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Görlitzer Initiative lädt jüdische Nachfahren ein

Im Juni wird es die zweite Holocaust-Erinnerungswoche in Görlitz geben. Mit vielen Nachfahren jüdischer Görlitzer. Für einige von ihnen läuft jetzt eine große Spendenaktion.

Von Sebastian Beutler
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Lauren Leiderman im November 2021, als sie schon einmal Nachfahren jüdischer Einwohner von Görlitz begrüßen konnte.
Lauren Leiderman im November 2021, als sie schon einmal Nachfahren jüdischer Einwohner von Görlitz begrüßen konnte. © Martin Schneider

Es war ein berührendes Treffen. Vor 14 Monaten in Görlitz und Rothenburg. Nachfahren jüdischer Mitbürger trafen sich erstmals wieder in der Stadt, die für viele ihrer Familien einst Heimat war. Die Görlitzer jüdische Gemeinde war vor dem Ersten Weltkrieg die größte in der Oberlausitz. Innerhalb weniger Jahre löschten die Nationalsozialisten im wahrsten Sinne des Wortes all das aus.

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Es war vor allem Lauren Leiderman zu danken, dass diese Initiative so reiche Frucht trug. Kontakte zu Nachfahren hatten schon viele Görlitzer vor ihr geknüpft, auch der Förderkreis für die Görlitzer Synagoge pflegte gute Beziehungen zu manchen von ihnen.

Doch Leiderman, eine junge Opernsängerin aus dem US-Bundesstaat Louisiana, verheiratet mit einem Juden und seit 2019 in Görlitz lebend, fand in diesen Netzwerken mit den über den gesamten Erdball verstreuten Nachkommen eine Lebensaufgabe. Sie hat eine Datenbank aufgebaut mit Fotos, Interviews und Artefakten der Familien sowie ihren Spuren in der Görlitzer Stadtgeschichte. Mit über 100 Nachfahren ist sie in Kontakt, am Ende waren es damals 20, die im November 2021 die Reise nach Görlitz antraten.

Nach zwei Jahren plant Lauren Leiderman nun eine zweite Holocaust-Erinnerungswoche im Juni dieses Jahres, unter dem Dach des Deutsch-Amerikanischen Institutes Sachsen. Ihre Mitstreiter sind beispielsweise der Chef des Förderkreises Görlitzer Synagoge, Markus Bauer, Mitarbeiter der Hillerschen Villa in Zittau, und auch Nachfahren jüdischer Görlitzer wie zum Beispiel Peter Feldmann und Jodi Wallach.

Die Verlegung weiterer Stolpersteine ist dabei vorgesehen, Filmaufführungen, Konzerte, eine Sabbat-Feier. Und dazu sind wieder Nachkommen jüdischer Mitbürger aus Görlitz eingeladen, die auch mit jungen Görlitzern zusammentreffen werden.

Sieben Nachfahren alteingesessener Görlitzer Familien können sich allerdings die aufwendige Reise finanziell nicht leisten. Deshalb haben die Organisatoren der Erinnerungswoche nun eine Spendenaktion im Internet gestartet. 15.000 Euro sind nötig, damit sie aus Brasilien und Argentinien nach Deutschland fliegen und anschließend in Görlitz die Woche verbringen können. Bis Dienstagnachmittag waren bereits knapp 2.500 Euro zusammengekommen, ohne dass die Aktion öffentlich sehr bekannt gemacht worden war. Das könnte sich nun ändern.

Zu der Spendenaktion kommen Sie hier: www.sz-link.de/nachfahren.