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Kinderarzneimittel werden ab Februar teurer

In der Krankheitssaison ist der Bedarf nach Arzneimitteln hoch. Doch es gibt weiter Lieferengpässe. Um die zu beenden, werden die Preisgrenzen der Kassen aufgehoben.

Von Stephanie Wesely
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Derzeit leiden besonders viele Kinder an fieberhaften Infekten. Doch Medikamente sind knapp.
Derzeit leiden besonders viele Kinder an fieberhaften Infekten. Doch Medikamente sind knapp. © dpa

Leipzig/Dresden. Bei der Versorgung mit Arzneimitteln kommt es in Sachsen weiterhin zu Verzögerung und Engpässen. "Die Lage ist immer noch angespannt, weil wir uns mitten in der Erkältungszeit befinden", erklärte eine Sprecherin des Apothekerverbandes am Mittwoch. Zwar erhielten die Apotheken Lieferungen, jedoch sei die Nachfrage so hoch, dass die Menge verschiedener Arzneimittel - etwa Fiebersäfte, -zäpfchen und Antibiotikasäfte für Kinder und Antibiotika - nicht ausreiche.

Ein anderer Grund für die Lieferengpässe sei der Preisdruck, weil die Vergütung durch die Kassen nicht mehr kostendeckend für die Hersteller war. Denn die Rohstoffpreise sind stark gestiegen. Als Maßnahme gegen den Engpass hat der Bundesgesundheitsminister entschieden, für zunächst drei Monate die Erstattungsgrenzen der Kassen auszusetzen, denn Kassen zahlen nur einen langfristig vereinbarten Festpreis. Ab Februar müssen sie nun den vollen Preis des Arzneimittels übernehmen. Der Branchendienst erwartet, dass das noch nicht das Ende der Preisschraube ist und weitere Hersteller mit Preiserhöhungen für ihre Produkte nachziehen.

Das Personal der Apotheken des Freistaats sei bemüht, mehr Lieferungen zu erhalten, so die Sprecherin. Dennoch müssten Kundinnen und Kunden oft Wartezeit mitbringen. Um den Engpässen entgegenzutreten, forderte der Verband unter anderem mehr Beinfreiheit für Apotheken auf der Suche nach adäquaten Ersatzpräparaten. Zudem müsse ein verpflichtendes Meldesystem für Engpässe von Lieferungen eingeführt werden, um eine bessere Planbarkeit der Ausfälle schaffen zu können.

So teuer werden Kinderarzneimittel ab Februar

Nachdem Ratiopharm bereits im Herbst den Preis für seinen Ibuprofen-haltigen Fiebersaft angehoben hatte, folgen ab 1. Februar mit Stada, Reckitt (Nurofen) und Zentiva (Ibuflam) jetzt drei weitere Anbieter. Der Anstieg liegt laut Branchendienst Apotheke adhoc je nach Produkt zwischen 25 und 75 Prozent – das bislang günstigste Produkt kostet nun knapp 6 Euro statt 4,50 Euro, das teuerste 7 Euro. Die Kosten werden bei Rezepten für Kinder komplett von den Kassen übernommen, Selbstzahler müssen entsprechend drauflegen.

Auch Paracetamol-Zäpfchen werden teurer: Stada, bislang der günstigste Anbieter, erhöht die Preise je nach Packung um 46 bis 68 Prozent. Zehn Zäpfchen mit 1.000 Milligramm Wirkstoff kosten ab Februar knapp 5,50 Euro statt 3,20 Euro. Zäpfchen mit 500 Milligramm Paracetamol kosten 3,50 Euro statt 2,40 Euro.

Der Apotheker Stefan Fuchs von der Apotheke am Kupferberg in Großenhain blickt in fast leere Arzneimittelfächer für Hustensäfte.
Der Apotheker Stefan Fuchs von der Apotheke am Kupferberg in Großenhain blickt in fast leere Arzneimittelfächer für Hustensäfte. © Norbert Millauer

Die Erhöhung betrifft außerdem Antibiotikasäfte: Ratiopharm erhöht den Preis für Azithromycin-Saft, die Firma Aspen für die Cotrimoxazol-Suspensionen. Mit maximal zwölf Prozent fallen die Steigerungen aber deutlich niedriger aus als bei den Fiebermitteln.

Arzneimittelknappheit in Sachsen: Köpping will Schritte einleiten

Den Engpässen müsse klug und schnell entgegen gesteuert werden, forderte Sozialministerin Petra Köpping am Mittwoch in Leipzig. "Und auch wenn die grundlegenden Lösungen auf Ebene der Bundesregierung beziehungsweise der Europäischen Union gefunden werden müssen, darf Sachsen nicht untätig bleiben", sagte die SPD-Politikerin. Die Regierung habe deshalb bereits eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. "Sollten wir als Sozialministerium weitere Schritte einleiten müssen, werden wir dies in Abstimmung mit den Behörden selbstverständlich tun."

Bereits Mitte Januar hatte Ministerpräsident Michael Kretschmer ein Umdenken mit Blick auf die Versorgungsengpässe gefordert. "Auf den letzten Cent zu achten, aber nicht auf die Lieferfähigkeit. Das ist nicht sinnvoll und schadet uns hier in Deutschland", sagte der CDU-Politiker. (mit dpa)