Aufmerksamen Anwohnern im Görlitzer Stadtteil Rauschwalde ist es längst aufgefallen: An der alten Kaufhalle in der Kopernikusstraße/Ecke Clara-Zetkin-Straße tut sich etwas. Draußen, im mit niedrigen Zäunen umfriedeten Außengelände, stehen jetzt Schaukeln, Klettergerüste, Wippen, Rutschen, Federwippen, eine Kletterwand und eine Tellerrutsche mit einem erhöhten Podest als Start. An der Fassade kündigt ein großes Plakat „Spiel, Spaß und Abenteuer für die ganze Familie“ an. „Tobingo“ soll das Ganze heißen – und nicht nur draußen, sondern auch drinnen Gäste von null bis 99 Jahren glücklich machen.
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„Der Name war unsere Idee als Familie“, berichtetet Eigentümer Massoud Chams: „Es ist eine Mischung aus Toben und Bingo.“ Über sich selbst will er gar nicht viel berichten, nur so viel: Ihm gehört das Gebäude schon seit etwa 15 Jahren. Er war es auch, der hier vor zwölf Jahren „WestSideEast“ eröffnete, eine Mischung aus Fitnessstudio und Wohlfühloase. Doch das „WestSideEast“ war nur wenige Monate geöffnet, seither ist die einstige Kaufhalle im Wohngebiet wieder geschlossen.
Irgendwann hatte Massoud Chams dann die Idee für eine Spielelandschaft im Gebäude und davor. „Ich bin Maschinenbaumeister, war früher selbstständig und habe Spiel- und Sportgeräte hergestellt“, sagt er. Es habe ihm immer Spaß gemacht, etwas für Kinder zu tun. Deshalb sagte er sich: „Warum nicht, die Halle steht da.“ Vor zwei Jahren beantragte er die Genehmigung für die Spielelandschaft, vor etwa einem Jahr begann der Bau: „Die Stadtverwaltung hat mir keine großen Hürden in den Weg gestellt.“ Mittlerweile fragen ihn seine Kinder jeden Tag, wann das „Tobingo“ endlich eröffnet. Aber ein genauer Termin steht noch nicht fest: „Vielleicht in den Osterferien oder kurz danach.“ Noch seien ein paar Feinarbeiten nötig und dann die Testphase, um zu sehen, ob alles läuft.
Den Rodeo-Stier hat der Inhaber gleich für den SZ-Fotografen getestet. Er wird vom Personal gesteuert, wenn ein Kind oder Erwachsener darauf Platz nimmt. Mehrere Geschwindigkeitsstufen lassen sich einstellen. Wird der Stier zu schnell, dann wird der Torero schon mal abgeworfen. Doch er fällt weich, es kann nichts passieren.
Wenn Massoud Chams durch die knallig bunte Spielelandschaft führt und jedes Gerät erläutert, merkt man ihm die Begeisterung für seine neue Idee an. Da ist zum Beispiel die „Bio-Achterbahn“, wie er eine rosafarbene Anlage nennt: Eltern müssen in die Pedalen treten, damit ihre Kinder am Startpunkt nach oben gelangen. Sind sie einmal oben, erledigt die Schwerkraft den Rest. Etwas Besonderes ist auch das Trampolin, auf dem die Kinder Kleidung mit großflächigen Klettverschlüssen tragen können. Sind sie leicht genug, bleiben sie an der Wand „kleben“, können sich aber auch selbst wieder ablösen. Das „Schweinerennen“ steuern die Kinder mit Muskelkraft, auf den Rollenrutschen dagegen können sie sich einfach in eine Kiste setzen und hinabsausen. Letztere gibt es in drei Varianten für kleine und größere Kinder. Die größte hat fünf Prozent Gefälle und ein paar Kurven. Einige Geräte sind neu, andere hat der Inhaber gebraucht gekauft.
Einmal pro Woche wird die Sauna angeheizt
Zudem gibt es in der rund 3.300 Quadratmeter großen Halle auch noch die ebenso farbenfrohe frühere Sauna- und Wellnesslandschaft. Dort dauert es vermutlich noch ein wenig länger bis zur Wiedereröffnung. Sie soll künftig zwei Funktionen haben: Tagsüber können Kinder hindurchtoben. Einmal pro Woche sollen aber abends ab 19 Uhr die Sauna und das Dampfbad eingeschaltet werden, sodass die vor zwölf bis 15 Jahren mit großem Aufwand errichtete Saunalandschaft teilweise ihre eigentliche Funktion behält.
Und das ist noch nicht einmal alles, was Massoud Chams in dem Gebäude plant. Auch eine Cafeteria mit bis zu 80 Sitzplätzen soll es geben, der Tresen sowie die meisten Stühle und Tische sind schon da. Und ganz am anderen Ende ist ein Mini-Markt geplant: ein kleiner Lebensmittelmarkt für die Bewohner der umliegenden Straßen. Auch er wird noch nicht sofort eröffnen. „Vielleicht startet er auch am Anfang erst einmal mit wenigen Artikeln und dann erweitern wir das Sortiment nach und nach“, überlegt der Besitzer, der eigentlich schon im Rentenalter ist.
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Zeiten und Preise stehen schon teilweise fest: Das Tobingo soll an sechs Tagen pro Woche von 14 bis 18 Uhr geöffnet sein. Welcher Tag zum Ruhetag wird, ist noch nicht geklärt. Kinder sollen zehn Euro pro Tag zahlen, Erwachsene fünf Euro. Auch ein Gruppenrabatt ist geplant und wer Geburtstag hat, darf kostenlos rein. Tarife für eine oder zwei Stunden wird es hingegen nicht geben. Der kleine Supermarkt soll täglich von 7 bis 19 Uhr geöffnet sein, die Sauna an einem Tag pro Woche von 19 bis 22 oder 23 Uhr. „Mal sehen, vielleicht am Donnerstag oder Freitag“, überlegt der Inhaber. Etwa 15 Kundenparkplätze gibt es zur Clara-Zetkin-Straße hin.
Der Außenspielplatz ist für all jene gedacht, die drinnen Eintritt bezahlt haben. Und für Kinder, deren Eltern im Supermarkt einkaufen. Doch dem Inhaber ist bewusst, dass sich das nicht immer kontrollieren lassen wird, zumal der Zaun niedrig ist. „Dort werden wir niemanden herausschmeißen“, sagt er. Wichtig ist freilich, dass abends Ruhe ist – schon allein der Nachbarn wegen. Zu denen habe er ein gutes Verhältnis, sagt Massoud Chams: „Sie freuen sich, dass hier etwas passiert.“