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Bürgermeisterin muss zerrissene Kleinstadt einen

Die Bürgermeisterwahl in Reichenbach bei Görlitz hat zwar Amtsinhaberin Carina Dittrich gewonnen. Doch nun muss sie die Gräben in der Stadt schließen.

Von Constanze Junghanß
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Reichenbachs Bürgermeisterin Carina Dittrich (li.) hat ein gutes Verhältnis zum sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer.
Reichenbachs Bürgermeisterin Carina Dittrich (li.) hat ein gutes Verhältnis zum sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. © Archivfoto: Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Am Montag nach der Wahl sitzt die alte und neue Bürgermeisterin von Reichenbach an ihrem Schreibtisch. Davor ein Strauß Sonnenblumen. „Von einer Mitarbeiterin“, sagt Carina Dittrich. Auch Königshains Ex-Bürgermeister Siegfried Lange, der nicht noch einmal in seiner Kommune kandidierte, kommt vorbei und gratuliert. Das Telefon klingelt oft im Bürgermeisterzimmer: Glückwünsche zum Wahlsieg und Zuspruch.

Schon am Sonntagabend hatte sie mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung im Rathaus mit einem „kleinen Schluck“ auf ihren Wahlsieg angestoßen. Sie gewann die Wahl im zweiten Wahlgang mit 46,6 Prozent.

So fing die Bürgermeisterzeit von Carina Dittrich am 1. August 2015 an: Amtsvorgänger Andreas Böer gratuliert ihr zur Amtseinführung.
So fing die Bürgermeisterzeit von Carina Dittrich am 1. August 2015 an: Amtsvorgänger Andreas Böer gratuliert ihr zur Amtseinführung. ©  Archivfoto: Nikolai Schmidt

Einfach hatte es die 56-Jährige die letzten Wochen nicht. Vor allem auf Facebook tobte ein Wahlkampf – mit teils heftigen Vorwürfen. So wurde auf der Facebookseite von Ex-Bürgermeisterkandidat Peter Schilling mit dem Namen „Reichenbach Oberlausitz“ ein Beitrag eines Sohländers verbreitet, in dem gar von „diktatorischem Verhalten“ der Bürgermeisterin die Rede war und im gleichen Zuge der CDU-Kandidat offen favorisiert wurde. Das stieß so manchem Nutzer sauer auf. Von „Schlammschlacht“ war gar die Rede und von einem „unterirdischen Wahlkampf“ einiger Beteiligter.

So oder so ist die Stimmung im Ort geteilt. Das ist Carina Dittrich durchaus bewusst. Von allen Seiten gehöre ein Wille dazu, um sich in Zukunft zusammenzubringen, sagt sie. Es geht jedenfalls nur im Miteinander.

Die ersten großen Themen: Hotel, Sportplatz, Ortsteile

Doch Carina Dittrich ärgert sich auch, wie sie sagt, dass „für gute Projekte viel Porzellan zerschlagen wurde und Darstellungen nicht so stimmten, wie sie im Wahlkampf rübergebracht“ worden seien. Beispiel Sportplatz: Der soll mit einer hohen Summe vom Bund gefördert werden – Anwohner befürchten jedoch Lärm, die Fußballer vom Sportverein wollen den Platz kleiner haben und ihren alten Sportplatz nutzen wie bisher.

Das Thema soll nun nach den Plänen der Bürgermeisterin als Erstes im Stadtrat behandelt werden. Ein anderes wichtiges Thema: das ehemalige Ringhotel „Reichenbacher Hof“, das die städtische Tochtergesellschaft "Bauen und Wohnen" erwarb. Carina Dittrich hält daran fest, dass in dem leer stehenden Gebäude in Zukunft Forschung und Innovation Einzug halten sollen, sieht in dem Objekt eine Zukunft für und mit der Stadt.

Ein weiteres Anliegen hat sie. „Die kleinen Ortsteile fühlten sich in der Vergangenheit vernachlässigt, sie möchte ich stärker einbeziehen“, sagt die Bürgermeisterin. Auch die Unterstützung der Schulen sei wichtig. Carina Dittrich hat sich vorgenommen, einen mehrfachen Kritikpunkt auszuräumen. Regelmäßig treffen sich Akteure zur „blauen Stunde“ im Rathaus, ein Gesprächskreis zum gegenseitigen Austausch. Hier fühlte sich der Stadtrat in der Vergangenheit unberücksichtigt mit der Folge, dass er sich durch Entscheidungsfindungen überrumpelt fühlte. Nun plant Frau Dittrich, den Stadtrat hier „wesentlich enger einzubeziehen".