Merken

Geld: Was Frauen und Männer unterscheidet

Stimmt das auch heute noch? Feministinnen mögen jetzt aufschreien und die Frage vehement verneinen.

Teilen
Folgen
Frauen verdienen weniger und können unterm Strich weniger Geld sparen. Dennoch sparen sie öfter als Männer.
Frauen verdienen weniger und können unterm Strich weniger Geld sparen. Dennoch sparen sie öfter als Männer. © pixabay.com © luxstorm (CC0 Creative Commons)

Doch ein Blick auf aktuelle Umfragen und Erfahrungen von Männern und Frauen zeichnet ein ambivalentes Bild. Frauen wollen finanziell unabhängig sein, tun aber zu wenig dafür.Das alte Rollenmodell sagt: Männer bringen das Geld nach Hause, Frauen kümmern sich um den Haushalt. 

Fakt 1: Gender Pay Gap liegt bei 16 Prozent

Im Durchschnitt verdienen Frauen im EU-Raum rund 16 % weniger als Männer. Diese Differenz nennt sich Gender Pay Gap. 2015 lag der Unterschied noch bei 21 %. Frauen holen also auf. Die Kennzahl ergibt sich aus dem Durchschnitt über alle Karrierestufen und Altersklassen hinweg. Dabei ist auffällig, dass mit steigendem Alter die Differenz immer größer wird. Frauen sind weniger stark in Führungsposition vertreten und ihre Berufserfahrung ist im Durchschnitt kürzer. Wenn diese Faktoren bereinigt werden, steigt die Differenz um ein Prozent auf 17 % an.

Nimmt man allerdings Deutschland ins Visier, sind die Zahlen ernüchternd. Zusammen mit Estland und der Tschechischen Republik tut sich hier die größte Differenz zwischen den Gehältern von Männern und Frauen auf. Ganze 21 % im Durchschnitt sprechen Bände. Ein Blick auf Seite 5 des IAB-Kurzbericht visualisiert die Unterschiede der Lohnlücke auf Kreisebene im Bundesgebiet. In Sachsen liegt sie wie in den meisten neuen Bundesländern im Bundesdurchschnitt weit unten, nämlich zwischen 6,9 und 16,9 %. Dieser Beitrag betrachtet den IAB-Kurzbericht hinsichtlich seiner Bedeutung für Sachsen genauer.

Die Gehalts-Differenz nimmt über die Jahre betrachtet stetig ab. Das liegt auch daran, dass sich immer mehr Frauen selbst um ihre Finanzen kümmern, trotz Kinder arbeiten und nach Führungspositionen streben. Sie sind zumindest ein klein wenig durchsetzungsfähiger, selbstbewusster und finanziell unabhängiger geworden. 

Fakt 2: Je mehr Geld Frauen verdienen, desto selbstsicherer gehen sie mit ihren Finanzen um

Die Sachsen sparen und bemühen sich, ihr Geld zusammen zu halten. Allerdings sind auch hier Unterschiede zwischen den Geschlechtern festzustellen. Das Finanzportal Joonko hat im März 2020 die Ergebnisse einer Umfrage mit dem Titel „Sparen Frauen anders als Männer?“ veröffentlicht. Dabei sind diese Unterschiede herausgekommen:

  • Frauen sparen öfter als Männer
  • Frauen gehen mit wachsendem Einkommen selbstsicherer mit ihrem Geld um
  • Männer mit geringem Einkommen sind optimistischer als Frauen in derselben Situation
  • Frauen sparen gerne auf Ziele (zum Beispiel Urlaub oder Auto), Männer sparen lieber als Frauen unter dem Aspekt das Geld zu vermehren

Einige Punkte eint Männer und Frauen:

  • nur 30 % Fragen ihrer Hausbank, wenn es um Geldfragen geht
  • Frauen und Männer über 30 recherchieren in Gelddingen am liebsten selbst
  • die jüngere Generation wendet sich bei Geldfragen an Familie und Freunde

Fakt 3: Frauen haben weniger Interesse an Wirtschafts- und Finanzdingen als Männer

Der Bankenverband hat sich mit den Gender-Aspekten bei Geldanlagen beschäftigt und im August 2019 die Ergebnisse zusammengefasst. Vier Aspekte wurden dabei beleuchtet:

1. finanzielle Sicherheit und Altersvorsorge

2. Finanzaffinität und Finanzwissen

3. Spar- und Anlageverhalten

4. Kunde-Bank-Beziehung.

Folgende Erkenntnisse brachte die repräsentative Meinungsumfrage zu Genderaspekten bei Geldanlagen zutage:

Finanzielle Sicherheit und Altersvorsorge

Frauen starten in Sachen Altersvorsorge zwar aufgrund der geringeren Berufstätigkeit und dem geringeren Einkommen mit weniger Geld ins Alter, dennoch sind sie optimistisch hinsichtlich ihrer Absicherung. 70 % sind der Auffassung, dass sie gut auf die Rentenzeit vorbereitet sind, hingegen Männer nur mit einer Quote von 54 % davon ausgehen. 

Finanzaffinität und Finanzwissen

In Sachen Selbstvertrauen im Umgang mit Geld haben Frauen aufgeholt. Allerdings gibt es Unterschiede bezüglich der Interessenlage an Wirtschafts- und Finanzthemen. Frauen interessieren sich weniger dafür als Männer. Das schlägt sich auch in einer Zwischenumfrage nieder, bei der Frauen zu Fragen des Finanzwissens erkennbar schlechter abschneiden als Männer. Außerdem stufen Frauen die Komplexität von Bankgeschäften und Geldanlagen deutlich höher ein als Männer. Sie finden Finanzprodukte sehr kompliziert und wollen sich damit nicht beschäftigen.

Trotz dieser unterschiedlichen Haltung nehmen sich beide Geschlechter ungefähr gleich viel Zeit für ihre Finanzplanung und für die Altersvorsorge, wobei Unwissenheit zu schlechteren Ergebnissen führen dürfte. Gerade weil Frauen mit weniger Geld zurechtkommen müssen, sollte ihr Finanzwissen ausgeprägter sein, um ihre Möglichkeiten optimal auszunutzen.

Spar- und Anlageverhalten

Auch in punkto Spar- und Anlageverhalten gibt es Unterschiede. Frauen sparen aufgrund ihrer finanziellen Situation generell weniger und ihr Engagement für Wertpapiere und Aktien ist geringer als bei Männern. Sicherheit spielt eine wesentlich größere Rolle für sie. Frauen bevorzugen sichere Anlageprodukte und meiden risikobehaftete Alternativen.

Kunde-Bank-Beziehung

Obwohl mobiles Banking längst Einzug gehalten hat und Männer und Frauen ungefähr gleich häufig mit digitalen Produkten ihre Bankgeschäfte erledigen, legen gut zwei Drittel der Frauen Wert auf eine gute persönliche Beratung in ihrer Bank. Bei Männern liegt der Wert lediglich bei 56 %. Diese persönliche Beratung hat keine geschlechtsspezifische Ausprägung. Dem überwältigenden Anteil von 95 % der Frauen und 94 % der Männer ist es egal, ob sie von einem Mann oder von einer Frau beraten werden. Es geht ihnen grundsätzlich um die Qualität und nicht um das Geschlecht.

Die meisten fühlen sich finanziell gut auf die Rente vorbereitet.
Die meisten fühlen sich finanziell gut auf die Rente vorbereitet. © pixabay.com © tumisu (CC0 Creative Commons)

Fakt 4: Frauen wollen finanzielle Unabhängigkeit, doch die Rahmenbedingungen erschweren die Umsetzung

Rund dreiviertel der alleinstehenden Frauen hält finanzielle Unabhängigkeit in einer Beziehung für wichtig. Auch Frauen in einer Partnerschaft sehen das so, allerdings liegt ihr Anteil bei lediglich 64 %. Wer sich die Realität genauer anschaut wird feststellen, dass diese stark von den Vorstellungen abweicht.

  • Tatsächlich finanzieren rund 35 % aller Männer ihre Partnerinnen mit, sie sind Hauptverdiener.
  • Nur 13 % der Frauen haben in ihrer Beziehung die Versorgerrolle übernommen.
  • Je länger eine Beziehung andauert, desto stärker prägt sich die Gewichtung aus.

Sobald eine Familie gegründet wird gibt es strukturelle Leitplanken, die es Frauen schwerer macht, finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen und aufrecht zu erhalten. In der Praxis heißt das, dass Männer das Geld nach Hause bringen, während Frauen die Kinder erziehen und höchstens stundenweise oder halbtags arbeiten– mit entsprechenden Konsequenzen für die Rente und Altersvorsorge.

Fazit: Frauen streben nach finanzieller Unabhängigkeit, was für alleinstehende Frauen wichtiger ist als für liierte. Sobald Kinder zur Welt kommen, wird es immer schwieriger, finanziell unabhängig zu bleiben, weil Frauen nach wie vor diejenigen sind, die sich um Erziehung und Haushalt kümmern. Dennoch ist es Frauen gelungen, weiter in Führungsposition vorzustoßen und die Gender Pay Gap etwas zu verringern. Bleibt abzuwarten, welchen Einfluss die nachkommenden Generationen in dieser Hinsicht nehmen.   

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem externen Redakteur K. Meissner.