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Landratswahl Kreis Görlitz: CDU-Mann läuft AfD davon

Für die Landratswahl im Kreis Görlitz braucht es einen zweiten Wahlgang. Aber für Überraschungen sorgte schon die erste Runde.

Von Susanne Sodan
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Stephan Meyer (links) bei seiner Wahlparty in Görlitz. Er bekam die meisten Stimmen bei der Landratswahl im Kreis Görlitz, verfehlte aber die absolute Mehrheit.
Stephan Meyer (links) bei seiner Wahlparty in Görlitz. Er bekam die meisten Stimmen bei der Landratswahl im Kreis Görlitz, verfehlte aber die absolute Mehrheit. © Martin Schneider

Auf Zittau schauten viele an diesem Abend bei der Landratswahl. Weil in der zweitgrößten Stadt des Kreises ein neuer OB gewählt wurde und diese Stimmzettel als Erstes ausgezählt wurden, dauerte es etwas bis die Ergebnisse aus Zittau vorlagen. Doch die 58 Prozent, die Stephan Meyer hier erhielt, reichten am Ende auch nicht dafür, doch noch die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang zu gewinnen. Eines der ersten Ergebnisse dagegen kam aus Schleife im Norden des Landkreises: 40,9 Prozent für Sebastian Wippel von der AfD, 40,7 Prozent für Stephan Meyer. Und so kündigte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen an, das am Ende doch deutliche Vorteile für Meyer aufwies.

Dankbarkeit bei Stephan Meyer

Die Unterstützer von Stephan Meyer verfolgen dieses im Görlitzer Restaurant „Da Vinci“. „Jetzt habe ich es nicht mehr in der Hand“, sagt Meyer, kurz nachdem 18 Uhr die Wahllokale schlossen. Von Minute zu Minute sinkt die Anspannung. Ein Beamer wirft die Landkreis-Karte, auf der Stück für Stück die Wahlergebnisse erscheinen, an die Wand. Immer mehr Kommunen färben sich im Laufe des Abends dunkelblau - beim Statistischen Landesamt in Kamenz die Farbe für die CDU. Am Ende wird auch Zittau dunkelblau, Stephan Meyer erreicht insgesamt 46,3 Prozent der Stimmen. An Sebastian Wippel gingen 35,5 Prozent. Heißt: Es gibt einen zweiten Wahlgang.

Dennoch, „ich bin sehr dankbar für die Unterstützung in den vergangenen Wochen, aus meiner eigenen Partei, aber auch darüber hinaus“, so Meyer. Zum Beispiel die Bündnisgrünen und die Freien Wähler hatten sich für Meyer ausgesprochen. „Offensichtlich gab es auch viel Unterstützung in der Zivilgesellschaft. Die blaue Laterne, die wir in den vergangenen Wahlen so oft hatten, leuchtet nicht mehr so stark.“

AfD will "Ruder rumreißen"

Sebastian Wippel (zweiter von links), erhielt mit rund 35 Prozent die zweitmeisten Stimmen im ersten Wahlgang. In einem Görlitzer Lokal feierte er am Sonntagabend.
Sebastian Wippel (zweiter von links), erhielt mit rund 35 Prozent die zweitmeisten Stimmen im ersten Wahlgang. In einem Görlitzer Lokal feierte er am Sonntagabend. © Martin Schneider

Die Wahlparty der AfD fand im Görlitzer Wirtshaus „Zur Altstadt“ statt. Eine Einschätzung gegenüber der SZ will Sebastian Wippel nicht abgeben. Anderen Journalisten erklärt er, er habe mit einem knappen Rennen gerechnet und hoffe im zweiten Wahlgang auf Stimmen aus dem Lager von Kandidaten, die womöglich zurückziehen, darunter Stimmen von „Nationalliberalen“. Den Straßenwahlkampf wolle man nun noch einmal intensivieren. Ähnlich äußerte sich Tino Chrupalla, Bundessprecher der AfD, der am Sonntag in Görlitz war. „Wir wussten, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen wird“, so Chrupalla. „Wir werden noch mal alle Kräfte mobilisieren, auch auf der Straße, damit wir das Ruder noch rumreißen können.“ Dabei hofft auch er auf Stimmen von anderen Kandidaten.

Noch am Abend zuvor hörte sich das anders an. Tino Chrupalla und Alice Weidel hatten Wippel beim Wahlkampf in Görlitz unterstützt. Dabei sagte Chrupalla vor rund 300 Versammelten, er nehme an, die AfD werde diesen Sonntag schon „den Sack zu machen“.

Unverständnis über FDP-Ergebnis

Kristin Schütz, Landratskandidatin der FDP, hatte ihre Wahlparty im Görlitzer Rosenhof.
Kristin Schütz, Landratskandidatin der FDP, hatte ihre Wahlparty im Görlitzer Rosenhof. © Martin Schneider

Kristin Schütz von der FDP erreichte 8,1 Prozent der Stimmen. „Es ist okay“, sagt sie gegenüber der SZ. In kleinerem Kreis feierte sie mit ihren Helfern im Rosenhof. „Wir haben jetzt noch mal angestoßen auf einen erfolgreichen Wahlkampf“, sagt sie am späten Abend. Enttäuscht sei sie nicht. "Wir hatten wahrscheinlich die geringsten Mittel." Wäre es die Landtagswahl gewesen, wäre die FDP drin. Für die Liberalen ist das ein Erfolg. „Und insgesamt hat das bürgerliche Lager über die Hälfte der Stimmen erreicht“.

Doch bei der CDU-Party sorgte das Ergebnis für Unverständnis. Der Tenor: Kristin Schütz habe einen guten, engagierten Wahlkampf geliefert, das Ergebnis sei nicht gerechtfertigt. Denn mit den 8,1 Prozent lag sie letztlich hinter dem unabhängigen Kandidaten Sylvio Arndt - der aus dem Stand heraus über 10 Prozent der Stimmen für sich holen konnte. Eine mündliche Einschätzung am Sonntagabend gegenüber der SZ lehnt er ab.