Dresden
Merken

Apotheker-Protest in Dresden: Warum "gestreikt" wird und welche Apotheken am Mittwoch Notdienst haben

Die meisten Apotheken dürften an diesem Mittwoch geschlossen bleiben. Bei dem Protest geht es nicht nur ums Geld. Dresdner Apotheker erzählen, warum sie sich beteiligen.

Von Julia Vollmer & Sandro Pohl-Rahrisch
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
In Dresden dürften am Mittwoch die meisten Apotheken geschlossen bleiben. Nur eine Notversorgung mit vier Apotheken wird gewährleistet.
In Dresden dürften am Mittwoch die meisten Apotheken geschlossen bleiben. Nur eine Notversorgung mit vier Apotheken wird gewährleistet. © Marion Doering

Dresden. Wer am Mittwoch Medikamente in Dresden braucht, muss sich auf längere Wege und Wartezeiten einstellen. Denn viele Apotheken werden am 14. Juni geschlossen bleiben - aus Protest. Die Arzneimittelversorgung bleibt jedoch aufrechterhalten. Mehrere Apotheke im Stadtgebiet haben geöffnet.

Warum schließen die Apotheken am Mittwoch?

Geschlossen bleibt unter anderem die Kronen-Apotheke auf der Bautzner Straße in der Neustadt. "Wir beteiligen uns an dem Protest, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Liefersituation bei einigen Medikamenten sehr angespannt ist", sagt Inhaber Rolf Leonhardt. Fiebersaft für Kinder oder Antibiotika wie Penicillin seien derzeit nur schwer zu bekommen. "Diese Antibiotika-Medikamente brauchen wir dringend, um zum Beispiel Scharlach oder eine Angina zu behandeln, mitunter sind bestimmte Produkte gar nicht lieferbar", sagt er.

Das macht Rolf Leonhardt große Sorgen, denn er will alle seine großen und kleinen Patienten mit Medikamenten versorgen. "Wir sind täglich sehr lange damit beschäftigt, die Arzneimittel zu besorgen und herumzutelefonieren", erzählt er. Das habe dann auch eine wirtschaftliche Komponente, denn anstatt Arzneimittel zu verkaufen, sind er und seine Kollegen mit Telefonieren beschäftigt.

Vergütet wird die Medikamenten-Suche mit nur 50 Cent, schildert Sven Lobeda die Situation. Er ist Inhaber der Apotheke am Postplatz. Am Dienstagmorgen seien 224 Arzneimittel nicht verfügbar gewesen: Antibiotika, Fiebersaft, aber auch Blutdrucksenker und Schmerzmittel. Um die Patienten zu versorgen, werden jedes Mal Großhändler und Partnerapotheken abgefragt. Auch der Import von Medikamenten werde geprüft.

Hilft das alles nicht, erkundigen sich die Apotheker bei den Ärzten, ob nicht auch ein alternatives Präparat verschrieben werden kann. Dann brauche es aber ein neues Rezept. "Auch darum kümmern wir uns. Der erhebliche Mehraufwand wird aber nicht adäquat vergütet", so Lobeda weiter.

Mehr Kompetenzen, insbesondere bei Medikamenten-Engpässen, fordert Pauline Juhrisch, Inhaberin der Apotheke Weißer Hirsch. Sind bestimmte Packungsgrößen oder Dosierungen eines Arzneimittels nicht verfügbar, könnte es den Apothekern gestattet werden, die verordnete Menge bzw. Dosis aus anderen Packungen desselben Medikaments zusammenzustückeln. Hier gebe es derzeit jedoch noch eine starke Reglementierung.

Geht es auch um eine bessere Vergütung?

Ja, Engpässe bei Medikamenten sind nur ein Grund für den Protest am Mittwoch. Es geht auch um eine generell bessere Vergütung. Das sogenannte Fixum, das Apotheken zum Ausgleich ihrer Betriebskosten erhalten, beträgt laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) 8,35 Euro pro Medikament. Es ist sozusagen das Honorar und seit Jahren nicht erhöht worden. Die Forderung: Der Betrag soll auf zwölf Euro steigen. "Auch wir haben steigende Kosten für Personal und Energie und wollen unsere Mitarbeiter gut bezahlen, denn wir bemerken zunehmend Schwierigkeiten, Personal zu finden", sagt Rolf Leonhardt.

Das sagt auch ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Hochschulabsolventen könnten sich immer seltener den Gang in die Selbständigkeit vorstellen, vor allem, weil die wirtschaftliche Perspektive fehle. Die Vereinigung hat einen Katalog mit zehn Forderungen für die Bundesregierung erstellt.

Auch die St. Pauli-Apotheke im Hechtviertel hat am Mittwoch aus Protest zu. "Wir managen im Moment viele Lieferengpässe, dafür brauchen wir mehr Handlungsfreiräume und weniger Bürokratie", heißt es von dort. Steigende Kosten würden in der Apothekenvergütung nicht berücksichtigt. "Da wir auch in Zukunft an Ihrer Seite stehen wollen, protestieren wir auch für Sie", schreibt das Team auf seiner Internetseite.

Wie reagieren Patienten auf den Protest-Tag?

Aus den Apotheken ist zu hören, dass Patienten größtenteils mit Verständnis auf die Aktion reagierten. "Nicht nur, aber fast alle können die Gründe nachvollziehen", sagt Pauline Juhrisch. "Unser Rat: Wer nicht bis zum Donnerstag auf sein verordnetes Medikament warten kann, sollte eine der Notdienstapotheken in Dresden aufsuchen."

Welche Apotheken haben am Mittwoch Notdienst?

Notdienst haben am Mittwoch, dem 14. Juni, nur vier Apotheken in ganz Dresden. Das sind

  • die Schiller-Apotheke, Loschwitzer Straße. 52a
  • die Fuchs-Apotheke, Österreicher Straße 53
  • die König-Apotheke, Königstraße 29 sowie
  • die Kronen-Apotheke in Schönfeld, Markt 8.

Laut offiziellem Apotheker-Portal sind diese Apotheken von 8 Uhr am Mittwoch 24 Stunden lang geöffnet - bis 8 Uhr am Donnerstagmorgen.

Hat der "Streik" auch Auswirkungen auf die Krankenhäuser?

Die Krankenhäuser sind nicht direkt betroffen von dem Protesttag. Laut Pressestelle des Dresdner Uniklinikums (UKD) wird die Apotheke auf dem Klinik-Gelände am Zugang Fiedlerstraße nicht geschlossen. "Die Klinik-Apotheke selbst wird nur intern und nicht öffentlich genutzt, sodass es für die Patientinnen und Patienten des UKD keine Einschränkungen gibt. Auch die Lieferung von Medikamenten ist am Streiktag sichergestellt", heißt es aus der Klinik.

Victor Franke, Sprecher des Diakonissenkrankenhauses betont: "Wir arbeiten seit vielen Jahren mit der Apotheke Johannstadt als Kooperationspartner zusammen. Diese unterstützt den Protest und wird am Mittwoch auf Lieferengpässe und bürokratische Hürden aufmerksam machen." Die Krankenhausversorgung werde aber nicht beeinträchtigt sein.