilensteine für mich setzen.

Anschließend waren Sie unter anderem für Stahl Riesa, Pirna-Copitz und Bischofswerda am Ball, bestritten bisher 67 Oberliga- und 218 Landesliga-Spiele. Steht ein Verein bei Ihnen ganz oben?

Nein, da möchte ich gar nicht differenzieren. Ich bin froh, viele Vereine erlebt zu haben. Ich konnte mir aus der Zeit immer etwas mitnehmen und habe viele Freundschaften geschlossen. Die erfolgreichste Zeit ist die aktuelle hier beim SC Freital, wenn man trotz der Fusion die zwei Meistertitel mitrechnen darf.

Gibt es in Ihrer langen Laufbahn ein Spiel, das über den anderen steht?

Ja. Mein erstes A-Junioren-Bundesliga-Spiel für den FV Dresden-Nord gegen Hansa Rostock. Es war zwar kein gutes Spiel von mir, ich wurde beim Stand von 0:3 ausgewechselt, aber wir spielten noch 3:3. Da ich zuvor nur in der Regionalliga-Mannschaft, der A 2, eingesetzt wurde, war es dennoch ein einzigartiges Erlebnis. Ich musste damals hart arbeiten, um dieses Ziel zu erreichen. Als junger Jahrgang durfte ich dann in die A 1 aufrücken und in der Junioren-Bundesliga erste Erfahrungen sammeln.

Haben Sie immer auf defensiven Positionen gespielt?

Eigentlich bin ich gelernter Stürmer und habe auch noch im Männerbereich auf dieser Position gespielt. In meinem ersten Jahr beim VfL bei Pirna-Copitz hat mich der Trainer dann auf der Außenbahn oder sogar als Außenverteidiger ausprobiert. Mit dem Älterwerden habe ich mich dann mit der defensiveren Position abgefunden und nur noch bei Bedarf in der Offensive agiert. Durch diese Vielseitigkeit gelingt es mir heute gut, auf allen Positionen zu spielen. Ich bin immer mal eine Option, wenn alle Stammspieler einer Position wegfallen. Gut für den Trainer, aber schlecht für mich, denn wenn der Stammspieler wieder fit ist, kann es gut sein, dass ich nur noch als Einwechsler fungiere. Mit dieser Rolle habe ich mich trotz des höheren Alters noch nicht so richtig anfreunden können.

Was sagen Sie zum Pokal-Los?

Der Drittligist FC Erzgebirge Aue ist absolut attraktiv. Wir werden, und da meine ich den gesamten Verein, alles in die Waagschale legen, um unseren Fans einen schönen Fußball-Tag zu bereiten.

Was wird für den Sportclub in der Rückrunde noch möglich sein – und wer ist Ihr Titelfavorit in der Süd-Staffel?

Wir wollen unbedingt die Leistung der Vorsaison bestätigen, wenn möglich uns um mindestens noch einen Tabellenplatz verbessern. Mein Titelfavorit bleibt die Reserve des 1. FC Magdeburg.

Sie feiern im Februar Ihren 36. Geburtstag. Wie lange läuft Ihr Vertrag beim SC und werden Sie noch einmal verlängern?

Mein Vertrag läuft am Saisonende aus. Prinzipiell bin ich offen für Gespräche, zumal ich konditionell noch ganz gut mithalten kann. Ich möchte aber auch meine berufliche Laufbahn weiter ausbauen und mich weiterentwickeln. Dafür benötige ich mehr Zeit und kann eine Trainingswoche mit vier Einheiten nicht mehr gewährleisten. Aber eventuell lässt sich ja meine berufliche Entwicklung auch gut mit den ambitionierten Zielen des Vereines verbinden.

Was machen Sie beruflich?

Ich bin staatlich anerkannter Physiotherapeut und als Teamleiter für Physio- und Ergotherapie in der Klinik Bavaria in Kreischa. Dort bin ich seit 2011 angestellt.

Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?

Ich bin ledig, erhole mich bei Spaziergängen mit meiner treuen Hündin. Das ist der perfekte Ausgleich zur Arbeit und dem Sport.