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Anschub fürs Medizinstudium

Das Programm „Studieren in Europa - Zukunft in Sachsen“ will jungen Leuten Lust auf die Arbeit als Arzt machen. Aus ganz handfesten Gründen.

Von Annett Kschieschan
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Traumberuf Arzt? Viele junge Bewerber scheitern in Deutschland an den Zugangsvoraussetzungen fürs Medizinstudium. Manchmal führt der Umweg übers Ausland zum Ziel. Sachsen unterstützt ein entsprechendes Programm mit Ungarn.
Traumberuf Arzt? Viele junge Bewerber scheitern in Deutschland an den Zugangsvoraussetzungen fürs Medizinstudium. Manchmal führt der Umweg übers Ausland zum Ziel. Sachsen unterstützt ein entsprechendes Programm mit Ungarn. © AdobeStock

Warten auf einen Arzttermin - das ist inzwischen so normal, dass sich kaum noch jemand wundert. Vor allem auf dem Land suchen Ärzte oft vergeblich Nachfolger für ihre Praxen. Medizinstudenten zieht es meist eher in die großen Städte, in moderne Kliniken. Mit dem -Nachwuchsprogramm “Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen“ will die Kassenärztliche Vereinigung gegensteuern. Sie übernimmt pro Studienjahr 50 Prozent der Studiengebühren für 20 Medizinstudenten, die im ungarischen Pécs studieren.Die andere Hälfte der Kosten wird von den Krankenkassen getragen. Inzwischen ist auch der Freistaat selbst mit im Boot. Er finanziert seit dem letzten Jahr bis zu 20 weitere Studienplätze.Im Gegenzug verpflichten sich die geförderten Studierenden, im Anschluss an ihr Studium die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin in Sachsen zu absolvieren und für mindestens fünf Jahre als Hausarzt im Freistaat zu arbeiten - und zwar außerhalb der Ballungszentren Leipzig/Markkleeberg sowie Dresden/Radebeul.

Fünf Jahre im ländlichen Raum

Sachsen soll endlich wieder mehr Landärzte bekommen. Gesundheitsministerin Petra Köpping sieht dafür auch langfristig durchaus gute Chancen. „Die Achtung vor dem Beruf der Medizinerin und des Mediziners ist gerade jetzt in der Corona-Pandemie gestiegen. Die Pandemie offenbart einmal mehr die hohe Verantwortung, die dieser Beruf – eigentlich ist er vielmehr eine Berufung – mit sich bringt“, so die Ministerin. Eine „solide flächendeckende hausärztliche Basis“ müsse daher dringend erhalten bleiben. Nicht zuletzt, weil Corona wohl auch künftig Thema bleiben wird. Das Anschub-Programm in Zusammenarbeit mit der Universität in Pécs, wo es einen deutschsprachigen Medizinstudiengang gibt, wird auch deshalb als Erfolg gewertet. „Wir beobachten mit Freude, dass mittlerweile der dritte Absolventenjahrgang in der sich anschließenden 5-jährigen Weiterbildung zum Facharzt für Weiterbildung angekommen ist“, so Dr. Klaus Heckemann, der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen.Es habe sich bestätigt, dass es richtig ist, „jungen Menschen die Chance auf ein Medizinstudium zu geben, die sie aufgrund der Zulassungsbeschränkungen in Deutschland nicht haben würden“.

Neben dem anspruchsvollen Medizinstudium an der ungarischen Universität Pécs könnten die jungen Studenten auch viele Auslandserfahrungen sammeln. Die hausärztliche Tätigkeit lernen sie demnach bereits während des Studiums durch die sogenannten Praxistage kennen. Junge Ärzte und Ärztinnen, die in der Lausitz, in Mittelsachsen oder dem Erzgebirge praktizieren - und bleiben - das würde dem überalternden Freistaat durchaus nützen. Und zuerst natürlich den Patienten, für die lange Wartezeiten in den Praxen vielleicht irgendwann wieder ein bisschen weniger normal sein könnten.

Mehr Informationen zum Projekt gibt es hier.