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Nieskyer übernimmt Frauen-Fitnessstudio in Görlitz

Jungunternehmer Richard Funke expandiert kurz nach seiner Nieskyer Studio-Eröffnung nach Görlitz. Hier zieht sich Anna Zähr nach 12 Jahren zurück.

Von Daniela Pfeiffer
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Der neue Inhaber des Fitnessstudios "Pour la femme" in Görlitz ist Richard Funke. Er übernimmt es von der bisherigen Betreiberin Anna Zähr.
Der neue Inhaber des Fitnessstudios "Pour la femme" in Görlitz ist Richard Funke. Er übernimmt es von der bisherigen Betreiberin Anna Zähr. © Martin Schneider

Hier stimmt die Chemie. Wie dicke Freunde beinahe wirken Anna Zähr und Richard Funke. Der Sport verbindet beide, die SZ hat sie zusammengebracht. Tatsächlich hat Anna Zähr, die seit Anfang 2010 in Görlitz das Frauenfitnessstudio „Pour la femme“ betrieben hat, im Sommer 2020 in der Sächsischen Zeitung gelesen, dass Richard Funke in Niesky als Fitnesstrainer in die Selbstständigkeit gestartet ist und ein Studio eröffnet hat.

Sie rief ihn an, um ihn kennenzulernen. Dass sie ihm ihr Studio in Görlitz anvertrauen will, ahnte er da noch nicht. Sie vielleicht auch nicht, erst ging es einmal ums Kennenlernen, aber nach einigen Treffen war klar: Das kann passen. „Ich wollte nach den vielen Jahren die Fahrerei nicht mehr“, sagt die zierliche 57-Jährige, die in Bautzen wohnt. Weil sie im Fitnesssektor so viele verschiedene Ausbildungen gemacht hat, habe sie den richtigen Zeitpunkt, in Bautzen etwas zu eröffnen, damals schlichtweg verpasst. Ihr Bruder brachte sie auf Görlitz, half bei der Suche nach einem passenden Objekt. Das fand sie im Eckhaus Marienplatz/Demianiplatz, wo auch die Deutsche Bank und die Schülerhilfe ihren Sitz haben. Noch immer schwärmt sie von der Lage. Und die überzeugt auch Richard Funke.

Der 25-Jährige, der aus Rothenburg stammt und bei der Bundeswehr Luft- und Raumfahrttechnik studiert hatte, hat 2020 ein Fitnessstudio in Niesky eröffnet, das mittlerweile boomt. Seine Mitarbeiter, die wie Funke auch Personal-Training anbieten, können sich vor Abnehm- und Fitnesswilligen kaum retten. Dass eine Erweiterung Richtung Görlitz kommen soll, war Richard Funke schon vor dem Kontakt zu Anna Zähr klar. Und so führte eines zum anderen. Seit 1. Januar ist Funke neuer Mieter des Fitnessstudios, ab 1. Februar soll hier wieder Sport getrieben werden. Möglich wäre das laut aktueller Corona-Verordnung schon seit 14. Januar gewesen, doch er wollte nichts überstürzen, alles in Ruhe umsetzen.

Wenn pandemiebedingt wiedermal keine Studios öffnen dürfen, hält Richard Funke seine Kundschaft per Onlinekurs fit.
Wenn pandemiebedingt wiedermal keine Studios öffnen dürfen, hält Richard Funke seine Kundschaft per Onlinekurs fit. © André Schulze

Genau wie inzwischen auch in Niesky, soll es in Görlitz einen Studioleiter geben, damit Funke selbst genug Zeit für seine eigenen Kunden und den Draufblick auf sein Unternehmen hat. Zwei Männer in einem reinen Frauenstudio? Richard Funke schmunzelt. Er hat das mit den Frauen schon besprochen, für die wenigsten ist das ein Problem. „Sie freuen sich, dass es wieder losgeht“, sagt er. Immerhin hatten die Studios wegen Corona seit November geschlossen und schon vorher mit mehreren Lockdowns zu kämpfen. Die Mitglieder wurden mit Onlinekursen fit gehalten.

In Görlitz soll es nun erst einmal wie immer losgehen. Nebenher haben sich Richard Funke und sein Studioleiter Rocco Rieche vorgenommen, ihren Plan umzusetzen. Der lautet: In den ersten Monaten wird ermittelt, was die Wünsche und Vorstellungen der Sportlerinnen sind. Was soll sich an der Betreuung, an Kursen, an Ausstattung, der Einrichtung, den sanitären Anlagen, vielleicht auch am Lichtkonzept ändern? Das dann umzusetzen, ist das große Ziel für 2023. Hochprofessionell wollen sie das Ganze angehen, sagt Funke. „Ich möchte kein Studio, wo die Leute nur herkommen, um den Vertrag zu unterschreiben, dann drei-, viermal hier sind und es dann ausplätschern lassen. Ich möchte, dass jeder seine Ziele erreicht und das auch halten kann.“

Dafür setzt er beinahe alle Energie und Zeit ein. Von sehr früh am Morgen bis spät am Abend sei aktuell seine Arbeitszeit, Freundin und Familie sehen ihn kaum. „Aber ich bin sehr dankbar, dass sie das alle so mittragen, da sind, wenn es mal etwas zu tun gibt oder zu Hause das Essen fertig haben, wenn ich völlig erledigt heimkomme.“

Anna Zähr (rechts) hat sich weit über das Fitnessstudio hinaus in Görlitz engagiert. Hier übergab sie 2012 gemeinsam mit Renate ten Hagen (links) Geld für Spielgeräte an die Kita Schlumpfenland in Kunnerwitz. Darüber freute sich damals auch Kitaleiterin U
Anna Zähr (rechts) hat sich weit über das Fitnessstudio hinaus in Görlitz engagiert. Hier übergab sie 2012 gemeinsam mit Renate ten Hagen (links) Geld für Spielgeräte an die Kita Schlumpfenland in Kunnerwitz. Darüber freute sich damals auch Kitaleiterin U © Pawel Sosnowski

Auch den ganzen Sportlern sind Richard Funke und Anna Zähr unheimlich dankbar, dafür, dass sie während der schwierigen Pandemiezeiten die Treue hielten, auch für den großen Vertrauensvorschuss jetzt.

Anna Zähr will sich indes in Bautzen neu orientieren. Stillstand ist für die Sportlerin nichts und so ist sie sich sicher, dass es beruflich eigentlich auch nur wieder in die Richtung gehen kann. Dem Wechsel sieht sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Weinend, weil über die Jahre so viele persönliche Freundschaften entstanden sind, die über die Entfernung nun schwerer zu pflegen sein werden. Das lachende Auge blickt optimistisch in die Zukunft. Ihrem eigenen Sport will sie wieder mehr Zeit widmen, durch die wegfallende Pendelei bleibt nun auch einfach mehr Lebenszeit übrig, freut sie sich.

Ihr „Baby“ in Görlitz weiß sie nun in allerbesten Händen. „Fitness gehört in junge Hände“, sagt sie, während sie auf Richard Funke schaut. Und ist froh, dass sie damals den SZ-Bericht gelesen hat. Die Zeitung lag nämlich eigentlich schon in der Blauen Tonne. „Als meine Schwägerin mir erzählte, dass sie den Bericht über Richard gelesen hatte, haben wir sie wieder rausgeholt.“