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So klappt es in der Fastenzeit mit dem Alkoholverzicht

Es gibt gute Gründe, bis Ostern Wein und Bier zu fasten. Dass es vielen Menschen schwerfällt, liegt auch an Glückshormonen und Gewohnheiten, sagen Suchtberater.

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Die Fastenzeit läuft bis Ostern. Laut einer DAK-Umfrage würden drei Viertel der Deutschen dabei am ehesten auf Alkohol verzichten.
Die Fastenzeit läuft bis Ostern. Laut einer DAK-Umfrage würden drei Viertel der Deutschen dabei am ehesten auf Alkohol verzichten. © Uwe Zucchi/dpa

Seit der Pandemie hat sich das Trinkverhalten der Deutschen verändert. Viele gönnen sich häufiger zu Hause ein Glas Alkohol. Damit aufzuhören, schaffen die wenigsten. Für etliche ist eine sechswöchige Fastenpause bis Ostern eine echte Herausforderung. Ein Team der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat dazu Leserfragen beantwortet.

Meine Frau will in der Fastenzeit auf Alkohol verzichten. Dabei trinken wir nicht viel, höchstens zwei Gläser pro Tag. Bringt das Fasten überhaupt was?

Auf jeden Fall. Wer regelmäßig oder täglich Alkohol trinkt, profitiert am meisten vom Fasten. Alkohol ist ein Zellgift, das durch das Blut zu jedem Organ des Körpers gelangt und Schaden anrichten kann. Ohne Alkohol erholt sich der Körper. Sie können das schon nach kurzer Zeit spüren, zum Beispiel am besseren Schlaf, am niedrigeren Blutdruck, an besseren Leberwerten oder daran, dass Sie etwas abnehmen.

Weil meine Leberwerte schlecht sind, soll ich jetzt keinen Alkohol mehr trinken. Aber ohne fühle ich mich echt mies. Ist das nur Einbildung?

Nein. Alkohol setzt im Gehirn Glückshormone in ungewöhnlich großer Menge frei. Ohne Alkohol schüttet das Gehirn die Stoffe auch aus, zum Beispiel bei freudigen Ereignissen, aber in der normalen Dosis. Hat sich der Körper erst einmal an die Hochdosis gewöhnt, wirkt die normale Dosis kaum noch – schlechte Karten für die gute Laune. Wenn man den Alkohol ein paar Wochen lang weglässt, pegelt sich alles wieder ein.

Meine Freundin will keinen Alkohol trinken, um abzunehmen. Aber da stecken doch nur leere Kalorien drin?

Man spricht nur von leeren Kalorien im Alkohol, weil diese überhaupt keinen Nährwert haben. Sie enthalten keinerlei Stoffe, die unser Körper braucht, um zu funktionieren. Aber sie machen genauso dick wie andere Kalorien. In einem kleinen Glas Weißwein stecken so viele Kalorien wie in einem Wiener Würstchen. Ein Glas Sekt enthält die gleiche Menge an Kalorien wie ein halbes Vollkorn-Brötchen mit Butter.

Abends habe ich oft richtig Lust auf ein Glas Rotwein. Säfte sind mir einfach zu süß. Welche Alternativen gibt es?

Es gibt jede Menge interessante Drinks ohne Alkohol. Im Internet werden Sie sicher fündig. Wie wäre es zum Beispiel mit einem alkoholfreien Basilikum-Gurken-Martini oder einem Aperol-Spritz mit alkoholfreiem Aperol, Eiswürfeln und Orangensaft? Mancher mischt sich seinen alkoholfreien „Rotwein“ auch aus Traubensaft und dem Muttersaft von schwarzer Johannisbeere, je nach Belieben mit etwas Sprudelwasser.

Auf der Arbeit habe ich viel mehr zu tun als früher. Da brauche ich abends mein Feierabendbier. Wie soll das in der Fastenzeit ohne gehen?

Überprüfen Sie, ob das, was von Ihnen erwartet wird, überhaupt zu bewältigen ist. Wenn Sie es schaffen, Ihren Alltag langfristig zu entschleunigen, wird Ihnen das auch helfen, weniger Alkohol zu trinken. Sicher, das ist leichter gesagt als getan. Aber realistisch betrachtet, gibt es keinen anderen Weg, das Problem grundsätzlich zu lösen.

Mein Mann und ich trinken abendsoft zwei, drei Gläser Wein. Die Fastenzeit wollen wir nutzen, um weniger zu trinken. Wie klappt das am besten?

Schauen Sie, was für Sie passt. Keinen Alkohol-Vorrat anlegen, vor jedem Glas Alkohol eins ohne Promille trinken, kleinere Gläser benutzen, erst später am Abend Alkohol trinken. Die Grenze für risikoarmen Konsum liegt für Männer bei maximal zwei kleinen Gläsern, für Frauen bei maximal einem Glas Alkohol pro Tag. Zwei Tage in der Woche sollten alkoholfrei bleiben. Falls es nicht funktioniert, finden Sie online Hilfe oder bei Suchtberatungsstellen, die auch helfen, wenn jemand weniger trinken will.

Sechs Wochen Fasten sind eine echt lange Zeit. Wie hält man durch?

Denken Sie nur daran, am aktuellen Tag keinen Alkohol zu trinken. Der nächste Tag kann Ihnen erst einmal egal sein. Halten Sie Ihre Erfolge im Kalender fest. Belohnen Sie sich nach einiger Zeit für Ihre Standhaftigkeit. Es muss nichts Großes sein. Nutzen Sie einfach die Gelegenheit, um sich selbst zu feiern. Und: Organisieren Sie sich jede Freude, die Sie bekommen können.

Mein Bruder trinkt seit Jahren. Er kann sich fast gar nichts mehrmerken. Macht das der Alkohol?

Regelmäßiger Konsum kann auf Dauer zur Schrumpfung des Hirngewebes führen. Gedächtnis- und Konzentrationsleistungen nehmen ab, auch Urteilsvermögen und Intelligenz werden beeinträchtigt.

Gerade in der Fastenzeit fallen in meiner Firma viele Geburtstage an. Da gibt es üblicherweise Sekt. Wie soll ich ablehnen, ohne jemanden zu verärgern?

Stoßen Sie mit an, mit Wasser, Saft oder Schorle. Wenn Sie dabei ein Sektglas benutzen, kann das genauso festlich wirken.

Mit meinem Mann ist an eine alkoholfreie Zeit nicht zu denken. Er trinkt täglich und viel. Auf meine Vorwürfe reagiert er nicht. Was kann ich machen?

Vorwürfe bringen selten etwas. Sagen Sie ihm, wie es Ihnen geht, wenn er trinkt und dass Sie sich Sorgen machen. Sprechen Sie in der Ich-Form. Schauen Sie, wie er reagiert. Ist er sich des Problems bewusst, wird er möglicherweise professionelle Hilfe bei einer Suchtberatungsstelle in Anspruch nehmen. Wenn Sie sich mit dem Problem zu sehr belastet fühlen, können Sie sich auch selbst Hilfe holen, bei den Sucht- oder Familienberatungsstellen.

Alkoholfasten ist ja gut und schön. Aber wie soll ich die ganzen Partys in dieser Zeit ohne Alkohol überstehen?

Das ist eigentlich nicht schwer, und Ihnen kommt ein aktueller Trend entgegen: alkoholfreie Partys, sogenannte „Sober-Partys“ oder „Detox-Partys“. Hier feiert man mit Kokoswasser, Null-Prozent-Caipirinha, Grapefruit-Himbeer-Sekt, Espresso-Tonic und geht mir klarem Kopf nach Hause.

Aufgeschrieben von Birgit Malchow.

Hier finden Sie Infos und Hilfe: