Leben und Stil
Merken

Der Pflegenavigator hilft, ein gutes und preiswertes Heim zu finden

In Sachsen gibt es rund 1.000 Pflegeheime. Doch wie das passende finden? Ein Portal der AOK gibt einen Überblick über Qualität, Kosten und Leistungen.

Von Kornelia Noack
 6 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Dank eines mobilen „Care Tables“ geht es für Günther Conrad im Aspida Pflegecampus im vogtländischen Plauen in die Tierwelt - gemeinsam mit Christian Schrapps, Leiter der Sozialen Dienste, und Einrichtungsleit
Dank eines mobilen „Care Tables“ geht es für Günther Conrad im Aspida Pflegecampus im vogtländischen Plauen in die Tierwelt - gemeinsam mit Christian Schrapps, Leiter der Sozialen Dienste, und Einrichtungsleit © Ellen Liebner

Wer ein Heim oder einen Pflegedienst sucht, findet im Internet viele Informationen. Doch die meisten sind PR-getrieben und nicht unabhängig. Die AOK hat einen Pflegenavigator entwickelt, der eine objektive Wahl erleichtern will.

Das bietet der Navigator

Auf dem Portal www.aok-pflegenavigator.de können derzeit Informationen zu bundesweit rund 30.000 Angeboten abgerufen werden – Pflegeheime, Einrichtungen für Tages-/Nachtpflege, Pflegedienste und Angebote zur Unterstützung im Alltag. In Sachsen sind dabei 710 voll- und 495 teilstationäre Einrichtungen sowie 1.181 Pflegedienste gelistet. Für sie können die Kosten und die Qualitätsbewertungen abgerufen werden. Die Preise für die Pflegedienste folgen laut AOK Plus voraussichtlich erst im April 2023.

Angaben zu freien Plätzen oder der Personalausstattung findet man nicht. „Jede Einrichtung hat die Möglichkeit, selbst weitere Informationen zu hinterlegen“, sagt Christiane Martens vom Fachbereich Pflegemanagement der AOK Plus. Jedoch würden nur wenige davon Gebrauch machen, oft aus Kapazitätsgründen. „Es können Angaben etwa zu Besuchszeiten, zur Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz oder zum Mitbringen von Haustieren gemacht werden“, sagt Martens.

Knapp 60.000 Nutzer klicken den Navigator pro Monat an. 2022 wurde er mit dem Deutschen Gesundheits-Award ausgezeichnet. Einen ähnlich umfassenden Überblick bietet der Pflegelotse des Verbands der Ersatzkassen (VDEK).

Daher stammen die Daten

Die Daten für den Pflegenavigator stammen aus der sogenannten Daten-Clearing-Stelle (DCS) – eine Art Schnittstelle. Sie wurde im Auftrag der Landesverbände der Pflegekassen eingerichtet. Ursprünglich, um die Ergebnisse der Qualitätskontrollen in Heimen und bei Pflegediensten zu veröffentlichen. Inzwischen müssen Einrichtungen der DCS auch mitteilen, an welchen Tarifvertrag oder an welche kirchlichen Arbeitsrechtsregelungen sie gebunden sind.

Die Infos zu den Kosten liefern die Pflegekassen in regelmäßigen Abständen direkt an den Pflegenavigator. „Sofern Einrichtungen nicht gerade ihre Pflegesätze neu verhandeln, kann man davon ausgehen, dass die abgebildeten Preise aktuell sind“, sagt Christiane Martens von der AOK Plus.

So funktioniert die Suche

Eine Gesamtbewertung gibt es nicht. Nutzer können auf dem Portal nach der preisgünstigsten Einrichtung suchen oder nach der mit der besten Qualitätsbewertung. Das „beste Pflegeheim“ zu finden, das in beiden Kriterien gut abschneidet, funktioniert nicht. „Denn die Nutzer erhalten viele Detailinformationen, die sich filtern lassen“ sagt AOK Plus-Sprecherin Hannelore Strobel.

Wer ein Pflegeheim sucht, muss den Ort angeben, in dem sich die Einrichtung befinden soll. Die Suche ist bis zu einem Umkreis von 50 Kilometern möglich. Alternativ lässt sich nach Postleitzahlen suchen. Bei Heimen kann man zudem zwischen vollstationär oder Kurzzeitpflege wählen. Den Filter „Pflegefachlicher Schwerpunkt“ müsse man in Sachsen aber vernachlässigen, da es einheitliche Verträge gebe, wie Christiane Martens erklärt.

Bei den Angeboten für Tages- und Nachtpflege müssen zum Ort oder der Postleitzahl auch der Pflegegrad sowie die Anzahl der gewünschten Besuchstage pro Monat ausgewählt werden. Die Ergebnisse kann man nach der Höhe der Eigenanteile sortieren.

So finden Sie das günstigste Heim

Wie viel Geld Bewohner fürs Pflegeheim zahlen müssen, ändert sich. In den vergangenen Jahren sind die Eigenanteile stetig gestiegen. „Die Einrichtungen verhandeln mit den Pflegekassen und den Sozialhilfeträgern ihre Pflegesätze“, sagt Martens von der AOK Plus. Diese bestimmen maßgeblich den Preis für einen Heimplatz – und damit auch die Höhe der Eigenanteile, die Kosten für die reine Pflege, für Unterkunft und Verpflegung und Investitionen enthalten. Wie hoch die einzelnen Kosten ausfallen, kann man im Pflegenavigator für jede Einrichtung abrufen.

Allerdings sind bei einigen Heimen die Investitionskosten noch nicht enthalten. „Diese sind keine AOK-eigenen Daten, da sie über den Kommunalen Sozialverband Sachsen verhandelt und angeliefert werden“, erklärt Martens. Erkennbar ist das an einem „i“ in einem grünen Kreis. Wenn man mit der Maus darüberfährt, erscheint die Info „zzgl. Investitionskosten“. So wird in der Liste sofort ersichtlich, bei welchen Einrichtungen Angaben fehlen.

So finden Sie das beste Heim

Hier wird es komplizierter. Denn unter dem Punkt „Qualität“ fließen zwei Qualitätsbewertungen ein, die nach verschiedenen Kriterien erstellt werden. Diese nachzuvollziehen, erfordert Zeit und Geduld.

Für jede voll- und teilstationäre Einrichtung gibt es weiterhin die externe Qualitätsprüfung des Medizinischen Dienstes Sachsen (MDS). Die Regelprüfungen finden mindestens einmal im Jahr statt. Dafür machen sich die Prüfer nach wie vor selbst ein Bild vom Zustand der Bewohner. Es werden pflegebedürftige Personen als Stichprobe einbezogen und in persönlichen Gesprächen zu möglichen Mängeln in der Versorgung befragt. Der gesamte Qualitätsbericht ist im Pflegenavigator hinterlegt. Kenntlich gemacht ist dabei auch, ob es sich um eine Regelprüfung handelt oder eine anlassbezogene Prüfung. Diese finden zum Beispiel statt, wenn es Hinweise auf Mängel gibt.

Bis 2019 bekamen Heime am Ende Schulnoten, die jedoch nur wenig aussagekräftig waren. Dann wurde das System erneuert. Die neue Darstellungsform beruht auf drei Bereichen: die Prüfergebnisse des MDS, die Ergebnisse der sogenannten Qualitätsindikatoren, die die Heime selbst erheben, und allgemeine Informationen zur Einrichtung. Jedes halbe Jahr schätzen sich die Pflegeheime selbst ein und melden die Ergebnisse an die Daten-Clearing-Stelle. Der MDS überprüft dann, ob die Daten plausibel sind. Auf Wunsch können Einrichtungen nun noch zusätzliche Infos wie Ausstattung, Spezialisierung oder zusätzliche Dienstleistungen hinterlegen.

So finden Sie den besten Pflegedienst

Die Qualität von Pflegediensten wird wie bei Heimen ebenfalls mindestens einmal im Jahr geprüft – noch nach dem alten Verfahren. Am Ende gibt es die Schulnoten, den sogenannten Transparenzbericht. Auch diese sind für jeden Anbieter im AOK-Pflegenavigator abrufbar.

Die Hochschule Osnabrück und das Institut für Pflegewissenschaft an der Uni Bielefeld haben jedoch bereits Vorschläge entwickelt, die Qualitätsangaben für ambulante Anbieter denen im stationären Bereich anzupassen. In Kraft treten die neuen Vereinbarungen voraussichtlich Mitte/Ende 2023.

So finden Sie Unterstützungsangebote

Pflegebedürftige erhalten jeden Monat den Entlastungsbetrag von 125 Euro. Damit können sie „Angebote zur Unterstützung im Alltag“ finanzieren – darunter fallen zum Beispiel die Begleitung bei Spaziergängen, Gedächtnistraining, Entlastung bei der Haushaltsführung. Die Anbieter müssen jedoch dafür zertifiziert sein. Der AOK-Pflegenavigator bietet eine gute Möglichkeit, solche Angebote in der Umgebung zu finden. Als Suchergebnis erscheinen die Leistungserbringer mit ihren Angeboten sowie dem Mindestpreis für eine Stunde. Laut AOK wird der Navigator fortlaufend aktualisiert.