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An der Görlitzer Peterskirche läutet jetzt eine vierte Glocke

Glocken beschäftigen Kirchgemeinden in Görlitz und Niesky. Die einen feiern, die anderen sammeln Spenden.

Von Sebastian Beutler & Steffen Gerhardt
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Die Betglocke mit neuem Glockenstuhl in der Görlitzer Pfarrkirche.
Die Betglocke mit neuem Glockenstuhl in der Görlitzer Pfarrkirche. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Am Pfingstsonntag wird die große Betglocke der Görlitzer Peterskirche nach 30 Jahre dauernden Schweigens erstmals wieder erklingen. In den zurückliegenden Monaten wurde der historische Glockenstuhl saniert, ein neues Joch und ein neuer Klöppel in den Nordturm verbracht. Nun wird sie am Sonntag durch den Bischof der Landeskirche, Christian Stäblein, nach dem Gottesdienst begrüßt, der um zehn Uhr in der Peterskirche beginnt.

Die bronzene Betglocke stammt von 1697 und ist zusammen mit der Tuchmacherglocke bis heute aus jener Zeit erhalten geblieben. Das ist eine Besonderheit, denn drei der fünf Glocken der Peterskirche wurden im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Auch der Tuchmacherglocke war dieses Schicksal im Zweiten Weltkrieg zugedacht. Doch die Glocke wurde nur eingezogen, nicht eingeschmolzen. Sie fand sich 1948 in Hamburg wieder und kehrte im Jahr darauf nach Görlitz zurück. Mehr als ein Jahrzehnt nach Kriegsende erfolgte 1957 der Einbau von zwei Glocken aus Eisenhartguss, die sogenannte Paulus- und die Petrusglocke. Während diese beiden Glocken mit der Tuchmacherglocke in einem neuen Glockenstuhl aufgehängt wurden, verblieb die Betglocke im Nordturm.

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Verschiedene technische Umbauten führten freilich im Laufe der Zeit dazu, dass sie nur mit Mühe und Aufwand geläutet werden konnte. Das ist nun Geschichte. Die große Betglocke erklingt mit den anderen drei Glocken nach der Läuteordnung nur an bestimmten Feiertagen wie Weihnachten, Ostersonntag und Silvester, erklärt Pfarrer Matthias Paul. Allein ist sie zum Beispiel bei Beerdigungen oder zweimal am Karfreitag zu hören.

Niesky sammelt für neuen Glockenstuhl

Während also die Görlitzer Innenstadtgemeinde am Sonntag bereits feiern kann, steht die Brüdergemeine in Niesky noch am Anfang ihrer Bemühungen, den desolaten Glockenstuhl aus Stahl von 1910 durch einen aus Holz zu ersetzen. Sie ruft nun im Internet zu Spenden für die Kirche am Zinzendorfplatz auf. Wie Projektkoordinator Dietmar Westphal berichtet, handelt es sich um weitere 15.000 Euro, für die Sponsoren gesucht werden. „Wir sind als kleine Kirchgemeinde mit rund 350 Mitgliedern nicht in der Lage, alle Kosten selbstständig zu tragen. 25.000 Euro haben wir in der Gemeinde bereits gesammelt.“

Das ist Glockenstuhl von 1910 in der Kirche der evangelischen Brüdergemeine Niesky mit einem Durchschuss aus dem 2. Weltkrieg.
Das ist Glockenstuhl von 1910 in der Kirche der evangelischen Brüdergemeine Niesky mit einem Durchschuss aus dem 2. Weltkrieg. © Brüdergemeine Niesky

Nach einer Notreparatur des Glockenstuhles bekam die Kirchgemeinde die Genehmigung, nur zwei statt drei Glocken zu läuten. Aber nur bis 2025. Über das Portal www.99funken.de der Sparkasse hat die Brüdergemeine ihre Spendenaktion bis 23. Juli laufen. Bis Mittwoch haben 31 Unterstützer 4.270 Euro für den neuen Glockenstuhl gespendet. Die Bauarbeiten sollen 2024 erfolgen.