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Moderne Pelletheizung wärmt jetzt jahrhundertealte Krypta der Görlitzer Peterskirche

Die Krypta der Peterskirche ist der einzige beheizbare Raum in einer evangelischen Innenstadtkirche in Görlitz. Umso tragischer war der Ausfall der alten Heizung. Doch nun macht die Gemeinde bei der Energiewende mit.

Von Ingo Kramer
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Pfarrer Matthias Paul bedient die neue Pelletheizung in der unteren Sakristei der Peterskirche in Görlitz.
Pfarrer Matthias Paul bedient die neue Pelletheizung in der unteren Sakristei der Peterskirche in Görlitz. © Martin Schneider

Die rostige Klappe an der Südseite der Görlitzer Peterskirche ist völlig unscheinbar. Nur ein paar neue Schrauben deuten darauf hin, dass sie noch genutzt wird. „Früher wurden durch diese Klappe Kohlen in die Peterskirche geschippt“, sagt Matthias Paul, Pfarrer der evangelischen Innenstadtgemeinde. Jetzt gibt es eine ganz neue Nutzung, die erneut dem Heizen dient: Über die Öffnung gelangen Pellets in die Kirche.

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Die aus dem mittleren 15. Jahrhundert stammende und heute als Winterkirche von November bis zur Osterzeit sowie für Orgelunterricht, Chorproben, Konzerte und Empfänge genutzte Krypta der Peterskirche nämlich wird jetzt mit Pellets beheizt. Das ist hochmoderne Technik in fast 600 Jahre alten Gemäuern: In der unteren Sakristei, die sich gleich neben der Krypta befindet, steht nicht nur das Pelletlager, sondern auch die restliche Technik. „Es war Millimeterarbeit, das alles hier unterzubringen“, erklärt Paul. Die Technik sei über den Krypta-Eingang ins Innere der Kirche gelangt und von dort über enge Gänge und durch mehrere Türen in die untere Sakristei. Paul lobt das Ingenieurbüro Karl-Heinz Birnbaum am Obermarkt, das für die Planung zuständig war: „Herr Birnbaum hat eine sehr gute Arbeit geleistet.“

Die neue Pelletheizung in den Gewölben der Sakristei: Links das Pelletlager, rechts der Kessel.
Die neue Pelletheizung in den Gewölben der Sakristei: Links das Pelletlager, rechts der Kessel. © Martin Schneider
So groß ist das Pelletlager der neuen Heizung.
So groß ist das Pelletlager der neuen Heizung. © Martin Schneider
Millimeterarbeit: Der Kessel passt gerade so unter den historischen Bogen.
Millimeterarbeit: Der Kessel passt gerade so unter den historischen Bogen. © Martin Schneider
Durch diese unscheinbare Klappe an der Südseite der Peterskirche wird das Pelletlager befüllt.
Durch diese unscheinbare Klappe an der Südseite der Peterskirche wird das Pelletlager befüllt. © Martin Schneider
So (rechts) sehen die Heizkörper in der Krypta der Peterskirche aus.
So (rechts) sehen die Heizkörper in der Krypta der Peterskirche aus. © Martin Schneider
In der Krypta gibt es jetzt sogar Bankheizungen.
In der Krypta gibt es jetzt sogar Bankheizungen. © Martin Schneider

Am Sonntag wird Birnbaum selbst vor Ort sein. Dann wird die neue Pelletheizung eingeweiht. Der gemeinsame Gottesdienst von Evangelischer Innenstadtgemeinde und Evangelisch-Polnischer Gemeinde in der Krypta beginnt 10 Uhr, danach gibt es einen kleinen Empfang und Birnbaum bietet Technik-Führungen in die untere Sakristei an. Doch auch in der Krypta können die Besucher die moderne Technik erleben: „Die Heizkörper an den Seiten des Raumes schaffen die Grundwärme, die Sitzheizungen die Wohlfühltemperatur“, erklärt Paul. Mindestens 16 Grad Celsius müssen heutzutage erreicht werden, sagt der Pfarrer: „Einige Künstler treten bei Temperaturen unter 16 Grad nicht auf.“ Mit der neuen Heizung sei das gewährleistet.

Zuvor gab es in der Krypta eine Gasheizung. „Die stammte aus DDR-Zeiten und wurde in den 1990er Jahren repariert“, so Paul. Letztmalig in Betrieb war sie im Winter 2019/20, danach war sie zu kaputt für weitere Reparaturen: „Sie hätte keine Betriebserlaubnis mehr bekommen.“ In den Wintern 20/21 und 21/22 wurde die Krypta aufgrund der Corona-Abstandsregeln nicht genutzt, Gottesdienste wichen in die viel größere Peterskirche aus. Im Winter 22/23 war das auch noch einmal so – allerdings nicht mehr wegen Corona, sondern weil da die Bauarbeiten schon begonnen hatten.

Dass es am Ende überhaupt eine Pelletheizung geworden ist, hat mit der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) zu tun. Die hat schon vor der Corona-Zeit ein Gesetz erlassen, wonach die Kirchgemeinden energiesparend arbeiten und auf erneuerbare Energien setzen sollen. Das hat es teuer gemacht – und die Preissteigerungen der vergangenen Jahre noch teurer. „Inklusive Planung hat uns die Pelletheizung an die 200.000 Euro gekostet“, so Paul. Eine Gasheizung hätte 60.000 bis 70.000 Euro gekostet. Das EKBO-Umweltbüro habe knapp zehn Prozent der Kosten übernommen, der Rest kam vom Bund, vom Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz und der Erika-Simon-Stiftung: „Letztere hat einen großen Batzen gegeben und uns damit gerettet.“