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Ostereier: Verzieren wie die Profis

Es ist faszinierend, wenn man sorbischen Frauen beim Eierbemalen zuschaut.

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Nach sorbischer Tradition werden Ostereier-Muster mit einem Gemisch aus Bienen- und Kerzenwachs aufgetragen und anschließend gefärbt.
Nach sorbischer Tradition werden Ostereier-Muster mit einem Gemisch aus Bienen- und Kerzenwachs aufgetragen und anschließend gefärbt. © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Wenn Stephanie Bierholdt vom Sorbischen Kulturzentrum Schleife (Foto) ganz akkurat Dreieck neben Dreieck aufs Ei setzt, ist das kein Bemalen, sondern eher ein Stempeln. Denn sie benutzt dafür keinen Pinsel, sondern eine Gänsefeder. Von der wurden die Federn gezupft und die Spitze so beschnitten, dass nur ein kleines zwei bis drei Millimeter großes Symbol übrig bleibt, etwa ein Dreieck, Karo oder ein V.

Wenn Stephanie Bierholdt dann mit ihrem Stempel am Stiel in die Farbe taucht, ist das auch gar keine Farbe, sondern ein heißes Wachsgemisch. „Das mische ich zu gleichen Teil aus Bienenwachs vom Imker und Resten von Adventskerzen“, erklärt sie. Die Farbe sei dabei egal, die sehe man hinterher gar nicht mehr. Klingt komisch?

Ist aber so. Denn die Eier werden nach dem Bewachsen gefärbt. Da, wo das Wachs aufgetragen wurde, nimmt das Ei beim späteren Färben keine Farbe an. Nach dem Farbbad wird wieder abgewachst. „Dazu halte ich das Ei an die Flamme einer Kerze und wische immer wieder mit einem Tuch oder Küchenpapier darüber“, erklärt Bierholdt. Wem eine Farbe fürs Ei zu wenig ist, kann das Prozedere mit neuen Wachs- und Färbe-Runden wiederholen.

Auf eine blickdichte Schale achten

Damit die kleinen Kunstwerke wie aus dem Ei gepellt aussehen, achtet Bierholdt schon beim Kauf auf eine blickdichte Schale. „Manchmal sehen Eierschalen etwas transparent aus, die eignen sich dann nicht zum Bemalen oder Färben, weil dann oft hässliche Wasserflecken entstehen. Auch picklige Schalen sind sehr unschön.“

Stephanie Bierholdt vom Sorbischen Kulturzentrum Schleife verziert seit ihrem 7. Lebensjahr Ostereier.
Stephanie Bierholdt vom Sorbischen Kulturzentrum Schleife verziert seit ihrem 7. Lebensjahr Ostereier. © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Wenn der Erzeugercode stört, dürfe man keinesfalls versuchen, die Prüfnummer wegzukratzen. Denn an der Stelle greift dann die Farbe nicht mehr. Besser: den Aufdruck auf dem ausgeblasenen Ei etwas kaschieren. „Das klappt relativ gut mit einem Tuch und etwas Spüliwasser, mit dem man darüberwischt“, verrät die Sorbin. Bei gekochten Eiern verwische sich der Stempel meist von selbst. „Um die Mitte des Eis zu finden, nutzt man den Gummitrick“, verrät Bierholdt. Sie spannt dazu vorsichtig einen Gummi senkrecht über das Ei und zieht daran entlang mit dem Bleistift einen Strich. Manchmal wird auch ein winziger Becher oder Fingerhut als Schablone genutzt.

Bei Färbetabletten gilt: „Mehr ist mehr“. Stehen auf der Packung ein bis zwei Tabletten, sollten es wenigstens acht bis zehn sein, die auf ein halbes Gurkenglas kommen – plus ein Schuss Essig. „Sonst werden die Eier nicht blickdicht und die Kontraste des Musters kommen nicht zur Wirkung“, so Bierholdt. Wer es lieber pastellig mag, kann Pflanzen zum Färben nutzen.

Sechs Tipps zum Eierfärben

Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung empfiehlt für blaue bis violette Farbtöne einen Sud mit Heidelbeeren, Rotkohl und getrockneten Hibiskusblüten. Kaffeesatz, loser Schwarztee und Zwiebelschalen ergeben Brauntöne, während Kurkuma und Kamillenblüten die Eier in leichtes Gelb tauchen. „Grün wird es mit Spinat, Petersilie und Matetee und tolle Rottöne gelingen mit Roter Bete und roten Zwiebelschalen“, so Seitz. Mit Aktivkohle werden die Eier schwarz. Und so geht es:

  • 1. Die Zutaten für die gewünschte Farbe werden klein geschnitten oder püriert und für etwa eine halbe Stunde in einem (alten) Topf mit Wasser gekocht.
  • 2. Danach wird das Mus durch ein Sieb gefiltert. Dann den Sud abkühlen lassen.
  • 3. Vor allem bei helleren Farbtönen weiße Eier verwenden, da sie die Farbe besser annehmen als braune.
  • 4. Die Eier hart kochen, etwas abkühlen lassen und mit Essigwasser einreiben. Dadurch wird die Schale etwas rauer und kann die Farbe besser aufnehmen.
  • 5. Die Eier noch lauwarm für eine halbe Stunde oder länger im Sud baden. Je länger die Einwirkzeit ist, desto intensiver wird die Farbe. Wenn die Eier mit einem Löffel hin und wieder vorsichtig bewegt werden, nehmen sie die Farbe gleichmäßiger an. Mit Küchenhandschuhen lassen sich die Hände gut vor Verfärbungen schützen.
  • 6. Für mehr Glanz wird das Ei mit ein wenig Speiseöl eingerieben. (dpa)