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Corona-Pause schadet Straßentheaterfestival in Görlitz nicht

Am Sonntag ging in Bad Muskau das Fest nach vier Tagen zu Ende. Geschätzt lag die Besucherzahl auf dem Niveau von 2019. Unsere Bilder des Festes.

Von Sebastian Beutler
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Wenn Künstler so gehäuft wie am Wochenende auf den Görlitzer Plätzen auftreten, dann ist Viathea-Zeit in der Stadt.
Wenn Künstler so gehäuft wie am Wochenende auf den Görlitzer Plätzen auftreten, dann ist Viathea-Zeit in der Stadt. © Martin Schneider

Das Görlitzer Straßentheaterfestival Viathea hat die dreijährige Corona-Pause unbeschadet überstanden. Festival-Organisatorin Christiane Hoffmann sprach am Sonntag gegenüber der SZ von einem "nahtlosen Anknüpfen" an 2019, als zum letzten Mal ein vollständiges Festival stattfinden konnte. Sie habe eine "total freudige Atmosphäre" wahrgenommen.

Zwar liegen bislang noch keine offiziellen Besucherzahlen vor, doch schätzte sie ein, dass die Resonanz von 2019 erreicht worden sei. Damals gab das Theater als Träger des Festivals die Besucherzahl mit 47.000 an.

Das Motto "Tuchfühlung" war zwar bereits 2019 für das Folgejahr ausgesucht worden, konnte aber coronabedingt erst jetzt umgesetzt worden. Und es traf den Nerv aller Beteiligten: Die Zuschauer konnten endlich wieder mit der Stadt und den Künstlern auf Tuchfühlung gehen, für die Ensembles wiederum war es häufig der erste oder zweite Auftritt vor so großen Besuchergruppen, denn die Festivalsaison im Straßentheater nimmt jetzt erst so richtig Fahrt auf. In Jelenia Gora (Hirschberg) findet ein kleines Festival auch nach dreijähriger Pause am kommenden Wochenende statt.

Die niederländischen Künstler von RavArt nahmen besonders enge Tuchfühlung mit dem Publikum auf.
Die niederländischen Künstler von RavArt nahmen besonders enge Tuchfühlung mit dem Publikum auf. © Martin Schneider
Teatr Akt aus Polen zeigten zwei ihrer Programme. "Travelers" war eine Zeitreise in ihre Fantasie.
Teatr Akt aus Polen zeigten zwei ihrer Programme. "Travelers" war eine Zeitreise in ihre Fantasie. © Martin Schneider
Corpus aus Kanada zeigten auf der Wiese an der Hotherstraße, was passiert, wenn zwei Königinnen aus einer anderen Welt einen Campingausflug unternehmen.
Corpus aus Kanada zeigten auf der Wiese an der Hotherstraße, was passiert, wenn zwei Königinnen aus einer anderen Welt einen Campingausflug unternehmen. © Martin Schneider
Delinus-3 ist der kleinste Taxibus der Welt. Die Holländer lassen ihn fahren, wann und wohin sie wollen. Die Passagiere lassen sich auf das Unvorhersehbare ein.
Delinus-3 ist der kleinste Taxibus der Welt. Die Holländer lassen ihn fahren, wann und wohin sie wollen. Die Passagiere lassen sich auf das Unvorhersehbare ein. © Paul Glaser/glaserfotografie.de
Humor hilft selbst in eigentlich traurigen Momenten. Clown Kaspar und der Elefant Rudi sind übriggeblieben von einem Zirkus. Ihre Lebensfreude ist dadurch aber nicht gesunken.
Humor hilft selbst in eigentlich traurigen Momenten. Clown Kaspar und der Elefant Rudi sind übriggeblieben von einem Zirkus. Ihre Lebensfreude ist dadurch aber nicht gesunken. © Martin Schneider
This Maag aus der Schweiz ist Komödiant, Slapstick-Künstler und Herzensmensch in Einem. Das kam besonders gut an.
This Maag aus der Schweiz ist Komödiant, Slapstick-Künstler und Herzensmensch in Einem. Das kam besonders gut an. © Martin Schneider
Manchmal muss man einfach nur stricken. Die Görlitzer und ihre Besucher taten es mit einer solchen Hingabe, dass Mime Minimale aus der Schweiz schon Sorge hatte, ob die Wolle für den Auftritt in Bad Muskau reicht. Sie tat es.
Manchmal muss man einfach nur stricken. Die Görlitzer und ihre Besucher taten es mit einer solchen Hingabe, dass Mime Minimale aus der Schweiz schon Sorge hatte, ob die Wolle für den Auftritt in Bad Muskau reicht. Sie tat es. © Martin Schneider
Hunderte tanzten am späten Sonnabendabend auf dem Görlitzer Klosterplatz zu den Klängen der Dresdner Brassband "Banda Comunale".
Hunderte tanzten am späten Sonnabendabend auf dem Görlitzer Klosterplatz zu den Klängen der Dresdner Brassband "Banda Comunale". © Martin Schneider
Circus Zanzara aus den Niederlanden erzählte die Geschichte von gealterten Zirkuskünstlern, die aber noch längst nicht zum alten Eisen gezählt werden wollen.
Circus Zanzara aus den Niederlanden erzählte die Geschichte von gealterten Zirkuskünstlern, die aber noch längst nicht zum alten Eisen gezählt werden wollen. © Paul Glaser/glaserfotografie.de
Jana Krob, Anja Gessehardt und Silke Schirok gingen am Görlitzer Kaisertrutz auf eine Zeitreise durch den Zirkus .
Jana Krob, Anja Gessehardt und Silke Schirok gingen am Görlitzer Kaisertrutz auf eine Zeitreise durch den Zirkus . © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Die Hirschberger waren in den 1990er Jahren die Taufpaten des Görlitzer Festivals. Ohne die Kontakte nach und die Inspirationen aus Polen hätte der damalige Görlitzer Kulturamtsleiter Stefan Waldau kaum das mittlerweile erfolgreichste Kunstfestival in Görlitz begründet. Dem Wechsel bei den handelnden Personen geschuldet, haben die Kontakte zuletzt etwas an Intensität abgenommen. Zudem hat sich das Konzept in Görlitz weiter entwickelt: Viele Ensembles treten hier über die drei Tage mehrfach auf. Das erschwert den Austausch der Mitwirkenden am selben Wochenende zwischen Görlitz und Jelenia Gora. Und für das Weiterreisen von einem Festival zum anderen liegt jetzt eine Woche dazwischen, was für die Künstler auch schwierig ist, zu überbrücken. Trotzdem steht Christiane Hoffmann auch weiterhin mit Jelenia Gora in Kontakt, um zu prüfen, ob und was miteinander veranstaltet werden kann.

Dafür hat sich der sonntägliche Abstecher nach Bad Muskau etabliert. Zum vierten Mal endete das Straßentheaterfestival in der Parkstadt an der Nordgrenze des Kreises. "Und ich sehe hier auch viele Görlitzer, die einfach mitgereist sind", berichtete Christiane Hoffmann gegenüber der SZ. "Da wächst auch der Kreis künstlerisch zusammen".

In Bad Muskau blieben die Akteure weitgehend vom Regen verschont, was in Görlitz nicht der Fall war. Zwei Inszenierungen am Sonnabendabend mussten aus Sicherheitsgründen etwas früher enden. "Doch die Besucher hatten sich auf das Wetter eingerichtet, die Künstler sind es eh", sagt Christiane Hoffmann. "Das tat der Stimmung keinen Abbruch". Was man auch beim Konzert der Brassband "Banda Communale" aus Dresden erleben konnte: Da tanzen Hunderte auf dem Görlitzer Klosterplatz weit in die Nacht hinein.

Nun müssen sich alle bis zum 6. Juli nächsten Jahres gedulden, wenn das 27. Viathea im Görlitzer Stadtpark eröffnet wird. Dann will Christiane Hoffmann auch die holländische Tanzperformance vom Theater Tol im Programm haben, das dieses Mal krankheitsbedingt absagen musste.