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Mehr als jeder zweite Jugendliche in Sachsen hat Erfahrung mit Cybermobbing

Laut Sinus-Jugendstudie sind Beleidigungen im Netz unter 14- bis 17-Jährigen weit verbreitet – am häufigsten per WhatsApp. Viele fühlen sich hilflos.

Von Stephanie Wesely
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Beleidigungen im Netz. Die Mehrzahl der Jugendlichen in Sachsen hat das erlebt, zeigt eine Studie.
Beleidigungen im Netz. Die Mehrzahl der Jugendlichen in Sachsen hat das erlebt, zeigt eine Studie. © dpa

Mehr als die Hälfte der Jugendlichen in Sachsen hat bereits Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht. Das geht aus der aktuellen Sinus-Jugendstudie im Auftrag der Barmer hervor, die am Mittwoch in Dresden vorgestellt wurde. Bundesweit wurden dafür 2.001 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren befragt, darunter 94 aus Sachsen.

Dass andere über digitale Medien fertiggemacht, bedroht oder belästigt wurden, habe demnach etwa die Hälfte der Befragten mitbekommen. Elf Prozent sagen, dass sie selbst von Cybermobbing betroffen waren. Und fünf Prozent gaben zu, andere online schikaniert zu haben.

„Viele Opfer von Cybermobbing leiden unter gesundheitlichen Problemen. Diese können von Schlafstörungen über Schulangst bis hin zu einem suizidalen Verhalten reichen. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder, Eltern und Lehrer für das Thema sensibilisiert werden und sie auch wissen, wo sie Hilfe bekommen können“, sagt der Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen, Fabian Magerl.
Besorgniserregend sei, dass in Sachsen überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht hätten. Denn bundesweit gaben nur 59 Prozent der Befragten an, dass sie selbst oder andere im Netz gemobbt worden seien.

Sachsen liegt über dem Bundesdurchschnitt

Laut der Umfrage werde in Sachsen am häufigsten über WhatsApp diffamiert. 58 Prozent der Befragten sagten das. 44 Prozent hätten Cybermobbing via Instagram erlebt, gefolgt von Tik Tok (40 Prozent). Bei Facebook und YouTube lagen die Werte mit 23 und 22 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 17 beziehungsweise 16 Prozent, und via Snapchat gaben 15 Prozent an, schikaniert worden zu sein.

Die häufigste Form des Cybermobbings sei hierzulande, dass Beleidigungen (84 Prozent) digital verbreitet und Gerüchte in die Welt gesetzt würden (56 Prozent). Hier lagen die Erfahrungen der sächsischen Jugendlichen zum Teil deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Auffällig sei auch, dass in Sachsen überdurchschnittlich viele der Befragten über Belästigungen berichteten. 34 Prozent der Befragten hätten das bereits erlebt. Bundesweit liege dieser Wert bei 30 Prozent.

Eltern sind erste Ansprechpartner

Laut der Sinus-Jugendstudie würden sich die meisten Kinder in Sachsen an ihre Eltern wenden, wenn sie selbst oder andere online gemobbt würden. Knapp die Hälfte würde sich gegenüber Freunden offenbaren. Auch Lehrerinnen und Lehrer seien für sie Ansprechpartner. „Das zeigt, wie wichtig ein vertrauensvolles Umfeld ist. Vor allem das Verständnis und der Rückhalt der Eltern sind für die Kinder wichtig, wenn sie mit Cybermobbing in Berührung kommen. Erschreckend finde ich aber, dass 53 Prozent der jungen Menschen laut unserer Umfrage in Sachsen von niemanden Hilfe erhalten haben, als sie selbst Opfer von Cybermobbing wurden. Wenn wir nicht auf den Hilfebedarf der Kinder achten, dann machen wir uns mitschuldig. Nicht zu handeln ist auch eine Form des Handelns. Und zwar die falsche“, so Barmer-Landesgeschäftsführer Fabian Magerl.

Die Krankenkasse bietet mit ‚DURCHBLICKT!‘ ein Präventionsprogramm zur Steigerung der digitalen Gesundheitskompetenz von Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern. Das Projekt stellt beispielsweise Lehrkräften in rund 30 Unterrichtseinheiten wichtige Informationen zu Themen wie Cybermobbing, Fake News und digitale Einsamkeit zur Verfügung.

Die Barmer bietet Tipps zum Umgang mit Cybermobbing und gibt einen Überblick über die Anlaufstellen, die helfen können.