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Corona: Jugendfeiern wieder verschoben

Im Kreis Görlitz finden nur wenige Konfirmationen und Firmungen wie geplant statt. Viele Jugendliche müssen sich gedulden - teils bis in den Herbst.

Von Ines Eifler
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Die Konfirmanden des Jahres 2017 konnten nach dem Festgottesdienst noch mit ihrer ganzen Familie feiern. Dieses Jahr ist wie 2020 immer noch "alles anders".
Die Konfirmanden des Jahres 2017 konnten nach dem Festgottesdienst noch mit ihrer ganzen Familie feiern. Dieses Jahr ist wie 2020 immer noch "alles anders". © Sophie Rothe

Die Konfirmanden der Evangelischen Kreuzkirchengemeinde in der Görlitzer Südstadt gehören zu den wenigen Jugendlichen, die ihren "neuen Lebensabschnitt" beginnen können, wann sie geplant hatten – zu Pfingsten, am vorletzten Maiwochenende.

Während die meisten anderen Jugendfeiern – Firmungen, Jugendweihen, Konfirmationen – genau wie schon 2020 in den Sommer oder Herbst verschoben werden, kann Albrecht Bönisch sagen: "Durch unser Hygienekonzept rechnen wir damit, dass der Gottesdienst mit den Familien und Gästen stattfinden kann." Seine Konfirmandengruppe ist mit sieben Jugendlichen eher klein, die Kirche hingegen groß, und für Gottesdienste können nach wie vor größere Menschengruppen zusammentreffen, wenn die Haushalte zueinander Abstand halten. Schwierig sei allerdings die Planung der Feiern im Anschluss, sagt Bönisch. Große Familientreffen werden sicherlich auch Ende Mai noch nicht erlaubt sein. "Das ist für die jungen Leute sehr schade."

Jugendweihen fast alle verschoben

Das gilt auch für alle anderen Feiern, die für die kommenden Wochen geplant waren. Die erste Jugendweihe der Region – in Cunewalde – hätte bereits am Sonnabend nach Ostern stattgefunden und wurde nun auf Ende Juni verlegt. 105 Görlitzer Jugendliche wollten am 24. April feiern, werden das aber nun im Juni tun, genau wie 18 junge Reichenbacher auf Schloss Krobnitz.

Der Nieskyer Termin am 15. Mai für 112 Jugendliche und der in Zittau am 5. Juni stehen im Moment zwar noch. "Aber ich sehe noch nicht, dass wir in vier Wochen wirklich eine Veranstaltung mit 200 Leuten feiern dürfen", sagt Anja Mai vom sächsischen Jugendweihe-Verein. Das sei das Minimum, normalerweise nehmen inklusive Gäste bis zu 500 Menschen an einer Jugendweihe teil. Die Ersatztermine für alle Feiern im Sommer habe sie schon beizeiten reserviert, ebenso gibt es weitere Ausweichmöglichkeiten für September und Oktober, falls auch vor den Sommerferien noch keine Jugendweihen veranstaltet werden dürfen.

Voriges Jahr wurden die Jugendweihen in den Herbst verschoben, hier eine Stellprobe im Berggasthof auf dem Rotstein mit Anja Mai vom Jugendweihe-Verein Sachsen (2. v. l.).
Voriges Jahr wurden die Jugendweihen in den Herbst verschoben, hier eine Stellprobe im Berggasthof auf dem Rotstein mit Anja Mai vom Jugendweihe-Verein Sachsen (2. v. l.). © Nikolai Schmidt/Archiv

Alle Beteiligten von der Band bis zum Festredner und natürlich den Raum zugleich für mehrere Termine binden zu müssen, das sei aufwändig, sagt Anja Mai, und gelte für die meisten Veranstalter. Dass die Familien und der Verein immer wieder umdenken müssen, sei aber nur das eine. "Vor allem ist es schade, dass die Gemeinschaft der Jugendlichen gar nicht so richtig zustande kommt."

Jugendlichen fehlt die Gemeinschaft

Normalerweise gibt es eine Auftaktparty und ein Abschlusscamp für die Jugendlichen, zwischendrin Kurse mit Themen, die zum Erwachsenwerden gehören, etwa ein Erste-Hilfe-Kurs, Bewerbungstrainings oder ein Knigge-Kurs, Ausflüge in Gedenkstätten und in den Bundestag, Vorträge zu Mobbing und Drogenprävention. Vieles davon finde im Moment zumindest online statt, sagt Anja Mai, und ab Sommer dann hoffentlich wieder in Präsenz. Und das Angebot zu Party und Ausflug steht für alle, die jetzt darauf verzichten müssen, noch im nächsten Jahr.

Die Zahl der an der Jugendweihe Interessierten sei übrigens zurückgegangen. "Das kann daran liegen, dass wir im Lockdown keine Info-Abende anbieten konnten", sagt Anja Mai, "oder an der Unsicherheit der Familien, ob eine Feier stattfinden wird." Andererseits bekomme sie täglich Anrufe von Eltern, die ihre Kinder noch zur Jugendweihe anmelden möchten.

Firmvorbereitung in kleinen Gruppen

Die fehlende Gemeinschaft der Kinder und Jugendlichen in der Vorbereitungszeit auf eine Feier, die im Leben einmalig ist, beklagen auch die Kirchengemeinden. Pfarrer Elsner von der Katholischen Pfarrei Heiliger Wenzel bedauert, dass die 34 Jugendlichen, die in diesem Jahr gefirmt werden, sich nur in kleinen Gruppen darauf vorbereiten können. Auch hier gehören sonst große Treffen und Fahrten dazu – nicht so in Pandemie-Zeiten.

Firmung in der katholischen Heilig-Kreuz-Kirche in Görlitz 2020 unter Coronabedingungen mit Abständen.
Firmung in der katholischen Heilig-Kreuz-Kirche in Görlitz 2020 unter Coronabedingungen mit Abständen. © Fanny Hünlich

Die Firmung dieser Gruppe soll nun im September oder sogar erst im Dezember stattfinden, wenn die Jakobus-Kathedrale wieder offen ist. "Aber dann könnte uns das Infektionsgeschehen schon wieder einholen", sagt Elsner. Eine kleine Gruppe an Firmlingen aus dem vergangenen Jahr, die den Ersatztermin nicht wahrnehmen konnten, wird zu Pfingsten ihr Ja zum christlichen Glauben bekunden. Für die Erstkommunionkinder verschiebt sich die Feier vom April auf das letzte Wochenende vor den Sommerferien.

Eltern tragen Entscheidung mit

In der Evangelischen Innenstadtgemeinde war die Konfirmation für den 9. Mai geplant, bis zu dem jetzt der Lockdown verlängert wurde. Hier haben sich die Eltern der 15 Jugendlichen gewünscht, den Termin in den Juli zu verschieben, der Gemeindekirchenrat hat danach Anfang dieser Woche entsprechend entschieden. "Es war uns wichtig, dass die Eltern diese Entscheidung mittragen", sagt Annika Arlt, die in diesem Jahr die Jugendlichen der Innenstadtgemeinde zur Konfirmation begleitet.

Auch die Konfirmanden der Innenstadtgemeinde bereiten sich weitgehend im Videochat auf ihre Feier vor. "Aber alle vermissen, dass wir uns nicht treffen können", sagt Annika Arlt. Einander zu sehen, zu reden und nach dem Unterricht zusammen nach Hause laufen, all das gehöre dazu und sei den Jugendlichen wichtig. Deshalb hoffe sie, dass später in diesem Jahr vielleicht doch noch eine Konfirmandenfahrt möglich ist. "Vor allem aber tun wir alles dafür, dass die jungen Leute trotz aller Unwägbarkeiten ein schönes Fest haben werden, damit sie mutig ihr Ja zu Gott sprechen und wir uns mitfreuen können."

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