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Schweinezaun im Kreis Görlitz erneut zerstört

Er soll die Afrikanische Schweinepest eindämmen. Doch Zerstörung und Diebstahl mindert seine Wirkung. Der Freistaat zeigt die Unbekannten an.

Von Peter Chemnitz
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Der Wildschweinzaun entlang der B 115 zwischen Sandschenke und Stannewisch wird in regelmäßigen Abständen mutwillig aufgebogen.
Der Wildschweinzaun entlang der B 115 zwischen Sandschenke und Stannewisch wird in regelmäßigen Abständen mutwillig aufgebogen. © André Schulze

Am Wildabwehrzaun im Landkreis Görlitz, der eine Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verhindern soll, sind erneut Fälle von Vandalismus und Diebstahl festgestellt worden. Das teilte eine Sprecherin des sächsischen Sozialministeriums am Freitag mit.

So wurden im westlichen Verlauf der Metallzaun an mehreren Abschnitten zerschnitten und Spannschlösser gestohlen.

Am Elektrozaun, der einen zusätzlichen Schutz entlang der Neiße bietet, wurde mehrfach die Stromversorgung samt Batterien gestohlen. Jäger berichten zudem, dass Tore, die an Wegen und unter Brücken die Durchlässigkeit des Wildabwehrzauns für Anlieger und Landwirtschaft gewährleisten, nicht geschlossen werden. Dadurch ist die erforderliche Absperrwirkung des Zauns gegenüber den Wildschweinen nicht gegeben.

Sachsens Sozialministerin Petra Köpping appelliert nachdrücklich an alle, diesen Zaun zu respektieren. Er verhindere die Ausbreitung der Schweinepest in Deutschland und schütze somit auch die Landwirtschaft vor noch größeren Schäden.

Ministerin: Das sind keine Dummenjungenstreiche

"Wir werden die Fälle von Zerstörung und Diebstahl zur Anzeige bringen", warnte die Ministerin: "Dies sind keine Dummenjungenstreiche, weil sie einen großen wirtschaftlichen Schaden anrichten können." Gleichzeitig dankte Köpping allen Beschäftigten des Landkreises Görlitz, des Sachsenforsts, der Landestalsperrenverwaltung, den Jägern und den beteiligten Firmen für die schnelle Reparatur der zerstörten Abschnitte.

Die Politikerin kündigte an, den Zaun "schnellstmöglich noch einmal mit Warnschildern zu versehen, damit seine Funktion allen klar wird". Nutzer werden gebeten, die Tore am Zaun wieder zu schließen, wenn sie ihn bei Spaziergängen oder für berufliche Fahrten passieren müssen.

Mitarbeiter der Firma BauCom an der Wildschweinbarriere entlang der B 115.
Mitarbeiter der Firma BauCom an der Wildschweinbarriere entlang der B 115. © André Schulze

Bereits zum Jahresbeginn gab es neben kleineren Schäden, die schnell behoben werden konnten, in der Nähe der Gemeinde Krauschwitz wiederholt eine Zerstörung mehrerer hundert Meter langer Zaunabschnitte. In Bad Muskau wurden die Zäune ebenfalls mehrfach gezielt zerstört. Auch Stromversorgung und Batterien des Elektrozauns wurden entwendet. Die Landestalsperrenverwaltung hat deshalb jetzt 15 Weidezaun-Komplett-Geräte und 20 Batterien nachbestellt, um die entwendete Technik zu ersetzen.

Die Zäune sind etwa einen Meter hoch

Insgesamt rund 160 Kilometer Metallzaun wurden bisher im gefährdeten Gebiet mit einer Gesamtfläche von 989 Quadratkilometern errichtet, davon 60 Kilometer an der deutsch-polnischen Grenze zwischen dem Anschluss an Brandenburg im Norden und Görlitz im Süden. Weitere 95 Kilometer Festzaun werden gerade aufgestellt. Der Zaun ist mit einer Höhe von rund einen Meter so konzipiert, dass er für andere Tiere, wie Rehe und Hirsche, passierbar bleibt. Ergänzend wurden Hotspots mit Elektrozäunen vorläufig gesichert.

Seit dem Indexfall am 31. Oktober 2020 wurden insgesamt 194 mit ASP infizierte Tiere oder Kadaver festgestellt. Es gab 281 Fallwildfunde. Davon waren 167 ASP-Positiv. Von 53 bei Unfällen umgekommenen Wildschweinen war ein Tier infiziert. Bei 417 Entnahmen waren 25 Tiere ASP-Positiv. Zur Unterstützung der Fallwildsuche wurden inzwischen in insgesamt 68 Einsätzen acht Kadaverspürhunde aus Bayern und Mecklenburg-Vorpommern eingesetzt.

Drohnenpiloten suchen nach Schwarzwild

Mit Unterstützung des Staatsbetriebes Sachsenforst und einer Spezialfirma konnten mittels Drohneneinsatz in unzugänglichen Gebieten des Biosphärenreservates und des Forstbezirkes Oberlausitz bei einer punktuellen Taxierung insgesamt 351 Stück Schwarzwild detektiert werden sowie in einem ersten Projekt mit hochspezialisierten Drohnenpiloten eine drohnengestützte Entnahme von Schwarzwild durchgeführt werden. Die Entnahme der Tiere im gefährdeten Gebiet erfolgt auch über Fallen.

14 dieser Fanganlagen sind derzeit an verschiedenen Standorten im Einsatz. Die Maßnahmen zur Entnahme der Tiere im gefährdeten Gebiet werden durch das Landestierseuchen-Bekämpfungszentrum koordiniert, das mit dieser Aufgabe eigens einen Mitarbeiter, Lars Liebig, betraut hat. Er stimmt nach Angaben des Ministeriums die Maßnahmen mit dem operativen Stab des lokalen Krisenzentrums des Landkreises Görlitz und dem Landestierseuchen-Bekämpfungszentrum des Freistaates Sachsen ab.

Am 31. Oktober 2020 wurde die ASP erstmals im Freistaat Sachsen bei einem erlegten Tier bestätigt. Die ASP ist eine ansteckende Allgemeinerkrankung der Schweine (Haus- und Wildschweine), die fast immer tödlich verläuft und unheilbar ist. Es gibt keine Möglichkeit, die Schweine durch eine vorbeugende Impfung zu schützen. Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über vom Schwein stammende Lebensmittel (Fleisch, Wurst) sowie über kontaminierte Gegenstände (Kleidung, Schuhe, Fahrzeuge) und Futter in andere Gebiete durch den Menschen übertragen werden. Für den Menschen und andere Tierarten ist die ASP nicht ansteckend oder gefährlich.

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